Frau Ruob Fuchs, stimmt es, dass in der Schweiz immer mehr Kinder Kopfläuse haben?
Christina Ruob Fuchs: Zürich ist die einzige Schweizer Stadt, in der es überhaupt Zahlen gibt, und hier hat der Kopflausbefall abgenommen. Was den Rest der Schweiz betrifft, höre ich von den Lausfachfrauen, dass es keine Zunahme gibt.
Warum haben wir trotzdem das Gefühl, dass das Problem zunimmt?
Die Kopfläuse sind durch Präventionskampagnen stärker in unseren Fokus geraten. Studien aus anderen Ländern haben aber gezeigt, dass der Befall dort zurückgeht, wo besonders gut über das Thema informiert wird. Auch in der Schweiz werden die Eltern immer besser geschult und durch die Lausfachfrauen aufgeklärt.
Stimmt es, dass praktisch jedes Kind einmal in seiner Schullaufbahn Kopfläuse hat?
Sagen wir es so: Es gibt selten Kinder, die nie Kopfläuse haben. Das liegt daran, dass es jeden treffen kann. Es hat überhaupt nichts mit Hygiene zu tun. Warum manche Kinder nie getroffen werden – ob das beispielsweise mit dem Körpergeruch oder dem Blut zusammenhängt – das weiss man nicht. Grundsätzlich kann man aber sagen: Je sozialer ein Kind ist und je mehr es mit anderen Kindern interagiert, umso grösser ist die «Chance», dass es Kopfläuse bekommt.
Angeblich werden Kopfläuse immer mehr vom Kindergarten- zum Teenie-Problem. Schuld daran soll der Selfie-Trend sein, weil man dabei die Köpfe zusammensteckt.
Das kann ich mir nicht vorstellen. So eine Kopflaus ist zwar mit einer Geschwindigkeit von 20 Zentimetern pro Minute ziemlich schnell, aber ein Selfie reicht wohl nicht für eine Übertragung aus. In den Ländern, in denen es Studien gibt, tritt der Lausbefall nach wie vor gehäuft bei Kindern bis zu 12 Jahren auf. Danach kommen sich die Kinder nicht mehr so nah wie im Raufalter.
Früher waren Kopfläuse ein Tabuthema – wer welche hatte, kam aus einer ungepflegten Familie. Gibt es dieses Klischee immer noch?
Leider kommt das zum Teil immer noch vor. Deswegen versuchen wir auch immer wieder den Eltern klarzumachen: «Ihrem Kind geht es gut, Ihr Kind hat viele Freunde.» Was im Umkehrschluss natürlich nicht bedeutet, dass ein Kind keine Freunde hat, wenn es keine Kopfläuse hat. Ganz grundsätzlich ist die Aufklärung in der Schweiz aber so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr so sehr als Problem aufgefasst wird, wie früher.
Gibt es einen Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern?
Je ländlicher eine Region ist, und je weiter die Kinder voneinander entfernt wohnen, desto geringer ist der Kopflausbefall. Das ist aus Studien bekannt. Umgekehrt war der Kopflausbefall in Dänemark und in Israel früher mal besonders hoch. Das liegt daran, dass die Kinder dort viel früher in die Fremdbetreuung gegeben wurden. Je mehr Zeit Kinder beispielsweise in Krippen zusammen verbringen, umso stärker ist der Kopflausbefall.
Kann man präventiv etwas gegen Kopfläuse tun?
Prinzipiell empfehle ich den Einsatz eines Lauskammes einmal wöchentlich zur Kontrolle, ob ein Lausbefall stattgefunden hat. Zusätzlich ist es hilfreich, lange Haare hochzustecken. Es gibt diverse Produkte, welche zur Prophylaxe empfohlen werden. Nur zwei davon haben allerdings in kontrollierten Studien eine Wirkung gezeigt.
Wie muss so eine Kontrolle mit dem Lauskamm gemacht werden?
Einfach die Haare nass machen, einen Conditioner auftragen, diesen nicht ausspülen und dann die Haare mit dem Lauskamm durchkämmen. Kopfläuse mögen kein Wasser, deshalb stellen sie sich tot. Und Conditioner mögen sie noch weniger, also stellen sie sich noch länger tot. Ausserdem macht das Produkt die Haare einfacher kämmbar – so ein Lauskamm hat ja sehr eng nebeneinander stehende Zinken.