Die Ermittler haben im Fall des erschossenen Angreifers auf dem Pariser Flughafen Orly erste Hinweise auf einen möglichen Terroranschlag. Der 39 Jahre alte Mann habe bei seiner Attacke auf Soldaten gerufen: «Ich bin da, um für Allah zu sterben». Das berichtete Antiterror-Staatsanwalt François Molins am Samstagabend in Paris auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz
Der am Pariser Flughafen Orly erschossene Angreifer ist ein mehrfach vorbestrafter Franzose und wurde von der Kriminalpolizei gesucht. 2015 stand er zudem unter Radikalisierungsverdacht, wie am Samstag aus Polizeikreisen verlautete.
Eine Wohnungsdurchsuchung habe damals aber nichts ergeben. Der Mann war wegen einer Reihe von Straftaten wie bewaffnetem Raubüberfall und Drogenhandel mehrfach vorbestraft.
Vater und der Bruder des Angreifers wurden festgenommen. Solche Festnahmen im «Umfeld eines Verdächtigen» seien üblich, verlautete aus Ermittlerkreisen. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hatte am Samstagmorgen die Ermittlungen an sich gezogen.
Der Mann hatte am Samstagmorgen am Pariser Flughafen Orly eine Soldatenpatrouille angegriffen. Er versuchte, einer Soldatin eine Waffe zu entreissen und wurde erschossen. Die Frau sei Reservistin und als Teil einer Patrouille von drei Soldaten am Flughafen unterwegs gewesen, erläuterte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian.
#Orly - Fermeture totale de l'aeroport. Les voyageurs terminent le voyage à pied sur l'autoroute. pic.twitter.com/aZTAWu91Qq
— Remy Buisine (@RemyBuisine) 18. März 2017
Die Soldatin habe ihre Waffe festgehalten. «Aber ihre zwei Kameraden haben es für nötig gehalten - und sie hatten Recht - das Feuer zu eröffnen, um sie zu beschützen, und vor allem um alle Leute drumherum zu beschützen», sagte Le Drian. Er lobte die «Professionalität» der Militärs.
Etwa anderthalb Stunden zuvor hatte der erschossene Angreifer nach Angaben von Innenminister Bruno Le Roux in der Nähe von Paris auf Polizisten geschossen und dabei einen von ihnen leicht verletzt.
Der Vorfall am Flughafen Orly hatte einen Grosseinsatz der Polizei ausgelöst. Sprengstoffexperten der Polizei waren im Einsatz, sie fanden jedoch keinen Sprengstoff.
Der Flugbetrieb könnte nach Angaben des Betreibers noch am Samstag wieder aufgenommen werden. Er war nach der Attacke komplett eingestellt worden. Am Terminal West könne es in den «kommenden Minuten oder Stunden» weitergehen, sagte Betreiber-Chef Augustin de Romanet am Samstagmittag.
Das zweite Terminal Süd könne dagegen nicht geöffnet werden, solange der Staatsanwalt den Tatort nicht erkundet habe. «Es könnte am Abend wieder öffnen, aber kommen Sie nicht nach Orly, ohne zu überprüfen, dass die Flüge wieder aufgenommen wurden.»
Frankreich wurde seit Anfang 2015 von einer Reihe islamistischer Anschläge getroffen. Bei einer Anschlagsserie in Paris wurden am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet. Seither gilt in ganz Frankreich der Ausnahmezustand. (oli/sda/afp/dpa)