Dunkelheit. Alles drehte sich. Wo war er? Was war passiert? Nigel versuchte aufzustehen. Übergab sich zweimal. Langsam kam die Sicht zurück. Verschwommene Umrisse. Berge? Ein Horizont? Sterne? Sterne. Er musste irgendwo im Freien sein. Es war Nacht. Und bitterkalt. Der Boden war eiskalt, hart und flach. Von Rissen durchzogen. Eine Wüste? Wie zum Henker war er nachts in eine Wüste geraten?!
Nigel schaute hoch. Der Mond leuchtete gross am Himmel. Irgendwas war nicht okay mit dem scheiss Mond. Er war riesig und schien leicht rosa. Mehr Krater. Viel mehr Krater. Ein Teenager-Mond mit scheiss Akne. Egal. Fuck you, Teenie-Moon! WO BIN ICH!
Seine letzte Erinnerung war, wie er mit seiner Edna und den anderen Socken in die Waschmaschine geworfen wurde. Edna. Geliebte, warme Edna und ihre Kulleraugen.
Nigel schrie Ednas Name in die Weite der kalten Wüstennacht. Durchfroren stolperte er in Richtung Berge. Trotz Kälte fühlte er sich leicht. Als wäre die Schwerkraft kaputt. Er musste an Greg denken. Seinen besten Freund. Greg, der vor drei Monaten so plötzlich verschwunden war. Musste an Gregs Frau Mary denken. An ihre Verzweiflung und an seine eigene. Seine Träne verschwand im kalten Wüstenboden.
Wieder blickte er zum Mond. Gleich neben dem Mond schien ein kleiner weisser Punkt. Zu gross für einen Stern. Nigel drehte sich um. Sein Herz machte einen Satz. Hinter ihm fehlten die Sterne gänzlich. Fast unsichtbar durchzog eine feine, gekrümmte Linie das gesamte Firmament und deckte die Sterne dahinter ab. Eine gigantische, pechschwarze Kugel, ohne Anfang und Ende.
Nigel war ohne Vater aufgewachsen. Er erinnerte sich an die Geschichten, die ihm seine Mutter vor dem Einschlafen immer erzählt hatte. Bei einer Geschichte musste sie oft ihr Weinen unterdrücken. Die Legende des Wurmlochs hinter der zweiten Waschmaschinentür.
Wie ein Blitz schoss ihm die Erkenntnis ins Gehirn.