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Drama auf den Malediven: Liebespaar muss Flitterwochen abbrechen – Aromat vergessen

Felix U. verzichtete 1983 für einen Tag freiwillig auf Aromat. «Es war grausam. Das Gelbe vom Ei schmeckt ohne das Gelbe auf dem Ei einfach nicht.»Bild: Shutterstock.com
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Drama auf den Malediven: Liebespaar muss Flitterwochen abbrechen – Aromat vergessen

16.04.2015, 10:3516.04.2015, 10:53
buzz orgler
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Baros Maledives (den) Alles hatte so gut angefangen. Am 13. Dezember gaben sich Lea H. und Felix U. vor Freunden und Verwandten das Ja-Wort. Schon eine Woche darauf verliessen die Sprachwissenschaftlerin und der Urologe Zürich in Richtung Malediven. Doch kaum im Paradies angekommen, trifft das Paar der Schock. Felix U. hat das Döschen mit Aromat zu Hause stehen lassen. «Ansonsten hatte ich an alles gedacht: Sonnencreme, Reiseapotheke und feuchtes Toilettenpapier. Sogar die Jasskarten hatte ich eingepackt. Nur dieses scheiss Aromat nicht.» 

Doch es kommt noch schlimmer für die beiden. Da die Fluggesellschaft einen ihrer zwei Koffer verliert, kann auch nicht auf die Ersatzpackung der gelben Streuwürze zurückgegriffen werden. «Wir waren echt verzweifelt», gibt Felix U. zu. Bereits am zweiten Tag leidet der Urologe unter starken Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen. Ein Arzt führt darum mehrere Tests mit dem 32-Jährigen durch. Die niederschmetternde Diagnose folgt kurz darauf: Akuter Glutamatmangel. «Aufgrund der Entzugserscheinungen gab er mir nur noch wenige Tage. Wir waren zum Handeln gezwungen!» 

«Deutsche Vollidioten mit ihrem Maggi»

Lea H. fackelt nicht lange und kämpft um das Leben ihres Mannes. «Ich habe bei sämtlichen Bungalows an die Tür geklopft. Doch da waren überall nur Deutsche. Die wussten nicht mal, was Aromat ist! Einer wollte mir sein Maggi mitgeben. Als ob das ein Ersatz dafür wäre! Was für ein Vollidiot!» Doch Lea H. hat Glück im Unglück. Bei Bungalow Nummer 15 wird sie fündig. 

«Da war ein Paar, das gerade etwas Gelbes auf seine hartgekochten Eier streute. Sie gaben mir das beinahe leere Döschen mit.» Geistesgegenwärtig schüttet Lea H. den Rest des Inhalts in den Mund ihres hyperventilierenden Mannes. Doch die gutgemeinte Tat führt nicht zum gewünschten Resultat. «Felix verdrehte die Augen und übergab sich schlagartig. Als ich auf das Döschen blickte, wurde mir auch bewusst warum. Ich hatte ihm Mirador statt Aromat verabreicht. Ich hätte mich ohrfeigen können. Schon zu Hause isst er nur das Original.» 

Wir verzichten an dieser Stelle auf das Bild des sich übergebenden Felix U. Stattdessen ein Foto von Bernd das Brot nach der Weihnachtsfeier. 
Wir verzichten an dieser Stelle auf das Bild des sich übergebenden Felix U. Stattdessen ein Foto von Bernd das Brot nach der Weihnachtsfeier. Bild: Shutterstock

Eine extreme Entscheidung

Während Felix U. gegen die Schmerzen ankämpft, sucht seine Frau verzweifelt nach einer Lösung. «Auf den Malediven verkaufen sie kein Aromat. Das Schicken aus der Schweiz hätte selbst per Express mindestens vier Tage gebraucht. Soviel Zeit hatten wir nicht.» Lea H. entscheidet sich darum für das einzig Richtige. Sie und ihr Mann treten nach vier Tagen Malediven den Rückflug nach Zürich an. Lea H. weiss, dass ihre Entscheidung extrem war.

«Viele meiner Freunde werfen mir vor, dass ich total egoistisch gehandelt habe. Wir hätten den Rückflug noch am gleichen Tag antreten sollen. Schliesslich stand das Leben meines Mannes auf dem Spiel. Aber was soll ich machen? Es gab einfach keinen früheren Flieger.» Felix U. geht es mittlerweile den Umständen entsprechend besser. Zwar zuckt er noch immer zusammen, wenn er Bilder von Palmenstränden sieht, aber sein Körper konnte den kurzfristigen Entzug einigermassen wegstecken. Doch obwohl der 32-Jährige nicht mehr länger im Spital liegt, ist die Geschichte für ihn noch nicht abgeschlossen. 

«Unsere Reiseversicherung will den Schaden nicht decken. Wir hätten mit dem Vergessen des Aromats «grobfahrlässig» gehandelt, da ja jeder wisse, dass die Streuwürze im Ausland nicht erhältlich sei. Zusammen mit einem Anwalt kämpft das Ehepaar jetzt um die Rückerstattung von 23‘000 Franken. 

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Hart recherchierte Fakten, fundierte Kritik und realistische Analysen? Die gibt es anderswo. Chefredaktor Buzz Orgler und sein Praktikant Pavel Kulicka decken auf, was keiner wissen will. Ob Berichte über Schwulenhasser, die in Russland Asyl beantragen oder mit Zwiebeln verunreinigte Kebabs, die beiden gescheiterten Journalisten sind sich für keine satirische Schlagzeile zu schade. Und schneller als die Wahrheit sind sie noch dazu. 



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