Nach dem Treffen mit Österreichs Kanzler Werner Faymann sagte Tsipras laut der Kronen Zeitung, er habe «einen guten Freund gefunden». Kein Wunder, zählt Faymann doch zu jenen EU-Regierungschefs, die Verständnis haben für die ablehnende Haltung Athens gegenüber den harten Forderungen der internationalen Geldgeber. Auch das Thema Steuerbetrug kam beim Treffen auf den Tisch.
Wie viel Faymann indes von den Worten, die Tsipras anlässlich der gemeinsamen Pressekonferenz äusserte, wirklich verstand, bleibt ungewiss. Zumindest, wenn man dem Dolmetscher zuhört, der aus dem Griechischen ins Österreichische übersetzte. Er spricht von Wind und Segeln und Hybris und schmückt seine Übersetzung immer mal wieder mit dem Wörtchen bitteschön.
Die Tonaufnahme machte im Internet die Runde und sorgte für Lacher sowie Reaktionen in sozialen Netzwerken.
Faymann hat Tsipras versprochen mit Merkel zu reden, sagt Tsipras. Der Dolmetscher muss eine Riesengaudi gehabt haben.
— Rudi Fußi (@rudifussi) 10. Februar 2015
Gegenüber der Online-Plattform von oe24.at nahm der Dolmetscher in der Folge Stellung. Die beiden Politiker hätten so schnell geredet, da habe er nicht alles richtig dolmetschen können. «Aber das Wichtigste hatte ich eh», sagte der als C. Militiades genannte Übersetzer. Er sei alleine gewesen und habe daher in beide Richtungen übersetzen müssen, was unüblich sei.
Im Übrigen sei er seit 60 Jahren in Österreich und seit 1970 als Dolmetscher tätig. «Ich bin eine graue Eminenz.» Schon in der Regierung Kreisky sei er immer dabei gewesen.
Militiades ist nicht der erste Übersetzer, der in die Schlagzeilen gerät. Ausgerechnet bei der Trauerfeier für Nelson Mandela im Dezember 2013, die von Millionen Menschen – darunter auch Gehörlose – verfolgt wurde, war ein falscher Gebärdendolmetscher im Einsatz. Thamsanqa Jantjie erklärte seinen Auftritt unter anderem an der Seite von US-Präsident Obama mit einem Schizophrenie-Anfall.
Einer, der mit Dolmetschern immer wieder sein Gaudi hatte, ist der Borussia-Trainer Jürgen Klopp. (kad)