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Auch das noch! Deutsche Luxusshopper sollen Schweizer Einkaufszentren retten

Laura und Rebecca werden mit prallen Tüten heimkehren. «Shoppen in der Schweiz ist wie parken auf dem Behindertenparkplatz. Man muss es sich leisten können.»
Laura und Rebecca werden mit prallen Tüten heimkehren. «Shoppen in der Schweiz ist wie parken auf dem Behindertenparkplatz. Man muss es sich leisten können.»Bild: shutterstock
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Auch das noch! Deutsche Luxusshopper sollen Schweizer Einkaufszentren retten

25.09.2014, 12:3925.09.2014, 17:59

Satire – kein Wort ist wahr!

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Basel (den). Die Lage ist prekär. Das Shoppingcenter Stücki in Basel ist leer. Knapp 100 Geschäfte warten auf Kundschaft, welche sich einzig im Food-Bereich blicken lässt. Der Grossteil der Kunden fährt lieber 1,2 Kilometer weiter. Nach Weil am Rhein (D), wo das Rhein-Center steht, gleich hinter der Grenze. Denn dort ist das Shoppen massiv günstiger.  

Doch eine neue Idee der Zentrumsleitung soll den sterbenden Konsumtempel retten: Deutsche Luxusshopper. Seit anfangs September werden sie drei Mal wöchentlich mit Cars nach Basel gekarrt. Organisiert werden die Einkaufstrips vom deutschen Bus-Unternehmen «Wucherreise» in Zusammenarbeit mit dem Einkaufszentrum. Stücki-CEO Fabian Maier erklärt, was die Shoppingdestination Schweiz trotz hoher Preise für die Nachbarn aus dem Norden so attraktiv macht: 

«Für den Deutschen ist shoppen gleich Aldi oder Lidl. Er muss seine Produkte aus riesigen Pappschachteln fischen, anstatt sie komfortabel aus einem Regal zu nehmen. An der Kasse steht er lange an, um dann bei einer unfreundlichen Kassiererin zu zahlen, die ihn anschnauzt, weil Kreditkarten nicht akzeptiert werden. Das ist bei uns in der Schweiz komplett anders. Kreditkartenzahlungen sind kein Problem.»

Millionärsgattin Hildegard Siedler: «Ich liebe die Migros und die Kassiererinnen lieben mich. Die lachen immer freundlich, wenn ich Migros mit scharfem S betone.»
Millionärsgattin Hildegard Siedler: «Ich liebe die Migros und die Kassiererinnen lieben mich. Die lachen immer freundlich, wenn ich Migros mit scharfem S betone.»Bild: KEYSTONE

«Man gönnt sich ja sonst nichts.»

Hildegard Siedler aus Hamburg ist bereits zum vierten Mal zum Shoppen in Basel. Trotzdem ist der Einkauf für sie nach wie vor ein Erlebnis. «Ich mache Fotos von den Preisschildern hier. Vier Franken für eine Tube Elmex, das glaubt mir zuhause keiner. Bei uns kostet die gerade mal 2.29 Euro.» Die 59-jährige Millionärsgattin geniesst ihre Schweizer Einkaufstrips und hat auch kein Problem damit, mehr zu bezahlen. «Wissen Sie, man gönnt sich ja sonst nichts. Hier in der Schweiz zahle ich für mein Markenshampoo mehr als das Doppelte. Aber das ist gerechtfertigt. Die Inhaltsstoffe sind bestimmt besser als in Deutschland und ich habe eine Verpackung mit drei Sprachen drauf. Mein Haar hat jedenfalls noch nie so toll geglänzt.» 

Auch Robert Stadelmann aus Düsseldorf kommt zum Shoppen in die Schweiz. «Ich dachte immer in Düsseldorf seien die Preise happig. Aber was ich hier sehe, ist schon krass. Zeitschriften kosten mehr als das Doppelte. Keine Ahnung, womit das zu rechtfertigen ist, aber ich find’s geil. Die Preisschilder lasse ich immer dran, um meine Freunde zu beeindrucken.» Für ihn sei der Trip in die Schweiz wie für einen Schweizer ein Ausflug ins Disneyland. «Ein Aufenthalt in einer Fantasiewelt mit total überteuerten Preisen, für die es keine Alternative gibt, ausser das Land zu verlassen.»

«Zurück ins Schwabenland»

Für Basel lohnt sich das Geschäft mit den Deutschen. Man erwarte eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent für September, sagt der Chef des Einkaufszentrums. Shoppingtempel in Kreuzlingen und Schaffhausen wollen demnächst nachziehen. Auch die Angestellten sind begeistert von den Deutschen. «Die Frage nach der Cumulus Karte entfällt. Oftmals darf ich sogar das Retourgeld behalten», schwärmt Kassiererin Sarah Rosshart. 

Auch ihre Kollegin Marianne Bünzli hat nichts gegen Deutsche. «Die kommen her und lassen hier ihr Geld liegen, was sollte mich daran stören? Am Abend gehen sie ja jeweils wieder zurück ins Schwabenland, wo sie hingehören. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich habe noch einige Besorgungen zu machen, in Deutschland.»

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Hart recherchierte Fakten, fundierte Kritik und realistische Analysen? Die gibt es anderswo. Chefredaktor Buzz Orgler und sein Praktikant Pavel Kulicka decken auf, was keiner wissen will. Ob Berichte über tote Eskimos wegen der Ice Bucket Challenge oder mit Zwiebeln verunreinigte Kebabs, die beiden gescheiterten Journalisten sind sich für keine satirische Schlagzeile zu schade. Und schneller als die Wahrheit sind sie noch dazu. 



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