Film
People

Shitstorm auf Twitter: Jennifer Lawrence soll Mulan spielen

maulan und jennifer lawrence

Warum das Internet tobt, wenn eine weisse Schauspielerin Mulan spielen soll

Disney interessiert sich für Jennifer Lawrence. Zu Recht – sie ist eine tolle Schauspielerin. Doch müssen es immer Weisse sein, die die Rollen von Asiaten, Afroamerikanern, Hispanier oder Transmenschen spielen? Zumindest auf Twitter regt man sich über Hollywood mächtig auf. 
14.09.2016, 18:1015.09.2016, 14:09
Folge mir
Mehr «Film»

Am vergangenen Montag streute die satirische Entertainment-Nachrichtenagentur Unreel News folgende Information via Twitter: «Berichten zufolge ist Disney an Jennifer Lawrence als Protagonistin in der Realverfilmung von ‹Mulan› interessiert.» 

Whitewashing

engl. für Weisswascherei
Der Begriff «Whitewashing» wird in den Kulturwissenschaften für die Verzerrung von Tatsachen und Geschichten durch eine weiss dominierte westliche Sicht verwendet.
Zum Beispiel wenn weisse Schauspieler die Rolle einer schwarzen Figur besetzten. Damit wird nicht nur die Wirkung der eigentlichen Geschichte verfälscht, sondern auch schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern die Chance auf Arbeit und Sichtbarkeit verwehrt.  

Wer den Disney-Klassiker «Mulan» nicht kennt, hat eine Bildungslücke und definitiv einen Film mehr auf der To-watch-Liste. Der bahnbrechende Animationsfilm aus dem Jahre 1998 handelt von Mulan Fa, einem chinesischen Mädchen aus einer mittelständischen Familie, das anstelle ihres Vaters als Mann verkleidet in den Krieg zieht. Mulan rettet ihr gesamtes Land vor den Hunnen, befreit den Kaiser aus der Geiselhaft und wird zur Nationalheldin. Als Frau. In China.   

«Mulan» war einer der ersten (und immer noch wenigen) Filme aus dem Hause Disney, der sich vom passiv dekorativen Frauenbild entfernt und zudem noch in China spielt. Er widerspricht dem Vorurteil der zierlichen asiatischen Frau und wurde dementsprechend von Feministinnen und vor allem auch von im Westen lebenden Asiatinnen sehr geschätzt. 

Die Produktion steht noch ganz am Anfang. Was bis jetzt bekannt ist, brodelt noch aus der Gerüchteküche. Der Shitstorm, um die Besetzung der Hauptrolle ist jedoch schon voll im Gange. 

«Mulan»-Fans und Medienkritische sind über die Vorstellung empört, dass die Rolle von einer weissen Frau besetzt werden könnte. 

Für die Realverfilmung von Mulan wurde nun eine Petition lanciert, die verhindern soll, die bestärkende chinesische Legende in einen weissgewaschenen Blockbuster zu verwandeln.  

Eine berechtigte Angst, denn die Film-Industrie um Hollywood betreibt Whitewashing quasi als Tradition. Das beweisen folgende Beispiele aus der Filmgeschichte. 

Hei Hollywood, manchmal bist du ein echter Dubbel! 

«The Good Earth» (1937)

whitewashing
bild: complex

Früh hat's schon begonnen. Der Film The Good Earth, der auf dem gleichnamigen Roman von Pearl S. Buck basiert, gilt als einer der rassistischsten Filme der Geschichte. Er handelt von einer chinesischen Bauernfamilie, doch jeder einzelne Hauptcharakter ist weiss. Im Film ist also ein Haufen weisser amerikanischer Schauspieler mit einer Tonne gelber Schminke und aufgemalten Schlitzaugen zu sehen. Bääh! 

«Apache» (1954)

Bild
bild: complex

Haben die USA den amerikanischen Ureinwohner nicht schon genug angetan? – Hollywood meint nein. Deshalb engagierten sie wohl den blauäugigen Burt Lancaster als  Kriegshelden der Apachen. Ein paar mal für zwei Minuten zu lange ins Solarium und wir haben den perfekten Indianer. Niiiicht. 

