Wissen
Panorama

Früher war alles besser? Sicher nicht für Leute, die zum Tode verurteilt wurden

Bild
Bild: WikiCommons
Zum Karfreitag 

Früher war alles besser? Sicher nicht für Leute, die zum Tode verurteilt wurden

Den Menschen mangelte es nie an Kreativität, wenn es darum ging, einander das Leben zu nehmen. Einige Methoden sind jedoch nicht nur unmenschlich, sondern schlichtweg unglaublich.
04.04.2014, 00:0023.06.2014, 14:41
Oliver Baroni
Folge mir
Mehr «Wissen»
In Ungnade gefallen: Jang Song-Thaek.
In Ungnade gefallen: Jang Song-Thaek.Bild: EPA

Nachdem Kim Jong-un am 13. Dezember 2013 seinen Onkel hinrichten liess, machte eine seltsame Geschichte die Runde: Jang Song-Thaek soll demnach einer hungrigen Hundemeute vorgeworfen worden sein. Angesichts des Leumundes des nordkoreanischen Diktators erschien diese Brutalität nicht einmal unglaubwürdig. Es dauerte einen Monat, bis das Horrormärchen als Fabel entlarvt wurde.

Die «damnatio ad bestias» erfreute sich bereits im antiken Rom grosser Beliebtheit. Damals kamen statt Hunden allerdings afrikanische Grosskatzen zum Einsatz. Im Vergleich zu anderen historischen Vollstreckungsmethoden ist dieses Ableben jedoch geradezu fantasielos. In den vergangenen Jahrhunderten wurden arme Sünder gekreuzigt, gehäutet, von Felsen geworfen, gerädert, lebendig verbrannt, in Asche erstickt, vergast oder auf den elektrischen Stuhl gesetzt. Hier die zehn grausamsten – und bizarrsten – Hinrichtungsmethoden der Geschichte. 

Achtung: Sämtliche Todesarten sind masslos brutal. Sollten Sie eher zarten Gemütes sein, lesen Sie bitte nicht weiter!

1. Tod durch Elefanten

Hinrichtung in Indien, 1868.
Hinrichtung in Indien, 1868.Bild: WikiCommons/Le Tour Du Monde

Diese Jahrtausende alte Strafe für schwere Verbrechen war in Süd- und Südostasien üblich, insbesondere in Indien. Eingesetzt wurden dafür eigens trainierte Elefanten. Dabei konnte ein Verurteilter etwa durch Zertrampeln des Schädels relativ zügig getötet werden. Auf diesem Wege konnte der Delinquent aber auch gezielt gefoltert werden, indem das Tier ihn langsam zerquetschte oder ihm Gliedmassen abriss. Im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts verschwand diese Strafe, womöglich als Folge der europäischen Kolonisierung Asiens. 

2. Exekution durch Kanone

«Niederschlagung des Indischen Aufstandes durch die Engländer 1857», Gemälde von Vasily Vereshchagin.
«Niederschlagung des Indischen Aufstandes durch die Engländer 1857», Gemälde von Vasily Vereshchagin.Bild: WikiCommons

Dabei wurde der Verurteilte über die Mündung einer grosskalibrigen Kanone gebunden und danach das Geschütz abgefeuert. Die Methode wurde ab dem 16. Jahrhundert weltweit praktiziert – vor allem durch europäische Kolonialmächte und deren Vasallen. Diese Hinrichtungsart wurde – neben anderen – bei der Niederschlagung des Indischen Aufstands von 1857 angewandt. 

Der Anthropologe und Linguist George Carter Stent beschrieb den Vorgang wie folgt: «Der Häftling wird so auf die Kanone gebunden, so dass der obere Rücken auf der Mündung liegt. Beim Abfeuern des Geschützes fliegt der Kopf gewöhnlich 40-50 Fuss schnurstracks nach oben. Die Arme fliegen links und rechts weg und kommen 100 Meter entfernt zum liegen. Die Beine fallen vor dem Geschütz auf den Boden; und der Körper wird komplett weggesprengt. Keine Überbleibsel sind sichtbar.»

