Schweiz
Gesellschaft & Politik

Überall in Schangnau hört man heute die Frage: «Und wie sieht es bei euch aus?»

In Bumbach gab es die grössten Schäden.
In Bumbach gab es die grössten Schäden.Bild: KEYSTONE
Nach der Flut im Emmental

Überall in Schangnau hört man heute die Frage: «Und wie sieht es bei euch aus?»

Das heftige Unwetter hat in Schangnau und in der Umgebung eindrückliche Spuren hinterlassen. Nun geht es an das grosse Aufräumen.
25.07.2014, 10:2125.07.2014, 11:19
Mehr «Schweiz»

Die sonst grünen Hänge sind voll von Geröll und mitgerissenen Bäumen, die Strassen voller Schlamm und teilweise unter Wasser. Für die betroffene Bevölkerung ist es ein Schock, denn erst vor zwei Jahren suchte ein schlimmes Unwetter die Gegend heim. Doch diesmal sei es schlimmer, sagt etwa der Gemeindepräsident von Schangnau, Ueli Gfeller. Die Schäden an der Landschaft sind riesig. Zudem wurden in dieser ländlichen Gegend vor allem Bauernhöfe überflutet. 

In den betroffenen Höfen und Liegenschaften sind die Bewohner – ausgerüstet mit wetterfester Kleidung, Gummistiefeln und Besen – nun dabei, aufzuräumen und zu putzen. Nicht nur die Keller sind voller Wasser und müssen leergepumpt werden, zum Teil muss man auch in Wohnbereichen, etwa in der Küche, gegen den Schlamm vorgehen.

Die Grafik zeigt eindrücklich, wie die Flut am Donnerstagmittag ihren Höhepunkt erreichte.
Die Grafik zeigt eindrücklich, wie die Flut am Donnerstagmittag ihren Höhepunkt erreichte.grafik: bafu.admin.ch/hydrologie
«Unter den Bewohnern herrscht grosse Solidarität»

Die Behörden haben den betroffenen Familien angeboten, sie zu evakuieren und vorübergehend anderswo unterzubringen. Die Einheimischen seien aber froh, dass sie in ihren Häusern bleiben können, sagt Gfeller. Es reiche im Moment, wenn es im Schlafzimmer keinen Dreck habe, soll etwa ein Betroffener gesagt haben.

Es kam zu Stromausfällen

«Unter den Bewohnern herrscht grosse Solidarität», sagt Gemeindepräsident Gfeller. Das Unwetter habe sie alle schwer getroffen, aber der Zusammenhalt unter der einheimischen Bevölkerung sei eindrücklich. Im Dorflädeli zum Beispiel ist das Hochwasser am Donnerstagabend erwartungsgemäss das Hauptthema. «Und wie sieht es bei euch aus?» – das ist die Frage, die sich die Einheimischen als erstes gegenseitig stellen.

Mehr zum Thema

Es sei eine Katastrophe, sagt etwa eine Frau, deren Haus und Geschäft vom Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. «Immerhin haben wir wieder Strom», sagt ein anderer Einheimischer. Tatsächlich fiel an manchen Orten der Strom zwischenzeitlich aus. Zur Sicherheit sollten noch zwei grosse Notstromaggregate in die Gegend gebracht werden.

«Dies alles zeigt, dass die Menschheit der Natur unterlegen ist»

Schäden in Millionenhöhe

Die immense Kraft der Naturgewalt zeigt sich an verschiedenen Stellen entlang der Emme. Als das Wasser des Flusses über die Ufer stieg, drückte es regelrecht das Gras der Wiesen platt, was von blossem Auge erkennbar ist. Die Wassermassen, die über die Hänge der Weiler geprasselt sind, haben Geröll und Holz zurückgelassen und mehrere Strassen verschüttet. Bagger sind nun dabei, Steine, Felsstücke und Baumteile wegzuräumen.

Als das Wasser des Flusses über die Ufer stieg, drückte es regelrecht das Gras der Wiesen platt.
Als das Wasser des Flusses über die Ufer stieg, drückte es regelrecht das Gras der Wiesen platt.Bild: KEYSTONE

Die Rede ist von Schäden in Millionenhöhe. «Dies alles zeigt, dass die Menschheit der Natur unterlegen ist», sagt Gemeindepräsident Gfeller nachdenklich. Er sei aber erleichtert, dass keine Personen verletzt wurden. Für die Behörden stehen derzeit noch die Sofortmassnahmen an erster Stelle. Es geht unter anderem darum, sicherzustellen, dass alle betroffenen Einwohner Zugang zu ihren Liegenschaften haben.

Danach steht die langfristige Planung an, um die Schäden zu beheben, wie Markus Grossenbacher, Regierungsstatthalter Emmental, erklärt. Und dies werde sich über Monate hinziehen. Doch für die Behörden steht jetzt die Aktualität im Vordergrund. Am Freitag waren die Einsatzkräfte vor allem bemüht, die Bachläufe von Geröll und Holz zu befreien. Damit will man sich gegen allfällige neue Gewitter wappnen. (whr/sda) 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Gemeinde Glarus Nord nach gefälschtem Mailverkehr um fast 50'000 Franken betrogen

Die Gemeindeverwaltung Glarus Nord ist von einer kriminellen Organisation um 48'000 Franken betrogen worden. Eine eingeleitete Strafuntersuchung soll nun helfen, das Delikt aufzuklären. Ausserdem untersucht die Geschäftsprüfungskommission den Vorfall.

Zur Story