Der Korruptionsskandal in Brasilien zieht immer weitere Kreise. Eine Razzia bei Lateinamerikas grösstem Baukonzern Odebrecht habe neue Erkenntnisse über ein Schmiergeldsystem gebracht, teilte die Polizei am Dienstag mit.
Eine Spezialabteilung bei dem Konzern habe solche Zahlungen systematisch organisiert, erläuterte die Staatsanwaltschaft. Mindestens 14 Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen bei Odebrecht hätten etliche Zahlungsanfragen an diese Spezialabteilung geschickt.
«Das eröffnet ganz neue Ansätze bei den Ermittlungen über Schmiergeldzahlungen bei vielen öffentlichen Bauvorhaben», hiess es. In diesem Zusammenhang sollten 15 Personen festgenommen werden. Eine Stellungnahme von Odebrecht war zunächst nicht zu erhalten.
Die Konzernstrukturen belegten aber, dass der frühere Firmenchef, Marcelo Odebrecht, nicht nur Kenntnis der Schwarzgeldzahlungen gehabt habe, sondern sie auch zu verantworten habe, hiess es bei der Staatsanwaltschaft weiter. Er wurde in Zusammenhang mit dem Skandal bereits zu 19 Jahren Haft verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Baufirma vor, Schmiergeld gezahlt zu haben, um milliardenschwere Aufträge des staatlichen Ölkonzerns Petrobras zu bekommen. Dieser wiederum soll unrechtmässig Gelder an politische Parteien geschleust haben.
In den Skandal ist auch Präsidentin Dilma Rousseff verwickelt. Ihre erfolgreichen Wahlkämpfe in den Jahren 2010 und 2014 sollen mit Hilfe des Schwarzgeldsystems finanziert worden sein. Rousseff droht ein Amtsenthebungsverfahren. Das Präsidialamt weist die Anschuldigungen zurück. (sda/reu)