Irma, Syrien, Nordkorea: Inmitten der weltweiten Turbulenzen geht ein Konflikt momentan fast vergessen. Jener im Jemen. Seit mehr als zwei Jahren tobt im Staat auf der Arabischen Halbinsel ein Krieg. Die Situation ist derart eskaliert, dass die UNO von der weltweit «grössten humanitären Krise» spricht.
Über 600'000 Personen haben sich seit April dieses Jahres mit Cholera infiziert. Dies meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vergangene Woche. Damit steuert der Jemen auf einen traurigen Rekord zu, den bisher Haiti innehält. Nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010 steckten sich dort innerhalb eines Jahres mindestens 750'000 Personen mit Cholera an.
Cholera kann mit Medikamenten behandelt werden, ist in entwickelten Ländern nicht lebensbedrohlich. Doch im Jemen fehlen an vielen Orten die Mittel. Seit April 2017 starben 2048 Personen an der Durchfallkrankheit.
Diese Zahlen sind jedoch nicht die einzigen, die aufschrecken lassen: Insgesamt forderte der Krieg bereits über 10'000 zivile Opfer, wobei jene Personen, welche durch indirekte Folgen gestorben sind, nicht eingerechnet sind. Über 17 Millionen Menschen wissen nicht genau, wo sie ihre nächste Mahlzeit herholen sollen. 14,5 Millionen Menschen müssen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser leben, was die Verbreitung von Cholera deutlich beschleunigt.
Doch wie ist es überhaupt zum Krieg gekommen? Und wer kämpft gegen wen?
Im September 2014 wurde der damalige Präsident von Jemen, Abd Rabbo Mansur Hadi, von schiitischen Huthi-Rebellen gestürzt. Unterstützt wurden die Rebellen von Teilen des Militärs, welche dem früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh die Treue halten. Als Antwort auf den Vormarsch der schiitischen Rebellen formte das sunnitische Saudi-Arabien eine Koalition, die seit März 2015 Angriffe auf die Huthi-Rebellen fliegt.
Folgende Karte gibt einen Überblick, welche Staaten Saudi-Arabien unterstützen:
Wie auf der Karte zu sehen ist, werden die Saudis unter anderem von den USA unterstützt. Seit dem 11. September 2001 fliegen die USA zudem Drohnen-Angriffe auf mutmassliche Terroristen. Hier kommt es immer wieder zu zivilen Opfern.
Die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien erlebten erst kürzlich einen neuen Höhepunkt, als Donald Trump im Wüstenstaat einen Waffenexport-Deal über hundert Milliarden Dollar abschloss.
Schweizer Rüstungsfirmen lieferten im Jahr 2016 ebenfalls Kriegsmaterial im Umfang von 12 Millionen Franken nach Saudi-Arabien. Zuvor hob der Bundesrat den geltenden Ausfuhrstopp auf. Allerdings heisst es beim Seco, dass es sich lediglich um Ersatzteile handle, welche nicht im Jemen-Krieg zum Einsatz kämen.
Nebst den Drohnen-Angriffen, die von den USA geflogen werden, ist die Saudi-Koalition die einzige Kriegspartei, die Luftangriffe durchführt. Bombardements auf zivile Ziele wie Spitäler, Märkte, Schulen, Begräbnisse und Wohngebiete seien weit verbreitet, schreibt die UNO.
Trotz der Angriffe der Saudi-Koalition ist es den Huthi-Rebellen gelungen, die Hauptstadt Sanaa zu halten. Auch auf Seiten der Huthi-Rebellen wird das Kriegsvölkerrecht nicht respektiert. So wurden etwa schon über 1000 Kinder als Soldaten rekrutiert. Kritische Stimmen werden eingesperrt. Folgender Schieber zeigt, wie sich die Frontlinien entwickelt haben:
Ganz allein stehen die Huthi-Rebellen jedoch nicht da. Saudi-Arabiens Erzrivale Iran unterstützt die schiitischen Streitkräfte mit Waffen, militärischen Beratern und finanziellen Mitteln.
Dass der Konflikt im Jemen kein Kräftemessen zwischen den Weltmächten USA und Russland ist, mag der Grund dafür sein, weshalb öfters über Syrien berichtet wird. Doch das indirekte Kräftemessen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien zeigt, dass der Krieg im Jemen politischen Sprengstoff birgt, der weit über die Landesgrenzen hinausgeht.
Doch es gibt auch noch andere Gründe, weshalb der Krieg im Jemen oft als «vergessen» bezeichnet wird. Die von Saudi-Arabien geführte Koalition verhindert, dass Journalisten in die Hauptstadt Sanaa fliegen können. Lediglich eine beschränkte Anzahl Flieger mit Hilfsgütern darf den Hauptstadt-Flughafen anfliegen. Saudi-Arabien blockierte letztes Jahr im UNO-Menschenrechtsrat zudem den Aufruf zu einer unabhängigen Untersuchung.
Bei den humanitären Institutionen der UNO scheint die Geduld mit Saudi-Arabien langsam, aber sicher auszugehen. «Saudi-Arabien soll für 100 Prozent der Finanzierung der humanitären Bedürfnisse aufkommen», forderte David Beasly, der Direktor des Welternährungsprogramms WFP, vergangene Woche. Er richtete deutliche Worte an die Saudis: «Entweder sie stoppen den Krieg, oder finanzieren die Hilfe. Option drei ist, beides zu tun.»
Gibts für diese steile These irgendwo den Ansatz eines Beleges? Wie kommen die Waffen, das Geld und Berater eigentlich in den Jemen, wo Saudi Barbarien doch Luft, Land und Seewege blockiert und zwar so wirkungsvoll, dass die Menschen im Jemen reihenweise krepieren?
Also, gibts dazu vernünftige Quellen?