3. Gibbet Irons

Die Gibbet Irons von Norwich Castle, England (links), der Pirat Captain Kidd hängt in Gibbet Irons (Kupferstich, 17. Jahrhundert).
Die Gibbet Irons von Norwich Castle, England (links), der Pirat Captain Kidd hängt in Gibbet Irons (Kupferstich, 17. Jahrhundert).Bild: WikiCommons

Der Verurteilte wird in einen Körperpassform-Käfig gesperrt und aufgehängt. Letzteres meistens entlang Hochstrassen oder Wegkreuzungen, da dies die bevorzugte Strafe für Wegelagerer und Mörder war, die es auf Reisende abgesehen hatten. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden hauptsächlich bereits Exekutierte so als Mahnung ausgestellt, doch zuvor wurden Verurteilte noch lebend eingesperrt. In Afghanistan dauerte diese Praxis bis ins frühe 20. Jahrhundert an.

4. Hanged, Drawn and Quartered

Die Exekution von Sir Thomas Armstrong, 1684.
Die Exekution von Sir Thomas Armstrong, 1684.Bild: WikiCommons

«Gehängt, geschleift und gevierteilt» – war eine in England verhängte Strafe für Hochverrat. Sie gilt als eine der brutalsten (und auch aufwendigsten) Hinrichtungsmethoden der europäischen Geschichte. Dabei wurde der Verurteilte zunächst auf einem Rost zum Richtplatz gezerrt (drawing). Danach wurde er am Hals aufgehängt, vor Bewusstseinsverlust aber heruntergenommen (hanging). 

Gleich darauf wurde er bei lebendigem Leib ausgeweidet: Die Genitalien wurden abgeschnitten, seine Gedärme aus dem Körper geholt und dem Verurteilten und der zusehenden Menge zur Begutachtung präsentiert (jawohl, solche Hinrichtungen wurden öffentlich vollzogen). Das unglaubliche Leiden des Verurteilten wurde erst beendet, wenn schliesslich das Herz herausgeschnitten und zusammen mit den Eingeweiden vor aller Augen verbrannt wurde. Schliesslich wurde er geköpft, der Torso in vier Teile zerhackt oder zersägt (quartering) und die vier Leichenteile je im Norden, Osten, Süden und Westen der Ortschaft vergraben. Der Kopf wurde oftmals als Mahnmal im Zentrum der Ortschaft gepfählt. 

Die Strafe wurde erstmals im Mittelalter verhängt. Prominente Opfer waren der schottische Nationalheld William «Braveheart» Wallace oder die Mitverschwörer von Guy Fawkes. Ab 1814 wurde das Ausweiden und Vierteln posthum vollstreckt. «Hanged, drawn and quartered» wurde in seiner Gesamtheit erst 1870 aus der englischen Rechtsprechung getilgt, die Todesstrafe für Hochverrat erst 1998 abgeschafft. 

5. Tod durch Kochen

Das Martyrium des Sikhs Bhai Dayala, der sich weigerte, zum Islam zu konvertieren, 1675 in Delhi.
Das Martyrium des Sikhs Bhai Dayala, der sich weigerte, zum Islam zu konvertieren, 1675 in Delhi.Bild: WikiCommons.

Im Jahr 1532 genehmigte der englische König Heinrich VIII. ein Statut, laut dem Verurteilte in Wasser gekocht werden durften. Die Methode wurde hauptsächlich auf Mörder angewandt, die ihren Opfern vergiftetes Essen zubereitet hatten. Eine zeitgenössische Chronik berichtete 1532 von der öffentlichen Hinrichtung des Kochs des Bischofs von Rochester, der vergiftetes Porridge zubereitet hatte: «Er brüllte mächtig laut und diverse Frauen, die schwanger waren, fühlten sich unwohl beim Zusehen [...] Die anderen Männer und Frauen empfanden aber keine Angst und hätten lieber einem Axtmann bei seiner Arbeit zugesehen.»

In Schottland wurden bereits im Hochmittelalter Verurteilte durch Kochen hingerichtet, während die Strafe etwa zur selben Zeit auch in der Mongolei eingeführt wurde. In Japan und Indien wurde die Methode ebenfalls vereinzelt angewandt, in Usbekistan ist sie angeblich noch heute bei politischen Dissidenten gebräuchlich. 

6. Einmauerung

Eine mongolische Frau, 1913 zum Tod durch Verhungern verurteilt.
Eine mongolische Frau, 1913 zum Tod durch Verhungern verurteilt.Bild: WikiCommons

Einmauerung erfolgte sowohl als Strafe wie auch als religiöses Opfer. Dabei gab es verschiedenste Variationen: Da wären die Vestalinnen der römischen Antike, die eingemauert wurden, wenn sie ihre Jungfräulichkeit verloren. Da wären Menschen, die als Opfer in Grundmauern von Häusern eingeschlossen wurden. Sie sollten einen Einsturz des Baus verhindern und Schaden fern halten. Das Ganze geht bis hin zu Ehefrauen von Häuptlingen im Niger des 19. Jahrhunderts, die mit ihrem verstorbenen Mann ins Grab stiegen (oder steigen mussten). In der Mongolei war diese Bestrafung noch bis ins frühe 20. Jahrhundert Praxis. 

