Die amerikanische Super-Sekte Scientology kämpft in Europa schon seit längerer Zeit gegen Mitgliederschwund. Der Grund ist einfach: Die Medien haben Ron Hubbards Kolonnen demontiert und die krude Heilslehre in ihre Einzelteile zerlegt. Das ruinierte den Ruf von Scientology gründlich.
Für das Scientology-Kader sind die vielen vernichtenden Medienberichte eine gezielte Lügenkampagne. Oder auf Neudeutsch, quasi nach Trumpscher Manier: Fake-News. Der rasche Niedergang ist für die Sektenbosse in Europa ein Super-Gau. Denn dieses Szenario hatte im Kopf des Sektengründers schlicht keinen Platz, pries er doch Scientology einst als weltweit wichtigste Bewegung.
Diese Zeiten gehören in Europa längst der Vergangenheit an. Darüber täuscht auch der neue Prunkbau der Sekte in Basel nicht hinweg. Das Vorzeige-Zentrum ist ein Prestigeobjekt, das über den wahren Zustand der Sekte hinwegtäuschen soll.
In den USA, dem Mutterland von Scientology, genoss die umstrittene Bewegung bis vor kurzem hingegen noch den Status einer mehr oder weniger ehrenhaften Kirche – was auf dem Kontinent mit den vielen Sekten und unkritischen Bürgern nicht sonderlich erstaunt. Allmählich dämmert es aber auch den Amis, dass bei Hubbard und seinen radikalen Jüngern einiges faul ist.
Auslöser des Unbehagens sind – wie könnte es anders sein – Promis aus Hollywood. Sie waren jahrzehntelang das Feigenblatt und Aushängeschild der Sekte. Seit einiger Zeit erleben auch die Top-Shots aus der Traumfabrik, dass der scientologische Traum von den unbegrenzten Möglichkeiten und dem ewigen Leben eine Illusion ist.
Nicht nur machten sich in letzter Zeit etliche aus dem Staub, manche begannen sogar aus dem Nähkästchen der Sekte zu plaudern. So entstanden Filme und Bücher, die das reaktionäre und diktatorische Innenleben von Scientology nach aussen stülpten.
Den Anfang machte Nicole Kidman, die 2001 ihren Mann und Vorzeige-Scientologen Tom Cruise verliess – und gleichzeitig Scientology den Rücken kehrte. Später kopierte Katie Holmes den Akt: Sie liess Tom Cruise und Scientology im Regen stehen, um ihrer Tochter Suri eine scientologische Erziehung zu ersparen.
Auch die bekannte Schauspielerin Leah Remini löste sich nach 30-jähriger Mitgliedschaft von der Sekte – und zwar mit Getöse. Ihr Misstrauen begann, als sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Freundin Michele Miscavige, der Ehefrau des Hubbard-Nachfolgers David Miscavige, herstellen konnte.
Sie befürchtete, Shelly sei abserviert oder gar ins berüchtigte sekteneigene «Gefängnis» RPF verbannt worden. Als Remini 2013 bei der Polizei eine Vermisstenanzeige für Michele Miscavige aufgab, fiel sie beim Sektenboss in Misskredit und trat aus der Sekte aus.
Furchtlos rechnete sie mit Scientology ab und veröffentlichte das Enthüllungsbuch «Troublemaker: Wie ich Hollywood und Scientology überlebte». In vielen Interviews sprach sie ebenfalls Klartext.
Schwere Vorwürfe gegen Scientology erhob auch der Hollywood-Regisseur und Oscar-Preisträger Paul Haggis, der nach 35 Jahren die Sekte verlassen hatte. Der Exodus der Promis setzte sich fort. Will Smith, Jason Lee, Lisa Marie Presley und ihre Mutter Priscilla Presley verabschiedeten sich still und heimlich.
Auch ranghohe Scientologen setzten sich in den letzten Jahren ab. Amy Scobee, einst Chefin des Celebrity Centres, plauderte erschreckende Erlebnisse aus dem Inneren der Sektenzentrale aus. Auch der ehemalige Finanzchef Mark Rathbun berichtete von Demütigungen, Intrigen und Misshandlungen.
Bleiben noch die Superpromis John Travolta und Tom Cruise. Um Travolta ist es ruhig geworden. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, dass sich seine Beziehung zu Scientology abgekühlt habe. Auch Tom Cruise verhält sich auffällig ruhig.
Die Promis, die einst das Kapital der Sekte waren, sind nun zur Hypothek geworden. Insider behaupten, die Zahl der Anhänger sei auch deshalb in den letzten Jahren weltweit auf 20'000 Mitglieder geschrumpft.
Untergehen wird Scientology aber nicht so schnell, das Milliardenvermögen wird die Sekte noch eine gewisse Zeit über Wasser halten.