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Briefe von der Heimatfront

Das Schweigen der Deutschen

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Bild: THOMAS PETER/REUTERS
Briefe von der Heimatfront

Das Schweigen der Deutschen

30.05.2014, 18:3916.06.2014, 11:51
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Die Deutschen sind überall in der Schweiz, sie bedienen Kaffeevollautomaten, passen Kontaktlinsen an, drücken Löhne und unterrichten Quantenbotanik. Sind sie aber auch organisiert, drücken sie ihre Interessen durch, wie es der wichtigsten oder jedenfalls lästigsten Minderheit im Land gebührt? Die offizielle Antwort lautet: nein, die halboffizielle: ja, aber sehr diskret.

Für eine Invasionsstreitmacht dieser Grösse fehlt jedenfalls eine deutlich sichtbare Kommandostruktur, ein Feldlager Olten oder wenigstens ein Zelt, angefüllt mit Orden und den dazu passenden Generälen. Fast 300'000 Deutsche auf einem Haufen, aber sie bilden kein Regiment, keinen Verein, nicht einmal ein Kaffeekränzchen! Die Interessenvertretung der Deutschen in der Schweiz ist mit «unsichtbar» kaum hinreichend beschrieben.

Da gibt es zum Beispiel ein „Deutsches Haus“, sich selbst titulierend als „Verein der Deutschen in der Schweiz“, das wenigstens auf seiner Webseite so transparent und weltoffen daherkommt wie eine durchschnittliche Scientology-Filiale. Kaum Informationen über die Vereinsaktivitäten, keine Pressemitteilungen zu den deutsch-schweizerischen Beziehungen, stattdessen ein von «20 Minuten» abgeschriebener Artikel, der darüber informiert, dass neuerdings auch die Schweizer bei deutschen Fussballsiegen jubeln. In der Berichterstattung ist der Verein folgerichtig auch kaum existent.

Auch in der Blogosphäre: Stille, Dunkelheit und Wirrnis. Die Seite blogwiese.ch soll das Leben eines Deutschen in der Schweiz dokumentieren; der letzte Eintrag stammt jedoch aus dem Oktober und befasst sich mit der Namensgebung der Schweizer Münzstätte swissmint – obskur und sinnlos! Eine Seite für deutsche Einwanderer wiederum, hallo-schweiz.ch, soll ebendiesen das Leben hier erleichtern, publizierte zuletzt aber nur Tipps für die Europawahl und kommentiert die eigene Untätigkeit auch noch mit einem gewissen faulen Stolz: «Vielleicht wäre es mal an der Zeit, was Neues zu beginnen :-)? (Ich werde mal darüber nachdenken ... aber bin bislang noch nicht viel weiter gekommen ;-) ...)»

Wenn die Immigranten selbst nicht handeln, so muss der Staat einspringen. In Anlehnung an die deutsche Islamkonferenz sollten die Schweizer baldmöglichst eine Eidgenössische Deutschenkonferenz einführen – allein schon im eigenen Sicherheits- und Informationsinteresse! Ganz verschiedene religiöse Gruppen wie Radikalschwaben, gemässigte Bajuwaren und prussophile Berlinisten könnten so an einen Tisch gebracht werden, erhielten eine Stimme, müssten sich nicht ghettoisieren und in irgendwelchen «deutschen Häusern» Hinterzimmerpolitik machen. Und dann, man kennt das ja, irgendwo in die Luft sprengen.

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Leo Fischer
Der ehemalige Chefredaktor vom Satiremagazin «Titanic» schreibt jede Woche einen «Brief von der Heimatfront». Er liefert den deutschen Invasoren in der Schweiz Schlachtpläne, wie sie die deutsche Dominanz in den Universitäten oder dem Gesundheitswesen noch stärker durchsetzen und festigen können. Er wird aber auch seinen Landsleuten mit ordentlich Humor grob aufs Dach hauen.



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