Die Reaktionen auf «Timbuktu», den (einzigen) afrikanischen Wettbewerbsbeitrag von Abderrahmane Sissako, waren exakt so: Die Männer waren erbost, die Frauen ergriffen. Und weil ich eine Frau bin, schliess ich mich den andern Frauen an: Dieses Wüstendrama ist zum Verzweifeln packen. Zum Verzweifeln, weil da die Willkür und Gewaltherrschaft weniger extremer Dschihadisten eine kleine Stadt am Niger terrorisieren. Ihre Bewohner werden zu den absurdesten Verhüllungsmassnahmen gezwungen, zur vollkommenen Lust- und Genussfeindlichkeit, sie werden ausgepeitscht, bis zum Kopf im Sand eingegraben und dann zu Tode gesteinigt, erschossen, verfolgt, bis zum Zusammenbruch gejagt.
Kann sein, dass die andere Seite, die des Lebens vor dem Dschihad, da sanfte Viehzüchter mit ihren schönen Frauen in Zelten lagern und auf der Laute spielen, allzu verklärend ist, ich kann das nicht beurteilen. Aber man muss ja schliesslich einen Kontrast erzeugen für die Dramaturgie. Und das geht unter die Haut. Ganz besonders das Fussballspiel in der Wüste und das Romeo-und-Julia-Finale. Und die Kuh namens GPS hat gute Chancen auf den inoffiziellen Festivalpreis als bestes Tier.