Luftfahrt
Südostasien

Letzter Funkspruch aus dem Cockpit: «Alright, good night»

Schüler in Ostchina zünden Kerzen an für den Flug MH370
Schüler in Ostchina zünden Kerzen an für den Flug MH370Bild: Getty Images
Rätsel um Flug MH370

Letzter Funkspruch aus dem Cockpit: «Alright, good night»

Von der vermissten, malaysischen Maschine fehlt weiterhin jede Spur. Der letzte Funkspruch aus dem Cockpit wurde an Fluglotsen gesendet als Flug MH370 gerade den vietnamesischen Luftraum erreichte. Ein Ölplattform-Arbeiter sagt, er habe vor Vietnam einen Absturz gesehen.
10.03.2014, 03:4612.03.2014, 21:16
tobias von rickenbach
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Laut dem britischen Onlinedienst «Express» könnte die vermisste Maschine an einem ganz anderen Ort abgestürzt sein als bisher angenommen. Er beruft sich dabei auf einen neuseeländischen Ölplattform-Mitarbeiter. «Ich glaube, ich sah die Malaysian Airlines Maschine abstürzen», schrieb Mike McKay den vietnamesischen und malaysischen Behörden sowie seinem Chef in einem Email.

Der Neuseeländer arbeitet auf einer Ölplattform im Golf von Thailand. Etwas soll ins Meer gestürzt sein, das ein brennendes Flugzeug gewesen sein könnte. Er sei sich aber nicht sicher, ob die Behörden sein Schreiben erhalten hätten. Der Absturzort muss nach McKays Angaben mehr als 300 Kilometer südöstlich des vietnamesischen Vung Tau liegen.

Suizid-Gerüchte um Piloten

Man könne nicht ausschliessen, dass der Pilot die Maschine absichtlich vom Radar hat verschwinden lassen, zitiert die britische Zeitung «Daily Mail» CIA-Chef John Brennan. Hat der Pilot somit Suizid begangen? Jedes Szenario müsste in Erwägung gezogen werden. Derzeit versuchen die Behörden offenbar, von jedem Crew-Mitglied und von jedem Passagier ein psychologisches Profil zu erstellen.

Pilot von Flug MH 370: «Alright, good night»

 «In Ordnung, gute Nacht». Dies soll der letzte Funkspruch aus dem Cockpit gewesen sein. Dies schreibt die Zeitung «Straits Times» aus Singapur. Die malaysische Regierung spielte den Funkspruch heute morgen bei einer Sitzung mit chinesischen Angehörigen in Peking ab. Der Funkspruch wurde abgesetzt, nachdem malaysische Fluglotsen dem Cockpit mitteilten, dass sie nun in den Vietnamesischen Luftraum eintreten würden. Von diesem Zeitpunkt an waren vietnamesische Fluglotsen aus Ho-Chi-Minh  für den Flug verantwortlich. 

Militär empfing Signal der vermissten Maschine

Das malaysische Militär hat 45 Minuten nach dem Verschwinden der Malaysia-Airlines-Maschine hunderte Kilometer weiter westlich ein Flugzeug auf seinem Radar gesehen. Ob es sich dabei um die vermisste Boeing handelte, sei aber unklar, sagte der Chef der Luftwaffe.

Der Militärradar sei nicht in der Lage, Art und Kennung eines Flugzeugs zu identifizieren, sagte Luftwaffenchef Rodzali Daud, am Mittwoch vor den Medien in Kuala Lumpur. Malaysia habe die US-Behörden um Hilfe bei der Analyse der Daten gebeten, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein.

Das nicht identifizierte Flugzeug habe sich zu dem Zeitpunkt 370 Kilometer nordwestlich der Insel Penang über dem Andamanischen Meer befunden. Das wäre mehrere hundert Kilometer westlich der geplanten Route von Flug MH370. Die Maschine war am Samstag mit 239 Menschen an Bord in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur in Richtung Nordosten gestartet, nach Peking.

Polizeioffizier bei einer Medienkonferenz zeigt das aktuelle Suchgebiet
Polizeioffizier bei einer Medienkonferenz zeigt das aktuelle SuchgebietBild: Reuters

Der Luftwaffe-Chef hatte erst Stunden vor seiner neuen Enthüllung Medienberichte über ein Signal westlich von Malaysia vehement dementiert.In den Medienberichten war von einem Signal in der Strasse von Malakka die Rede. Die am Mittwoch genannte Ortung liegt mehrere hundert Kilometer weiter nordwestlich. Nach zahlreichen widersprüchlichen Angaben wuchs in Malaysia die Kritik am Krisenmanagement der Behörden.

