Sein erster Auftritt als Pressesprecher des Weissen Hauses sorgte für viel Wirbel. Vier von fünf Aussagen, die Sean Spicer zur Inauguration von Donald Trump machte, werden stark angezweifelt. Fragen seitens der Presse liess er zunächst trotzdem keine zu.
Gross war gestern denn auch die Spannung, als Sean Spicer zum ersten offiziellen Pressebriefing im Weissen Haus schritt. Es dauerte allerdings mehr als 20 Minuten, bis die Frage gestellt wurde, auf die alle warteten.
«Wie verstehen Sie Ihre Arbeit? Haben Sie die Absicht, von diesem Podium aus immer die Wahrheit zu sagen?»
Spicer antwortete: «Unsere Absicht ist es, Sie nie anzulügen.» Aber: «Manchmal werden wir die Fakten unterschiedlich interpretieren.» Zur Erinnerung: Kellyane Conway, Trumps Beraterin, führte am Wochenende den Begriff «alternative Fakten» ein, um Spicers aussagen zu verteidigen.
Um genau diese Fakten ging es dann auch bei den folgenden Fragen. Dabei räumte Spicer ein, dass die Metro-Zahlen, welche er genannt hatte, falsch gewesen seien. Aber nicht etwa weil er bewusst lügen wollte, sondern weil das Organisationskomitee die Zahlen falsch übermittelt habe.
Angezweifelt wurde auch die Aussage, dass noch nie so viele Zuschauer einer Inauguration beigewohnt hätten wie bei Donald Trump. Einerseits waren bei Luftaufnahmen viele leere Plätze in Washington zu sehen, andererseits sassen bei den Einführungen von Reagan (1981) und Obama (2009) mehr Menschen vor dem Fernseher als bei Donald Trump.
An dieser Behauptung hielt Spicer jedoch fest. «Natürlich, es war die meist gesehene Inauguration», so Spencer. Wenn man all die Menschen addiere, welche die Zeremonie vor Ort, am Fernseher und im Internet via Livestream verfolgt hätten, würden daran eigentlich keine Zweifel bestehen. «Ich bin ziemlich sicher, dass Reagan noch kein YouTube und Facebook hatte.»
Vorwürfe, dass er am Samstag gesagt habe, es sei sowohl vor Ort als auch weltweit die grösste Inauguration aller Zeiten gewesen, liess er nicht gelten. Er habe alle Zahlen addiert, er wisse nicht, wie man das anders habe verstehen können, so Spicer.
Nach dem er zu diesen Fragen Stellung genommen hatte, gab Spicer einen Einblick, wie es um die Gefühlslage von Trumps Team steht. Während mehreren Minuten echauffierte sich der Pressesprecher über die negative Berichterstattung der Medien.
WATCH: @PressSec Sean Spicer takes on the media's coverage of President Donald Trump. pic.twitter.com/3UGKIqzodQ
— Fox News (@FoxNews) 23. Januar 2017
«Es ist unglaublich frustrierend, wenn man die ganze Zeit hört, dass man nicht gross genug und nicht gut genug ist», so Spicer. Es sei demoralisierend, wenn man Tag für Tag den TV einschalte und höre, was man alles nicht könne.
«Wenn man jeden Tag aufwacht, nur das Negative hört und nichts über die Erfolge berichtet wird – ja, dann ist das ein bisschen enttäuschend.»
Am «negativen Narrativ», wie Spicer es nennt, hat offenbar das ganze Team zu nagen. «Das ist frustrierend, nicht nur für ihn!»
Trumps Unzufriedenheit mit den grossen Medienhäusern des Landes hatte dann sogleich auch erste Konsequenzen. Die Journalisten wurden beim ersten Pressebriefing mit neuen Regeln konfrontiert.
Bis gestern war es üblich, dass die ersten Fragen an die Nachrichtenagentur AP und an die grossen Fernsehsender gingen. Spicer wandte sich jedoch als erstes an das Boulevardblatt «New York Post». Darauf folgten das religiöse «Christian Broadcasting Network», ein spanischsprachiger Sender und der konservative Sender «Fox News».
Gemäss Spicer sollen in Zukunft noch mehr unterschiedliche Medien Zugang zum Weissen Haus erhalten. Dies soll unter anderem per Videokonferenz geschehen. Bereits in dieser Woche sollen Journalisten mit dieser Technik eingeschaltet werden.
Spicers Begründung für diesen Schritt: Somit können auch Medien an den Pressekonferenzen teilnehmen, welche keine Ressourcen für einen Korrespondenten in Washington haben.