«Breakfast at Tiffany's» (1961)

Bild
bild: complex

Breakfast at Tiffany's ist für viele ein romantischer Evergreen. Neben der Romantik steckt auch eine gehörige Portion von «humorvollem» Rassismus in diesem Streifen. Mickey Rooney spielt einen japanischen Mann, der vor stereotypischen Klischees strotzt, sodass der Charakter sogar mit einer japanischen Besetzung noch ein No-go wäre.  

«The Greatest Story Ever Told» (1965)

Jesus von Nazareth ist zweifelsohne eine der spannendsten Figuren der Weltgeschichte. Wir vermuten, glauben und rätseln um ihn und sein Leben herum, doch eines wissen wir, er war bestimmt nicht weiss. Weiss sind aber alle Darsteller, die in einer Grossproduktion den christlichen Messias verkörpern. Weder Max von Sydow, noch William Dafoe («The Last Temptation of Christ») oder Jim Caviziel («The Passion») kommen also der Figur nahe. 

«A Beautiful Mind» (2001) 

Bild
bild: complex

Bei den Verfilmungen von wahren Geschichten, nehmen sich die Produzenten die Freiheit, die Geschichte zu verändern. In A Beautiful Mind geschieht diese Änderung darin, dass Jennifer Connelly an der Seite von John Nash als seine Frau Alice steht. Alice ist aus El Salvador und somit der hispanischen Ethnie zugehörig. Eine freie Änderung für die Filmemacher, eine Job-Barriere für hispanische Schauspielerinnen. Penelope Cruz hätte das bestimmt genau so gut gemacht. 

«The Hunger Games» (2012)

whitewashing
bild: complex

Jennifer Lawrence zum zweiten. Die junge Schauspielerin war der Star der vierteiligen Filmreihe Tributes of Panem, wofür sie auch mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt wurde. Bei impulsiven und furchtlosen Figur der Katniss Everdeen aus District 12 handelt es sich im Roman jedoch explizit um eine nicht-weisse Person. Katniss wird als junge Frau mit schwarzem Haar und olivenholzfarbener Haut beschrieben.  

«Doctor Strange» (2016)

Tilda Swinton in Doctor Strange
bild: variety

Tilda statt Tibet. Die aus einem uralten schottischen Clan stammende Schauspielerin Tilda Swinton spielt in der Realverfilmung eines Marvel-Comics die Figur namens «Ancient One». Dabei handelt es sich um den tibetischen Mentor des Superhelden, der dem Film als Hauptfigur dient. Die Filmemacher rechtfertigen die Besetzung mit politischer Vorsicht. Hätte man einen Tibeter für die Rolle engagiert, wäre der Film in chinesischen Kinos nicht gezeigt worden. 
Der Film wird voraussichtlich ab Oktober in den Schweizer Kinos
laufen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
92 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Raembe
14.09.2016 18:34registriert April 2014
Punkt 15 finde ich fehl am Platz. Klasse Film, klasse Besetzung. Ob das nun ein echter Transmensch ist oder nicht, spielt in meinen Augen keine Rolle. Wir wollen ja wandlungsfähige Schauspieler sehen, die in ihrer Rolle aufgehen. Heath Ledger war auch kein Psycho nur weil er einen gespielt hat. Samuel L. Jackson ist auch kein lisplender Mensch, wieso darf er dann einen spielen. Alles Fragen die ich mir als reger Kinogänger und Filmfan nicht stelle. Aber das mich einige der anderen Punkte schockiert haben.
640
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füdlifingerfisch
14.09.2016 18:20registriert August 2015
Das "Cis"-Männer oder Frauen trans- oder homosexuelle Rollen
spielen stört mich herzlich wenig, denn es gibt auch Schwule die Heteros spielen (bestes Beispiel Barney Stinson gespielt von Neil P. Harris).
Aber dass es Leute gibt, die eine explizit als asiatisch beschriebene Person mit Jennifer Laurence besetzen wollen, ist dann doch ziemlich schwachsinnig.
Will hier jetzt nicht die Rassismuskeule schwingen, aber der Grund für diese Fehlbesetzung will sich mir einfach nicht erschliessen
648
Melden
Zum Kommentar
avatar
DerTaran
14.09.2016 20:26registriert Oktober 2015
Unreel__News als Quelle und nicht nachschauen wer sich dahinter verbirgt.
Das ist eine Ente einer Satire-Seite.
480
Melden
Zum Kommentar
92