International
Blaulicht

Erdbeben in Nepal: Ein Land liegt in Trümmern

1 / 17
Schweres Erdbeben in Nepal
Menschen suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Die Chance schwinden mit jeder Stunde.
quelle: epa/epa / narendra shrestha
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Erdbeben in Nepal: Ein Land liegt in Trümmern

Nur langsam erwacht Nepal nach dem Erdbeben aus seiner Ohnmacht. Noch immer gibt es in der schwer getroffenen Hauptstadt Kathmandu keinen Strom, keine Lebensmittel, keine Zuflucht.
26.04.2015, 18:4326.04.2015, 20:46
Mehr «International»
Ein Artikel von
Spiegel Online

Am Tag nach dem gewaltigen Erdbeben in Nepal befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Vor den Krankenhäusern liegen Tote neben Tausenden Verletzten. Von vielen Häusern stehen nur noch Ruinen. Strassen sind aufgerissen und unbefahrbar. Historische Pilgerstätten und Denkmäler wurden zerstört, ganze Bergdörfer ausgelöscht. Teilweise graben die Menschen mit blossen Händen in den Trümmern nach Überlebenden. Es gibt keinen Strom und bald wohl auch keine Lebensmittel mehr.

Das Ausmass der Katastrophe ist noch nicht erfasst, zu vielen abgelegen Gebieten gibt es keine Verbindung. Klar ist nur, dass es sich um das schlimmste Erdbeben im Himalaya seit fast einem Jahrhundert handelt. Fast stündlich korrigieren die Behörden die Zahl der Todesopfer nach oben. Allein in Nepal kamen nach Angaben des Innenministeriums 2352 Menschen ums Leben. Auch in den benachbarten Ländern Indien, China und Bangladesch starben Menschen durch das Erdbeben.

Bilder aus Kathmandu

1 / 16
Kathmandu
Eine Familie sucht nach dem Erdbeben Zuflucht in einem Zelt in Kathmandu.
quelle: x02814 / navesh chitrakar
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Viele Bewohner Kathmandus harren derzeit unter freiem Himmel aus. Sie flohen auf die Strassen, als die Erde mit einer Stärke von 7.9 erzitterte. Nun trauen sie sich nicht in ihre Häuser zurück, es besteht weiterhin Einsturzgefahr. Denn auch mehr als 24 Stunden nach dem Erdbeben erschüttern immer noch Nachbeben die Region, die auf der Richterskala noch Stärken bis zu 6.7 erreichen.

Alle schlafen in Zelten

Parks, Gehwege und öffentlichen Plätze haben sich in Zeltstädte verwandelt, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes. Selbst Präsident Ram Baran Yadaf habe in einem Zelt geschlafen, hiess es im Lokalradio. Krankenhäuser sind so überfüllt, dass sie im Freien behandeln. «Unter den Toten sind viele Kinder», sagte Doktor Pratab Narayan aus dem Teaching-Krankenhaus. «Wir sind völlig überwältigt von der Zahl an Menschen.»

Gleichzeitig werden Versorgungsmittel und Vorräte knapp. Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, warnt die Uno. Alina Shrestha von der Hilfsorganisation World Vision versorgt in ihrem Garten bis zu 50 Menschen. «Wir haben noch bis morgen Essen und Trinken. Was dann kommt, weiss ich nicht. In Kathmandu sind die meisten Läden geschlossen, und wenn sie wieder öffnen, wird es einen gewaltigen Ansturm geben», sagte sie SPIEGEL ONLINE. (Lesen Sie hier ihren Bericht zum Erdbeben.)

Die schweren Erschütterungen lösten am Mount Everest Lawinen aus und rissen mindestens 19 Menschen in den Tod. Am höchsten Berg der Erde ist gerade Hauptsaison, Hunderte Bergsteiger sind im Gletscher. Eine Staublawine begrub das Basislager unter sich. Mehrere Hubschrauber landeten am Sonntag in dem Camp. 65 Verletzte seien ausgeflogen worden, teilte die nepalesische Bergsteigervereinigung mit. Schwer Verwundete wurden direkt in die Hauptstadt Kathmandu gebracht. Doch zu etwa 100 bis 150 Menschen in der Everest-Region bestehe derzeit kein Kontakt. Viele von ihnen könnten in höheren Camps am Berg sein.

Jetzt auf

Nepals Regierungschef Sushil Koirala bat «ausländische Freunde» um Hilfe und Unterstützung. «Wir werden diese dunkle Zeit zusammen durchstehen», sagte er. In den betroffenen Gebieten, in denen ungefähr 6.6 Millionen Menschen leben, wurde der Notstand ausgerufen. Hilfsflugzeuge aus aller Welt erreichten die Hauptstadt Kathmandu, mit Gütern wie Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kommunikationsgeräten. Koordiniert wird die Hilfe vom Uno-Büro zur Nothilfe-Koordinierung (OCHA).

Rotes Kreuz fliegt am Montag nach Nepal

Auch deutsche Hilfsorganisationen machen sich bereit. Das Deutsche Rote Kreuz wollte am Montagabend von Berlin ein Flugzeug mit 60 Tonnen Zelten, Decken, Hygienepaketen, einer Trinkwasseraufbereitungsanlage und anderen Hilfsgütern nach Nepal schicken.

(gam/dpa/Reuters/AFP)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Konsumentenschützer erzielen Teilerfolg mit Klage gegen Mercedes

Im Zuge des Dieselskandals wollen Konsumentenschützer Schadenersatz für rund 2800 Mercedes-Kunden erstreiten. Nun haben sie einen Teilerfolg erzielt. Zu Ende ist die Auseinandersetzung noch nicht.

Zur Story