Gesellschaft & Politik

Was ist hier «falsch»?

Der Strand von Giglio.
Der Strand von Giglio.Bild: EPA/ANSA
Vorher – Nachher

Was ist hier «falsch»?

Zweieinhalb Jahre lang war die Aussicht von diesem Strand aus eine andere. Jetzt ist der Blick auf das Meer wieder frei.
25.07.2014, 15:2125.07.2014, 17:15
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Zweieinhalb Jahre lang hatten sie das Wrack der «Costa Concordia» täglich vor Augen, die Tragödie hat das Leben der Bewohner von Giglio durcheinander gewirbelt. Mit der Unglücksnacht vom 13. Januar 2012, als das Kreuzfahrtschiff von der doppelten Grösse der «Titanic» vor Giglio auf einen Felsen auflief, kenterte und 32 Menschen starben, endete der gemächliche Alltag in dem kleinen Touristenparadies.

«Von einem Tag auf den nächsten war alles anders», erinnert sich Bürgermeister Sergio Ortelli. «An Stelle der Touristen in Badelatschen sassen Männer mit Sicherheitshelmen und Rettungswesten auf den Terrassen der Cafés.» Die Restaurants und Kneipen zieren inzwischen zahllose Fotos von schottischen, niederländischen oder US-Ingenieuren, wie sie lächelnd die Besitzer umarmen.

So präsentierte sich der Strand von Giglio während zweieinhalb Jahren.
So präsentierte sich der Strand von Giglio während zweieinhalb Jahren.Bild: EPA

Einwohner wurden internationaler

«Seit dem Unglück weiss man wenigstens, wo Giglio liegt», sagt Gertraud Lang Schildberger, deren Familie eine Agentur für Ferienwohnungen betreibt. Seit 1968 lebt die 71-jährige Österreicherin mit ihrem italienischen Mann auf Giglio, mit dem neuen Leben hat sie sich schon längst abgefunden. «All diese jungen Männer, die alle möglichen Sprachen sprechen, haben auch die Einwohner internationaler werden lassen. Selbst unser Essen und unsere Getränke haben sich geändert», sagt sie. Und die Bars, Hotels und Restaurants seien nun das ganze Jahr über geöffnet gewesen. 

Die Costa Concordia auf ihrer letzten Reise.
Die Costa Concordia auf ihrer letzten Reise.Bild: EPA/ANSA

Doch nicht alle profitierten von den ungewöhnlichen Übernachtungsgästen. So ging die Zahl der normalen Touristen um ein Viertel zurück, im vergangenen Sommer waren es nur noch 115'000. Viele der idyllischen Wanderwege blieben ungenutzt und verwildern langsam wieder. 

Bürgermeister Ortelli schien das Leben ohne den täglichen Blick auf das Wrack kaum abwarten zu können. Als am Montag bekannt wurde, dass sich der Abtransport noch einmal um einen Tag auf Mittwoch verzögert, reagierte er sichtlich verstimmt: «Bis zum Schluss macht uns die 'Concordia' zu schaffen.» 

Costa Concordia soll am Wochenende in Genua eintreffen

Die havarierte «Costa Concordia» hat bei ihrer letzten Reise nach Genua einen Grossteil der Strecke geschafft. An diesem Wochenende soll das Schiff in der ligurischen Hafenstadt ankommen. Vorher steht jedoch der gefährlichste Teil der Reise an.

Seit Freitagmorgen fährt der Konvoi nicht mehr an der französischen Insel Korsika entlang und hat damit den gefährlichsten Abschnitt der insgesamt rund viertägigen Reise erreicht: Die Fahrt über das offene Meer. Hier könnten hohe Wellen dem stark beschädigten Wrack zusetzen.

Der Kreuzfahrtriese ist mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa zwei Knoten (rund 3,7 Stundenkilometer) unterwegs. Teilweise fuhr das Schiff sogar schneller als vorgesehen.

(whr/sda/afp)

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