7. Lingchi – «Tod durch 1000 Schnitte»

Die Hinrichtung eines französischen Missionars, 1858.
Die Hinrichtung eines französischen Missionars, 1858.Bild: WikiCommons/Le Monde Illustré

Diese spezielle Form des Zu-Tode-Folterns wurde in China von 900 bis 1905 von Amts wegen praktiziert und bedeutet wörtlich übersetzt «Schlechtbehandlung langsam». Hierbei wurden dem aufrecht gefesselten Opfer nacheinander Körperteile vom Rumpf abgetrennt: zunächst die Brust, dann Teile des Oberschenkels, die Arme, Beine und abschliessend der Kopf. Eine amtliche Exekution des «Tods durch 1000 Schnitte» beinhaltete oft auch ein Zersägen und Verfeuern der Knochen. 

Wie oft dieses Todesurteil früher vollstreckt wurde, ist heute umstritten – wie auch die Zahl der einzelnen Schnitte bei einem offiziell vollstreckten Lingchi. Einige Quellen berichten von ein «paar Dutzend» bis zu «mehr als 3000» einzelnen Verletzungen. Fest steht aber, dass Lingchi in Europa durch illustrierte Reiseberichte bekannt wurde, vor allem durch Louis Carpeaux' «Pekin qui s'en va» (Peking wie es war) aus dem Jahr 1913. Dieser Bericht zeigt auch Fotos des letzten offiziellen Lingchi im Jahr 1905.

8. Der sizilianische Bulle

Perilaos wird in den bronzenen Bullen gezwängt.
Perilaos wird in den bronzenen Bullen gezwängt.Bild: WikiCommons.

Es ist das wohl einzige Folter- und Hinrichtungsgerät, das gleichzeitig als Musikinstrument konzipiert war: Die Bronzeskulptur eines Bullen wurde vom athenischen Erzgiesser Perilaos für den für seinen Sadismus berüchtigten sizilianischen Herrscher Phalaris von Akragas im 6. Jahrhundert v. Chr. entworfen. 

Der Verurteilte wurde durch eine Eingangsöffnung im Bullen eingesperrt, die danach durch ein Feuer erhitzt wurde, womit die Bronzeskulptur zum Ofen wurde. Durch ein verschlungenes Röhrensystem sollten die Hilfeschreie des Verurteilten als Musikklänge nach aussen dringen. Perilaos selbst pries seine Erfindung wie folgt an: «Der Insasse wird in unaufhörlicher Todesqual schreien und brüllen; und seine Schreie werden Dich als zarteste, pathetischste, melodiöseste Laute erreichen. Dein Opfer wird bestraft und du wirst die Musik geniessen können.» 

Falls Perilaos dem Tyrannen Phalaris schmeicheln wollte, so hatte er sein Ziel verfehlt: «Seine Worte entsetzten mich», schrieb Phalaris. Und so liess der Tyrann den Erfinder gleich selbst in den Bullen sperren. Sein Kommentar: «Lasst den Musikmeister den ersten sein, der dieses Instrument spielt.»

9. Senkrechte Pfählung

Bild
Bild: WikiCommons
Vlad III. «der Pfähler» wohnt einer Massenhinrichtung bei und geniesst dabei sein Mittagsmahl. (Nürnberger Holzschnitt von 1499 von Markus Ayrer).
Vlad III. «der Pfähler» wohnt einer Massenhinrichtung bei und geniesst dabei sein Mittagsmahl. (Nürnberger Holzschnitt von 1499 von Markus Ayrer).Bild: WikiCommons

Der Verurteilte wurde auf einen eingefetteten Pfahl gesetzt; durch das Gewicht des menschlichen Körpers drang das Holz dann langsam durch den Anus ein, so dass das Opfer langsam und qualvoll zu Tode kam. Der Vorgang dauerte manchmal mehrere Tage. Meistens war der Pfahl abgerundet, sodass er keine lebensnotwendigen Organe verletzte. Dann schob er sich langsam durch das Opfer und verlängerte die ohnehin extreme Qual. Diese sehr sadistische Hinrichtungsmethode wurde offenbar weltweit praktiziert. 

