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Donald Trump

Donald Trump unter Druck: So könnte er seine Präsidentschaft retten

President Donald Trump visits the Western Wall, Monday, May 22, 2017, in Jerusalem. (AP Photo/Evan Vucci)
Warten auf die göttliche Eingebung? Donald Trump an der Klagemauer in Jerusalem.Bild: Evan Vucci/AP/KEYSTONE

Wie Trump seine Präsidentschaft retten könnte – wenn er wollte

Während sich US-Präsident Donald Trump auf seiner ersten Auslandsreise befindet, gerät er in der Heimat immer stärker unter Druck. Verloren aber ist nichts, er könnte seine Präsidentschaft immer noch zum Erfolg führen.
26.05.2017, 11:4626.05.2017, 23:54
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Donald Trump ist «on the road». Auf seiner ersten grossen Auslandsreise besucht er den Nahen Osten und Europa. In der Heimat sind viele froh, ihn endlich einmal los zu sein. In seiner erst viermonatigen Amtszeit hat der US-Präsident schon mehr Geschirr zerdeppert als viele seiner Vorgänger in vier oder acht Jahren. Im Weissen Haus herrscht das Chaos.

Die Woche vor seinem Abflug war für Trump besonders brutal. Der Rauswurf von FBI-Direktor James Comey war kein Befreiungsschlag, sondern erhärtete den Verdacht, dass der Präsident in Sachen Verbindungen zu Russland etwas zu verbergen hat. Was dazu führte, dass Comeys Vorgänger Robert Mueller als Sonderermittler in Sachen Russland-Connection eingesetzt wurde.

epa05984069 Former CIA Director John Brennan testifies before the House Intelligence Committee hearing on the investigation about Russian interference in the 2016 presidential campaign on Capitol Hill ...
John Brennan bei seinem Auftritt vor Kongressabgeordneten.Bild: SHAWN THEW/EPA/KEYSTONE

Die letzten Tage brachten weitere unerfreuliche Entwicklungen. Die «Washington Post» berichtete, Trump habe nicht nur James Comey, sondern auch NSA-Chef Michael Rogers und den Nationalen Geheimdienstdirektor Dan Coats bei den Russland-Ermittlungen zu beeinflussen versucht. Der frühere CIA-Chef John Brennan bestätigte vor dem Kongress, es habe während des Wahlkampfs 2016 Kontakte zwischen Trumps Team und russischen Regierungsstellen gegeben.

Drei Voraussetzungen

Selbst unter den Republikanern, die ihrem – ungeliebten – Präsidenten bislang die Treue halten, sind erste Absetzbewegungen auszumachen. Eine Amtsenthebung Trumps, ob durch den Kongress oder die Regierung, ist für viele Beobachter nur eine Frage der Zeit. So weit aber muss es nicht kommen. Donald J. Trump hat durchaus Chancen, seine Präsidentschaft nicht nur zu retten, sondern sie zum Erfolg zu führen. Drei Voraussetzungen muss er erfüllen:

Transparenz

Trump muss zur Einflussnahme Russlands auf den US-Wahlkampf 2016 alle Fakten auf den Tisch legen. Dabei darf er keine Rücksicht auf Verluste nehmen, weder in seinem Umfeld noch bei sich selbst. Es ist wahrscheinlich, dass dabei unangenehme Dinge auftauchen. Wenn sich Trump jedoch als «reuiger Sünder» präsentiert, hat er die Chance, ungeschoren davonzukommen. Solange die Republikaner beide Kammern im Kongress kontrollieren, werden sie ihn kaum absetzen.

Neue Köpfe

epa05890450 (FILE) - White House Chief Strategist Steve Bannon (C) is followed by reporters as he leaves a Republican conference meeting on Capitol Hill in Washington, DC, USA, 23 March 2017 (reissued ...
Steve Bannons Tage im Weissen Haus sollten gezählt sein.Bild: MICHAEL REYNOLDS/EPA/KEYSTONE

Donald Trump muss im Weissen Haus «aufräumen» und sich von falschen Freunden und Beratern trennen. In erster Linie sollten der Ultranationalist Steve Bannon und dessen Gefolgsleute die Koffer packen. An ihrer Stelle muss sich Trump mit fähigen Leuten umgeben und auf sie hören. Für den beratungsresistenten und selbstverliebten Präsidenten ist dies nicht einfach. Aber nur mit einer kompetenten Crew kann er das schlingernde Schiff auf Kurs bringen.

Brücken bauen

Das grösste Problem der heutigen US-Politik ist die scharfe Polarisierung. Demokraten und Republikaner haben kaum noch Berührungspunkte und legen sich oft gegenseitig lahm. Im Wahlkampf hat Trump diese Kluft vertieft. Nun hat er die Chance, sie zumindest teilweise zu überwinden und zum Brückenbauer zu werden. Er kann die konstruktiven Kräfte in beiden Parteien zusammenführen und gemeinsam nach Lösungen für die drängenden Probleme suchen.

Die Gesundheitsreform Obamacare und die Finanzmarktregulierung sollten nicht abgeschafft, sondern ihre Mängel beseitigt werden. Von einer Steuerreform müssen möglichst alle Amerikaner profitieren. Die Mauer an der Südgrenze sollte Trump fallen lassen. Damit würde er viele Hardcore-Fans verärgern, dafür könnte er als echter «Dealmaker» in der politischen Mitte punkten.

Keiner dieser drei Punkte verlangt Unmögliches. Wenn Trump sie umsetzt, könnte er seine desaströse in eine erfolgreiche Präsidentschaft verwandeln. Dafür aber benötigt er strategisches Denken, Fingerspitzengefühl und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Nichts dergleichen konnte man bislang mit dem Namen Donald Trump verbinden.

Wie denkst du, wird Donald Trump aus dem Präsidentenamt scheiden?

Er ist ein hemmungsloser Narzisst, der überall Feinde wittert und gleichzeitig empfänglich ist für Speichelleckerei. Selbst konservative Analysten kommen zum Schluss, dass der 70-jährige Trump ein ewiges Kind geblieben ist. Die Reife, um ein guter Präsident zu werden, geht ihm ab.

Weshalb nur ein Fazit bleibt: Donald J. Trump hat die Chance, seine Präsidentschaft zu retten. Er wird sie nicht nutzen.

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Theor
26.05.2017 12:19registriert Dezember 2015
Fazit: Donald Trump, könnte noch zu einem guten Präsident werden, wenn er ein komplett anderer Mensch wäre.
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zombie woof
26.05.2017 12:24registriert März 2015
Trump wird sich und seine Politik nicht ändern. Der Mann gehört in eine geschlossene Anstalt, aber nicht ins Präsidentenamt.
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Baba ♀️
26.05.2017 14:14registriert Januar 2014
Man muss sich einfach immer vor Augen halten, was beim vorzeitigen "Ausfall" von 45 nachkommen würde... Mike Pence 😨. Ein frömmlerischer, bigotter Fundamentalist! Da würde die Pest der Cholera folgen... Danke, messi 😩.

Ich weiss echt nicht, welcher der beiden das kleinere Übel ist. Vermutlich einfach: Augen zu und durch und auf November 2020 hoffen - und darauf, dass 45 bis dahin nicht einen heftigen Konflikt losgetreten hat.
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