Das Handshake war staatsmännisch, da waren sich die Kommentatoren nach Macrons erstem Treffen mit Putin einig. Kein Gezerre wie in der Woche zuvor mit Donald Trump.
Doch damit war es dann mit den Nettigkeiten zwischen den beiden Staatschefs auch schon fast vorbei. Sie seien keine Kinder mehr, meinte Putin nach dem Treffen, man habe «offen und direkt» miteinander gesprochen.
Emmanuel Macron nahm an der Pressekonferenz kein Blatt vor den Mund. Der frischgewählte französische Präsident scheute sich nicht davor, heikle Themen anzusprechen und bot Putin die Stirn.
Der französische Wahlkampf hatte zuletzt für viel Konfliktstoff zwischen Paris und Moskau gesorgt. Putin hegte Sympathien für Macrons Kontrahentin Marine Le Pen und empfing diese im März sogar in Moskau. Der Vorwurf wurde laut, Russland wolle die französischen Wahlen beeinflussen.
Gestern übte Macron scharfe Kritik an den russischen Staatsmedien. «Russia Today» und «Sputnik» seien Propagandawerkzeuge, sagte der französiche Präsident unverhohlen, während sich Putin nebenan unruhig von Seite zu Seite bewegte. «Wenn die Presseorgane schändliche Unwahrheiten verbreiten, dann hat das nichts mehr mit Journalismus zu tun.»
#Macron watscht #Putin ab, nennt Russia Today und Sputnik Propagandawerkzeuge https://t.co/RiBLrKC5gl pic.twitter.com/V1NMuYKWcH
— Harald Ehses (@bergwanderer) 29. Mai 2017
Während des Wahlkampfes verbreiteten die besagten russischen Medien Gerüchte, dass Emmanuel Macron einen schwulen Lover habe und ein Offshore-Konto besitze. Anstatt über seine Kampagne zu berichten, hätten die zwei vom Kreml finanzierten Medienstationen «Lügenpropaganda» verbreitet, schimpfte Macron. «Da werde ich nicht nachgeben!»
Macron scheute auch nicht davor zurück, die Rechte der LGBT-Community in Russland zu thematisieren. Man habe die Verfolgung Homosexueller in Tschetschenien angesprochen, sagte der französische Präsident.
Er habe Präsident Putin klar gemacht, was Frankreich erwarte, so Macron, es gehe hier um Kernwerte der französischen Republik. «Wir erwarten Respekt für alle Minderheiten».
Ob die deutlichen Worte Macrons bei seinem Gesprächspartner Gehör gefunden haben, bleibt abzuwarten. Jedenfalls habe Putin angekündigt, den Berichten nachzugehen und die Vorfälle untersuchen zu lassen, sagte Macron.
Nous avons évoqué le cas des personnes LGBT en Tchétchénie. J'ai très précisément indiqué au président Poutine les attentes de la France. pic.twitter.com/aWosf3Nw4t
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) 29. Mai 2017
Deutlich wurde Macron auch im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt. Bei Giftgasangriffen drohte der französische Präsident mit sofortigen Vergeltungsmassnahmen. Er bezeichnete die Giftgasangriffe als «rote Linie».
«Jeder Einsatz von Chemiewaffen wird Vergeltungsmassnahmen und einen sofortigen Gegenschlag von Seiten der Franzosen zur Folge haben.»
Toute utilisation d'armes chimiques fera l'objet de représailles et d'une riposte immédiate de la part des Français. pic.twitter.com/ctHE9qmX8B
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) 29. Mai 2017
Diese Ankündigung gelte unabhängig davon, wer hinter einem solchen Angriff stehe, meinte Macron. Bisher hat Frankreich jedoch die syrische Regierung für die Giftgasangriffe im syrischen Konflikt verantwortlich gemacht. Russland gilt als Verbündeter der syrischen Regierung.