Sollte es sich bei der Maschine auf dem Militärradar um die vermisste Boeing 777-200 gehandelt haben, wäre sie in einem Luftraum mit hohem Verkehrsaufkommen unerkannt mindestens 20 Minuten unterwegs gewesen.

US-Aufseher warnten vor Schwachstelle der Boeing-777-Familie 
Ein halbes Jahr vor dem mysteriösen Verschwinden von Flug MH370 aus Malaysia hat die US-Luftfahrtbehörde FAA vor «Rissen und Korrosion» bei Flugzeugen der Boeing-777-Familie gewarnt. Laut FAA könnten bis zu 120 in den USA registrierte Flugzeuge von der Schwachstelle betroffen sein.

Die Probleme könnten zu einem «plötzlichen Druckabfall» in der Kabine oder gar zum «Auseinanderbrechen» des Flugzeugs in der Luft führen, heisst es in einem Entwurf für eine Direktive, der im vergangenen September in Umlauf gebracht wurde.

Die FAA hatte die Direktive erarbeitet, damit die Riss- und Korrosionsprobleme entdeckt und behoben werden. Die Pannen waren in der Rumpfhaut unterhalb des Adapters für die Satellitenantenne aufgetaucht. In einem Begleitdokument heisst es, ein nicht identifizierter Betreiber habe einen 40 Zentimeter langen Riss in einer 14 Jahre alten Boeing gesichtet.

Die ersten Warnungen gab es im September, doch erst am 5. März wurde die Direktive erlassen - drei Tage vor dem Verschwinden von Flug MH370. Offiziell in Kraft tritt sie am 9. April. Die Boeing 777-200 war nach Angaben von Malaysia Airlines im Hangar in Kuala Lumpur am 23. Februar zuletzt gewartet worden. Mechaniker hätten keinerlei Probleme an der Maschine entdeckt. Der nächste Check sei erst am 19. Juni fällig gewesen. Die Maschine war 2002 ausgeliefert worden und hatte gut 53'000 Flugstunden hinter sich. Exakt diese Maschine hatte aber im Jahr 2012 einen Unfall auf einem chinesischen Flughafen, wobei die Boeing arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. (sda/afp)

Satelliten-Suche gestartet

Rätselhaft wäre, wieso sich die Piloten nicht meldeten und wieso die Bordcomputer nicht wie üblich automatisch Daten an die Bodenkontrolle sendeten. Die Suche nach der Maschine wurde am Mittwoch auf das Andamanische Meer ausgeweitet. Bis zum Einbruch der Dunkelheit meldeten aber weder Suchflugzeuge noch Schiffe verdächtige Funde.

Zudem wurde eine internationale Satelliten-Suche gestartet. Es seien Erd-Beobachtungssatelliten mehrerer Staaten zur Verfügung gestellt worden, teilte der Satelliten-Pool am Mittwoch auf seiner Internetseite mit.

Ärger bei Angehörigen

Für die Angehörigen der 239 Vermissten wird die Ungewissheit mit jedem Tag schlimmer, zugleich wachsen Ärger und Frust über die Informationspolitik der Behörden. Die widersprüchlichen Angaben über das vermisste Flugzeug seien «ziemlich chaotisch», kritisierte das chinesische Aussenministerium am Mittwoch - auf Flug waren 153 Chinesen.

Malaysias Regierungschef Najib Razak rief zur Geduld auf. «Wir müssen bei der Herausforderung, die Gott uns auferlegt hat, ruhigbleiben», sagte er in einem Fernsehinterview. Die Regierung tue alles, um noch mehr Ressourcen für die Suche zur Verfügung zu stellen.

Eskapaden bei früherem Flug

Bei der Suche nach möglichen Hintergründen des Verschwindens rückte der junge Copilot am Mittwoch ins Visier der Ermittler. Zwei Touristinnen aus Südafrika berichteten einem australischen Sender, dass der 27-Jährige sie auf einem früheren Flug ins Cockpit geholt und dort mit ihnen herumalbert habe. «Wir sind schockiert», teilte die Fluggesellschaft mit. Sie könne das Material aber auf Anhieb nicht verifizieren.

Die Frauen zeigten Fotos, auf denen der Copilot der Unglücksmaschine und ein weiterer Malaysia-Airlines-Pilot mit den beiden Blondinen posieren. Auf anderen Fotos tragen die Frauen die Pilotenmützen. Der Copilot habe geflirtet und geraucht.

Mehr zum Thema: Flug MH370

 (tvr/rey/sda)

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