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Liebes Mami, lieber Papi, ich würde euch gerne ein paar Dinge erklären

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Liebes Mami, lieber Papi, ich würde euch gerne ein paar Dinge erklären

Das Chaos im Zimmer, immer Getrödel, der Sirup auf dem Tisch statt im Glas und immer die gleichen Geschichten anhören: Was Eltern in den Wahnsinn treibt, ist für Kinder ganz normal. Ein Brief, der vieles erklärt.
22.05.2015, 22:0323.05.2015, 14:57
kathrin buholzer / elternplanet
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Liebe Mama

Lieber Papa 

Ich würde euch gerne mal ein paar Dinge erklären

Wisst ihr, wenn man klein ist, so wie ich, dann tut man so einige Dinge, die ihr Erwachsenen einfach nicht so richtig verstehen könnt.

Ich liebe es, stundenlang die gleichen Kassetten zu hören und es wird mir auch nicht langweilig dabei. Ich will auch immer wieder die gleichen Geschichten von euch erzählt bekommen. Es beruhigt mich, wenn ich weiss, wie die Geschichte ausgeht, wenn mir beim Umblättern alles vertraut und bekannt vorkommt.

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ist der Schweizer Elternblog. Hier werden die wichtigsten Erziehungsfragen diskutiert. Es gibt ausserdem Tipps und Webvideos für den Erziehungsalltag, alles mit viel Fantasie und Humor. Die Betreiberin des Blogs, Kathrin Buholzer, ist Journalistin und Elternberaterin sowie Mutter von zwei Mädchen (13 und 11 Jahre). Elternplanet ist auch auf Facebook

Ich kann auch stundenlang irgendwo herumtrödeln, denn ich muss doch so viele spannende Dinge beobachten. Ich muss singen und mit meinen Tieren sprechen, ich sehe überall Gesichter, finde tolle Gegenstände und muss mir für alles etwas mehr Zeit lassen, damit ich auch ja nichts verpasse.

Das ist übrigens kein Chaos in meinem Zimmer.

Ich habe doch extra aufgeräumt, weil ihr es gesagt habt. Das sind doch meine Piratenschätze, dort links sind doch Zaubersachen von meinen Feen und dort auf dem Pult habe ich gebastelt und bin einfach noch nicht ganz fertig geworden. Ich mache nicht extra ein Durcheinander in meinem Schrank, ich kann die Pullis einfach nicht so heraus nehmen, dass kein Chaos entsteht. Und ein Chaos stört mich ja eigentlich auch nicht besonders. 

Ich drücke gerne mein Gesicht an die kalten Fensterscheiben, nicht weil sich die Scheiben verschmieren und euch ärgern will, sondern weil sich das so schön kalt anfühlt.

Ich habe den Sirup nicht absichtlich ausgeschüttet, ich hatte es einfach so eilig, weil ich doch meine Burg fertig bauen wollte. 

Wenn ich manchmal nicht auf euch höre, dann nicht, weil ich ungehorsam bin, sondern weil ich mich in meiner eigenen Welt befinde. Wenn ich spiele, singe, tanze, dann höre ich nichts um mich herum. Brüllt nicht vom Wohnzimmer ins Kinderzimmer, denn das höre ich nicht, weil ich gerade in meiner Fantasiewelt stecke. Kommt lieber zu mir hin, sprecht mich mit Namen an und sagt, was ihr gerne von mir möchtet. 

Wundert euch nicht, wenn ich mal «Nein» sage, denn oft fragt ihr mich, ob ich dies oder jenes tun will. Wenn ihr mir Fragen stellt, dann antworte ich halt logischerweise oft mit «Nein». 

Manchmal redet ihr auch einfach viel zu viel. Wenn ihr so viel redet, dann kann ich gar nicht mehr alles aufnehmen.

Ich weine manchmal auch, wenn ihr weggeht. Macht euch aber keine Sorgen, das ist normal. Schliesslich hab ich euch lieb und bin gerne mit euch zusammen. Verabschiedet euch lieber nicht stundenlang von mir, sonst fällt es mir nur noch schwerer. Wenn ihr nämlich dann weg seid, beruhige ich mich meistens ganz schnell und alles ist wieder gut. 

Ich räume auch gerne Dinge aus und bin laut. Wenn es euch stört, dann gebt mir einfach etwas, dass ich ausräumen DARF und zum quietschen schickt ihr mich einfach in mein Zimmer, dann störe ich niemanden. Ich staune über so viele Dinge, muss alles anfassen, einstecken, sammeln. Steine werden zu Diamanten, Blätter zu Feenflügeln, die Spaghetti im Teller sehen aus wie Haare, die muss ich mir manchmal auf den Kopf legen. 

Zähne putzen finde ich übrigens doof. 

Und aufräumen auch, genau so wie Hände waschen, Teller wegräumen, mich anziehen, ins Bett gehen. Wenn ihr mich zum Lachen bringt, wenn ihr zaubert, mit einer lustigen Stimme sprecht, dann fällt es mir aber ein bisschen leichter.

Seid nicht immer so ernst. Mit ein bisschen Fantasie und Humor geht das alles viel einfacher und ich bin viel motivierter mitzuhelfen. Lasst mich viele Dinge selber tun, helft mir einfach ein wenig, wenn ich es noch nicht so gut kann, aber erledigt nicht immer alles für mich. 

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Sagt nicht einfach nur «Nein», denn dann werde ich wütend und werfe mich manchmal auch auf den Boden. Bietet mir eine Alternative an, dann kann ich auswählen und bin zufrieden.

Setzt euch doch immer mal wieder zu mir auf den Boden, dann seht ihr wie KLEIN ich eigentlich bin und wie GROSS die Welt um mich herum ist. 

Denkt ihr wieder ein bisschen daran? 

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Ich hab euch lieb.

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