Die wegen Ebola-Verdachts in ein Berliner Spital eingelieferte Frau ist nach einer ersten Einschätzung der Ärzte nicht mit dem hochgefährlichen Erreger infiziert. Die Mediziner gehen vielmehr von einer infektiösen Magen-Darm-Erkrankung aus.
Die Patientin habe sich in Afrika nicht in einer von Ebola betroffenen Region aufgehalten, erklärte am Dienstag das Spital Charité, in das die Frau zuvor gebracht worden war. Um eine Ebola-Erkrankung formal auszuschliessen, werde aber «selbstverständlich» eine Blutanalyse vorgenommen.
Auch die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit erklärte, die Charité-Experten gingen «mit grosser Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es sich bei der Infektion der Patientin nicht um Ebola handelt».
Die Frau war ins Spital eingeliefert worden, nachdem bei ihr am Dienstagvormittag in einem Jobcenter im Stadtteil Prenzlauer Berg erhebliche gesundheitliche Beschwerden aufgetreten waren. Da sie Fieber hatte und sich vor acht Tagen in Afrika aufgehalten hatte, kam der Verdacht auf, dass sie sich mit einer hochinfektiösen Krankheit – möglicherweise Ebola – infiziert haben könnte.
Medienberichten zufolge soll sie aus Westafrika stammen und nach eigenen Angaben Kontakt zu Ebola-Patienten gehabt haben. Das Virchow-Klinikum der Berliner Charité ist auf die Behandlung von hochansteckenden Infektionskrankheiten spezialisiert.
Das Jobcenter in Prenzlauer Berg wurde von der Polizei abgeriegelt, wie eine Sprecherin bestätigte. Laut Feuerwehr wurde die Patientin zunächst vor Ort von einem Notarzt untersucht, wobei sich der Verdacht auf eine ansteckende Krankheit bestätigte. Daraufhin wurde ein Amtsarzt der Feuerwehr hinzugezogen, der die weiteren medizinische Schritte einleitete.
In den vergangenen Tagen hatte es bereits in Frankfurt am Main und in Hamburg Ebola-Verdachtsfälle gegeben, die sich aber nicht bestätigten. Das Ebola-Virus ist seit Monaten in Westafrika auf dem Vormarsch.
Allein in den drei Tagen vom 14. bis einschliesslich 16. August starben 84 weitere Menschen an dem tödlichen Erreger, wie die Weltgesundheitsorganisation am Dienstag in Genf mitteilte. Damit stieg die Zahl der Opfer in Liberia, Sierra Leone, Guinea und Nigeria mittlerweile auf insgesamt mehr als 1200 Tote und über 2200 Infizierte.
Derweil sind in Liberias Hauptstadt Monrovia drei Tage nach der Erstürmung und Plünderung einer Isolierstation für Ebola-Kranke die 17 geflohenen Patienten wieder aufgetaucht. Die Vermissten hätten sich selbst in einem Spital der Hauptstadt gemeldet, sagte Informationsminister Lewis Brown am Dienstag.
In der Nacht zum Sonntag hatte eine Menge überwiegend junger Leute im Armenviertel West Point die kürzlich in einer Schule eingerichtete Isolierstation gestürmt, geplündert und die dort untergebrachten Patienten freigelassen.
Die mit Messern und Knüppeln bewaffneten Angreifer leugneten die Existenz des Erregers in Liberia und warfen Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf vor, mit Berichten über die Epidemie lediglich an internationale Hilfe kommen zu wollen.
Die Behörden befürchten, dass sich die Plünderer an den Matratzen und Bettlaken der Patienten mit dem Virus ansteckten. Die Behörden erwogen deshalb, das gesamte Viertel mit seinen 75'000 Einwohnern unter Quarantäne zu stellen. (rar/sda/afp)