Der Woiwode des Fürstentums der Walachai im 15. Jahrhundert, Vlad III. Drăculea – genannt «der Pfähler» – ist der wohl berühmteste Anwender dieser Hinrichtungsmethode. Historische Quellen sprechen von 40’000-100’000 gepfählten Feinden. Allerdings stammen diese Zahlen von westlichen Quellen, die nicht gerade objektiv berichteten. Dass das Vorbild von Bram Stokers «Dracula» gehörig blutrünstig gewesen sein muss, steht aber ausser Frage. 

10. Scaphismus

Bild

Hier wurde das Opfer mit Ausnahme von Kopf, Händen und Füssen in ein bootförmiges Behältnis eingeschlossen und darin zwangsernährt sowie mit Honig und Milch übergossen. Den Darstellungen zufolge trat der Tod durch Infektionen, Gewebezerstörung infolge Insektenfrasses, Blutverlust und/oder Vergiftung ein. 

Der byzantinische Geschichtsschreiber Zonaras beschreibt Scaphismus, wie er von den Persern im 5. Jahrhundert v. Chr. praktiziert wurde, wie folgt: «[... ] Man giesst eine Honig-Milch-Mischung in des Delinquenten Mund bis zu dessen Ohnmachtsgrenze, bedeckt sein Gesicht, Hände, Füsse und Arme mit derselben Mischung und lässt ihn so der Sonne ausgesetzt. Das wird jeden Tag wiederholt mit dem Effekt, dass Fliegen, Wespen und Bienen, von der Süsse angelockt, auf seinem Gesicht und allen Körperteilen, die aus den Schalen herausragen, sich niederlassen und den unglücklichen Mann furchtbar quälen und stechen. Dazu gibt sein von Milch und Honig geblähter Bauch flüssige Ausscheidungen ab, die dann faulend Mengen an Würmern aller Arten im Gedärm ausbrüten. So liegt das Opfer in den Booten, während sein Fleisch in den eigenen Ausscheidungen von Würmern verzehrt wird und stirbt einen langanhaltenden, fürchterlichen Tod.»

Bonus: Die eiserne Jungfrau

Jener hölzerne oder metallene Hohlkörper – meist in Frauengestalt – mit nach innen stehenden Nägeln oder Dornen beschlagen, gilt in der Populärkultur immer noch als Inbegriff mittelalterlicher Justiz. In Wahrheit ist sie eine Erfindung der Moderne. Das einzige erhaltene, vergleichbare Gerät aus dem Mittelalter, die «Nürnberger Jungfrau», hat keine Nägel und hat wohl mehr mit dem frühneuzeitlichen «Schandmantel» gemein. Wahrscheinlich war es die Fantasie von viktorianischen Horror-Autoren, die das heutige Bild des vermeintlich typischsten Folterinstruments des Mittelalters prägte.  

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Elia Scheidegger
18.04.2014 13:22registriert März 2014
Es ist wirklich grausam wie kreativ und erfinderisch Menschen sind, wenn es darum geht andere Menschen Quallen und den Tot zu bringen.
965
Melden
Zum Kommentar
avatar
Martin Bader
25.01.2014 23:10registriert Januar 2014
Der History Channel hat auch einmal eine Sendung zu Foltermaschinen gemacht. Jedoch sind die Menschen aber auch heute noch beängstigend kreativ, wenn es darum geht, Menschen Schmerzen anzutun.
741
Melden
Zum Kommentar
avatar
papparazzi
18.04.2014 11:30registriert Januar 2014
Und jetz soll mir noch jemand behaupten, das der Mensch in seinem Kern "gut" sei! ut (dp)
8011
Melden
Zum Kommentar
9
Wohnstudie 2024 – die Schweiz fühlt sich wohl in ihrem Zuhause
Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung fühlt sich wohl in ihrem Zuhause. Eine repräsentative Umfrage von gfs.bern zeigt, welche Punkte wir an unserem Wohnen lieben und welche uns Sorgen bereiten.

Im Auftrag der Immobilienanlagestiftung Pensimo erhob GFS.BERN die Wohnstudie 2024. Die Studie umfasst die Befragung von 1008 Einwohner:innen der Schweiz zu ihrem Wohnverhältnis und eröffnet einen Einblick auf die Faktoren der Qualität der Wohnsituation in der Schweiz.

Zur Story