Arbeitsort: Schweiz, Sprache: Schweizerdeutsch, Arbeitgeber: Deutsch. Für die neue Sendung «Mini Beiz, Dini Beiz» setzt das Schweizer Fernsehen auf ein deutsches Produktionsteam. Die ITV Studios Germany GmbH wiederum sucht explizit Personen mit perfektem «Schwizerdütsch».
Die Produktion wird also nicht nur ausgelagert, wie das immer wieder der Fall ist. Jetzt werden Personen mit perfektem Schweizerdeutsch, also eigentlich Schweizer, gesucht, die – von einer deutschen Firma angestellt – fürs SRF arbeiten. Das dürfte für das SRF günstiger sein, als einheimische Produktionsfirmen anzustellen. Doch das Vorgehen ist fragwürdig. Und es schadet der hiesigen Branche.
Peter Beck, Präsident der Swissfilm Association ärgert sich: «Die SRG und vor allem das SRF benehmen sich, als ob sie freie Unternehmer wären, sind dies aber keinesfalls», sagt Beck. «Sie sind zu drei Vierteln gebührenfinanziert und das bringt Pflichten mit sich», so der Filmproduzent. Ausserdem habe sich die SRG in einem Rahmenvertrag mit der Branche zur «Swissness» verpflichtet, sagt Beck. «Dass nun Schweizer für – ich nehme an – geringere Löhne als hierzulande üblich sind, über eine deutsche Firma angestellt werden, um für ‹ihr› Fernsehen zu arbeiten, das sie noch mit Gebühren unterstützen, geht einfach nicht», so Beck.
Erst vergangenen Herbst wurde für die Sendung «Tacho» eine ausländische Produktionsfirma beauftragt. Die Schweizer Crew um die früheren Macher der Motor-Show ging leer aus. Damals sei der Entscheid vom SRF auf Qualitätsüberlegungen abgeschoben worden, sagt Beck. «Aber waren die ausländischen Konzepte wirklich viel besser? Das kann ich mir kaum vorstellen», so der Filmproduzent.
Für den SRG-kritischen Nationalrat und ehemaligen Vorsitzenden der Aktion Medienfreiheit Schweiz, Gregor Rutz, stellt sich die Frage, ob ausländische Konzepte besser sind als hiesige, gar nicht. «Wenn die SRG sich schon aus Gebührengeldern finanziert, dann soll auch alles, was irgendwie möglich ist, in der Schweiz produziert werden», so Rutz. «Das wäre das Mindeste.»
Und er geht noch einen Schritt weiter: Nicht nur das Vorgehen des SRF, auch die Sendung «Mini Beiz, Dini Beiz» selbst, überspanne den Service-Public-Auftrag. «Der Auftrag des SRF ist es, Formate sicherzustellen, die der Markt nicht erbringt», so Rutz. «Diese Sendung aber ist ein typisches Privatsenderformat und gehört nicht ins SRF».
Die Präsidentin der Aktion Medienfreiheit Schweiz, Nathalie Rickli, fügt an: «Es ist ja seit längerem so, dass das SRG Produktionen aus dem Bereich Unterhaltung nach Deutschland auslagert. Wenn aber nun vom SRF beauftragte Produktionsfirmen Schweizer anheuern würden, die dann in Deutschland arbeiten sollen, dann ist das einfach noch das Tüpfelchen auf dem ‹i›», sagt Rickli.
Ob wirklich Schweizer, oder auch Deutsche mit Mundartkenntnissen angestellt werden, steht offen. Das Auswahlverfahren läuft noch. Das Produktionsunternehmen ITV Studios Germany beteuert aber, Deutsche könnten sich auch bewerben. Sie hätten im Auswahlverfahren keine Nachteile gegenüber Schweizern.
Wer letztendlich für die ITV Studios Germany arbeitet, dürfte dem SRF egal sein. Mundartkenntnisse seien aber bei Dreharbeiten in der Schweiz von Vorteil, sagt SRF-Mediensprecherin Saskia Wegmann. Zu den Produktionskosten gibt das SRF keine Auskunft. «Grundsätzlich wählen wir aber die jeweils sinnvollsten und effizientesten Kooperationsmodelle», sagt Wegmann.
Den Entscheid, eine deutsche Produktionsfirma anzuheuern, begründet Wegmann mit der Erfahrung der ITV Studios Germany. Das Unternehmen habe bereits «Das perfekte Dinner» produziert, eine Sendung, der «Mini Beiz, Dini Beiz» sehr ähnlich sein soll. «Das Konzept hat uns überzeugt», so Wegmann. Insgesamt hätten sich neun Produktionsfirmen an der Ausschreibung beteiligt, drei davon aus der Schweiz.