Bisher konnten kurdische Kämpfer den Westen von Kobane verteidigen. Nun hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Vorstoss in diesen Teil der nordsyrischen Stadt gestartet. Ziel sei ein rund drei Kilometer langer Korridor vom Hügel Tell Schair bis zur Stadtgrenze, sagte Rami Abdel Rahman, Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.
Damit versuchen sie, die Enklave von ihrem Grenzzugang zur Türkei abzuschneiden, so Abdel Rahman. Die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG halten somit nur noch den knapp drei Quadratkilometer grossen Stadtkern.
Augenzeugen berichteten der kurdischen Nachrichtenseite Rudaw, die Kämpfe seien nachts ausgebrochen. Ein Taxifahrer sagte Rudaw, IS-Kämpfer hätten auf Zivilisten gefeuert, die aus dem Gebiet fliehen wollten. Drei von ihnen seien verletzt worden. Flüchtlinge hätten sich an der türkischen Grenze gesammelt, hätten jedoch nicht passieren dürfen.
Die IS-Dschihadisten versuchen seit Wochen, den Ort an der syrisch-türkischen Grenze zu erobern. Zuletzt wurden sie von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die am Boden kämpfen, sowie der US-geführten Koalition, die aus der Luft angreift, zurückgedrängt. In der Nacht zum Mittwoch wurden bei Kämpfen im Osten der Stadt mindestens 30 Dschihadisten und elf YPG-Kämpfer getötet.
Unterstützung für die Kurden soll nun aus dem Irak kommen: Die Türkei will rund 200 kurdischen Peschmerga-Kämpfern aus dem Irak die Einreise nach Syrien gestatten. Das sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan im lettischen Riga. Eine entsprechende Übereinkunft sei erzielt worden. Ein direktes Eingreifen in den Konflikt um Kobane lehnt der Nato-Staat Türkei bislang ab.
Die Türkei steckt wegen des Vormarschs der Islamisten in den syrischen Kurdengebieten im Dilemma: Einerseits kann es dem Land nicht recht sein, dass die Dschihadisten bis an seine Grenze vorrücken. Andererseits scheut sich die Türkei, den syrischen und irakischen Kurden zu helfen, da sie die verbotene Kurden-Partei PKK im eigenen Land nicht stärken will. (vek/dpa/Reuters)