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Frau Freitag, ich habe ein Riesenproblem. Mein Freund, mit dem ich seit 1,5 Jahren zusammen bin, hat mir vor ein paar Monaten einen Heiratsantrag gemacht und ich habe angenommen. 

Klarheit braucht Zeit und Raum.  
Klarheit braucht Zeit und Raum.  Bild: Kafi Freitag
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Frau Freitag, ich habe ein Riesenproblem. Mein Freund, mit dem ich seit 1,5 Jahren zusammen bin, hat mir vor ein paar Monaten einen Heiratsantrag gemacht und ich habe angenommen. 

20.11.2014, 18:2322.11.2014, 08:33

Ich liebe ihn, aber ich habe plötzlich grosse Zweifel. Die Hochzeit ist im April und es ist schon vieles geplant, seine Familie trägt die Kosten, weil meine kein Geld hat. Ich würde am liebsten alles abblasen, aber ich habe Angst, dass es dafür schon zu spät ist. Seine Familie würde mir nie verzeihen, wenn ich absagen würde. Ich weiss nicht weiter ... Sandra K, 27

Kafi Freitag
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Liebe Sandra 

Leider schreiben Sie nicht, was Sie genau zweifeln lässt, aber auch ohne diese Information ist viel Druck von allen Seiten aus Ihren Zeilen zu lesen und das ist nicht der Sinn der Sache, so viel ist klar. Ihr Freund hat Ihnen einen Antrag gemacht, weil er Sie liebt und sich vorstellen kann, mit Ihnen alt zu werden, wenn dies auch heute kaum mehr geschieht, das Zusammen-Altwerden. Aber er muss dieses oder ein ähnliches Gefühl in sich getragen haben, als er Sie gefragt hat, denn Ihre armen Eltern schützen Sie ziemlich zuverlässig vor Heiratsschwindlern.

Nun ist die Hochzeitsmaschinerie im Gange und Sie wissen nicht mehr, was Sie fühlen sollen und ob Sie richtig entschieden haben. So ergeht es wohl jeder angehenden Braut, eine ganze Filmindustrie lebt von diesem Stoff. Und genau darum bin ich eine Verfechterin der überstürzten Hals-über-Kopf-Hochzeiten in Las Vegas oder wo auch immer. Ich selber habe zwar auch im Zürcher Stadthaus und nicht in einer Plastikkapelle, neben einem röhrenden Elvis in Vegas geheiratet, aber vermutlich müsste es beim nächsten Mal genau so sein, damit ich nicht zu sehr ins Grübeln geriete.

Vergessen Sie mal seine Eltern, Sie heiraten ihn und nicht seine Alten. Und vergessen Sie, dass seine Eltern für den Tumult blechen, das kann Ihnen herzlich egal sein. Wahrscheinlich tun diese das freiwillig und nicht, weil Sie mit der Sprengung sämtlicher Gartenzwerge Ihres angehenden Schwiegervaters gedroht haben. Na also. Geben Sie sich Zeit und schlafen Sie darüber, immer wieder. Bis April haben Sie noch einiges an Nächten mit diversen Mondphasen vor sich und es kann sich alles wieder wenden. Wenn dem so ist, steigen Sie im April in Ihr weisses Kleidli und schwören ihm ewige Treue, im Wissen darum, dass diese bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren plus eh unrealistisch ist. Und falls Sie eine Woche vor dem grossen Tag noch immer so fühlen wie heute, dann lassen Sie es einfach bleiben. Es ist Ihr Leben, Sandra und Sie müssen die Konsequenzen tragen. Sie sind nur sich selber Rechenschaft schuldig, auch wenn dies jetzt sehr egoistisch klingt. Sie brauchen niemanden heiraten, nur weil die Einladungen schon verschickt sind und die Gästeschar bereits Küchengeräte für Sie gekauft hat. Sie müssen Lust haben auf diesen Mann. Lust, mit ihm ein Stück Ihres Weges zu gehen, selbst wenn ein Richter diesen wieder scheidet und nicht der viel besagte Tod.

Lauschen Sie in sich hinein und geben Sie sich Zeit. Diese Entscheidung sollten Sie nicht übers Knie brechen, dafür ist sie dann doch zu gewichtig. Aber haben Sie den Mut, den Plan zu vereiteln, wenn er für Sie nicht stimmt. Und meinetwegen können Sie ihn auch vor dem Altar stehen lassen, wenn Sie die Courage dafür erst dort haben. Das kommt in Filmen immer prima und dann haben Sie wenigstens das Kleid, in das Sie eingenäht wurden.

Sie werden richtig handeln, ganz egal, wie Sie sich entscheiden.

Alles Liebe, Ihre Kafi!

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Kafi Freitag (39) beantwortet auf ihrem Blog www.FragFrauFreitag.ch Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.ch.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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Bild: Kafi Freitag

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4 Kommentare
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Wie ich dem Tod von der Schippe sprang
Ich muss weg. Einfach mal raus in die Natur. Abschalten. Kein Internet. Kein Netflix. Nur ich und ich. Klingt theoretisch super. Praktisch erlebe ich mein eigenes Blair Witch Project.

Ich bin genervt. Von Sandros Rastlosigkeit, von meinem Vermieter, vom Wohnungsmarkt, vom Wetter, von Cleo und von meiner Cellulitis. Also eigentlich macht mich die ganze Welt hässig. Sogar die Teenies, die an der Bushaltestelle Deutsch-Rap hören und auf den Boden spucken. Und dann bin ich genervt davon, dass mich das nervt.

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