International
Angriff auf Paris

Portrait des Paris-Attentäters: Wer war Ismael Omar Mostefai?

Der Club Bataclan in Paris: Ismael Omar Mostefai war einer von den Tätern, welche die Konzertbesucher attackierten und 89 Tote zurückliessen. 
Der Club Bataclan in Paris: Ismael Omar Mostefai war einer von den Tätern, welche die Konzertbesucher attackierten und 89 Tote zurückliessen. 
Bild: CHARLES PLATIAU/REUTERS

Der erste Attentäter von Paris ist mit Namen bekannt: Wer war Ismael Omar Mostefai?

15.11.2015, 10:2415.11.2015, 11:37
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Er ist der Mohammed Atta von Paris: Ismael Omar Mostefai. Der gebürtige Franzose ist der erste Attentäter von Paris, dessen Name und Biografie die Polizei bekannt gab. So, wie vor 14 Jahren den Namen von Mohammed Atta bei den Anschlägen von 9/11.

Wer war Ismael Omar Mostefai?

Ismael Omar Mostefai, 29, ist gebürtiger Franzose und stammt aus Courcouronnes im Département Essone südlich von Paris. Die letzten Jahre lebte er im Quartier La Madeleine in Chartres.

Der Bürgermeister von Chartres, Jean-Pierre Gorges, hat dies auf Facebook bestätigt:

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ismael Omar Mostefai sich im Winter 2013/14 in Syrien aufgehalten hat und dort zum Teil radikalisiert wurde. Die Ermittler fanden Hinweise für seine Durchreise in der Türkei. Dort verliert sich aber seine Spur.

Klar ist inzwischen: Am Freitagabend um 21.40 Uhr fährt Mostefai zusammen mit drei anderen Männern in einem schwarzen VW Polo vor die Pariser Konzerthalle Bataclan – mit Kalaschnikows bewaffnet und mit Sprengstoffwesten bekleidet. Im Konzertsaal beginnen die Männer, in die Menge zu schiessen, Geiseln zu nehmen und Sprengsätze zu zünden.

Von «Syrien» und «Irak» geredet

Bevor sie sich im Saal in die Luft sprengen, liefern sich die Männer mit Polizisten ein Wortgefecht: Es sollen die Worte «Syrien» und «Irak» gefallen sein. Danach richten die Terroristen ein Blutbad unter den Konzertbesuchern an und hinterlassen im Bataclan mindestens 89 Tote.

Bei einer der Explosionen muss ein Teil des Fingers von Mostefai weggeflogen sein. Dieser wurde später von den Ermittlern gefunden und dessen Fingerabdruck ausgewertet. Damit wurde Ismael Mostefai als erster der Attentäter identifiziert.

In einer Banlieue geboren

Mostefai wurde am 21. November 1985 in einer Pariser Banlieue geboren. Der junge Familienvater mit algerischen Wurzeln hatte zwei Brüder und zwei Schwestern und soll selber eine junge Familie gehabt haben. Bis 2012 lebte er in Chartres.

Polizisten haben am Samstag Abend den Vater und Bruder des Selbstmordattentäters in Polizeigewahrsam genommen. Dies berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das Umfeld der Ermittlungen. Die Wohnungen der beiden Männer wurden durchsucht.

Der Bruder des 29-jährigen Attentäters lebt in Chartres und betreibt eine Schischa-Bar. Der Vater lebt gut 100 Kilometer weiter östlich.

Ruhig und zurückgezogen oder abgetaucht?

Mostefai war den Behörden nach Angaben der Staatsanwaltschaft bekannt und mehrfach vorbestraft – unter andrem für Fahren ohne Ausweis – allerdings nie im Zusammenhang mit terroristischen Netzwerken.

Jean-Pierre Gorges, der Bürgermeister von Chartres, erinnert sich, dass Mostefai seit 2013 praktisch abgetaucht war. «Er ging offensichtlich keiner Arbeit mehr nach», sagte er gegenüber dem Journal du Centre.

Aus dem Quartier gibt es widersprüchliche Angaben zum letzten Aufenthalt Mostefais: Er soll zuletzt in einer Sozialunterkunft gelebt haben oder seit zwei, drei Jahren völlig verschwunden sein. Einige Quartier-Bewohner bestätigten, dass es ruhig geworden sei um Mostefai, seit dieser 2010 Vater einer kleinen Tochter wurde.

Erst im Frühling 2014 taucht er wieder auf inmitten einer Gruppe Salafisten in Chartres. Terrorspezialisten haben ihn ausfindig gemacht. Mostefai wird jedoch als gewöhnliches Mitglied dieser Gruppe angesehen.

Die Frage, die sich jetzt stellt, so schreibt Le Monde, lautet: Gibt es in Chartres eine radikal-islamistische Zelle, der sich Ismael Omar Mostefai angeschlossen hatte? Oder hat er weitgehend für sich gehandelt?

(via Le Monde)

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quelle: keystone / lukas lehmann
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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ril
15.11.2015 12:39registriert Mai 2015
ganz ehrlich, der typ interessiert mich nicht. klar muss man über die ursachen solcher unsäglichen attentaten schreiben, aber die personen sollten keine berühmtheit erlangen! können wir lieber über die opfer schreiben (wenn sie das wollen)?
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Matrixx
15.11.2015 10:53registriert März 2015
Da stellt sich mir eine ganz wichtige Frage:

Wie kann ein gebürtiger Franzose, der fast sein Leben lang in Frankreich lebt und dort auch eine eigene Familie hat, zu so einer Tat gegen sein Geburtsland und zu solch einer Sympathie zu seinem Herkunftsland kommen?
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Bela Lugosi
15.11.2015 11:28registriert September 2015
Ich frage mich eher wie die Männer mit Kalaschnikoffs und Sprengsätzen in die Konzerthalle gekommen sind..? Den Weg frei geschossen? Bin ja sonst nicht so der Sicherheitsfreak aber da wunder ich mich scho sehr. Ausserdem ist die Berichterstattung wieder mal pfuschig: "Bevor sie sich im Saal in die Luft sprengen, liefern sich die Männer mit Polizisten ein Wortgefecht: Es sollen die Worte «Syrien» und «Irak» gefallen sein. Danach richten die Terroristen ein Blutbad unter den Konzertbesuchern an und hinterlassen im Bataclan mindestens 89 Tote." Das stimmt doch nicht oder? Reihenfolge???
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