Auch wenn Ünsal Arik 1980 in Parsberg in der Pfalz geboren wurde, tritt der 36-Jährige für die Türkei in den Ring – denn der Mann ist Boxer und seit Mai 2015 Weltmeister im Superweltergewicht.
Doch trotz seines Erfolgs für sein Land liest man in der Türkei heute kaum etwas über den Sportler – was damit zu tun haben könnte, dass Arik bei einem Kampf im Jahre 2013 in Tekirdag Stellung bezogen hat. Er trug ein T-Shirt, auf dem stand: «Dieses Land gehört Atatürk, nicht Tayyib». Gemeint war Präsident Reccep Tayyip Erdogan, gegen dessen Politik der Islamisierung Arik protestieren wollte.
Während liberale Journalisten wie der mittlerweile geschasste Cumhuriyet-Chefredaktor Can Dündar mit dem Deutschtürken redeten, geriet er in das Visier der Konservativen: Probleme bei der Ein- und Ausreise und sogar ein zwei- und ein viertägiger Knastaufenthalt waren die Folge, berichtet Arik Anfang August im «Sat.1-Frühstücksfernsehen» (FFS) – und kritisiert erneut, wie sich die Türkei seit dem Putschversuch entwickelt hat.
«Atatürk steht für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Demokratie», erläutert Arik. Erdogan sei dagegen jemand, «der Menschen mit dem Islam manipuliert. der lügt, betrügt ... Halt genau das Gegenteil.» Er würde gerne wieder das Grab seiner Mutter in der Türkei besuchen, doch er fürchtet eine erneute Verhaftung. Den Mund wolle er sich deshalb aber nicht verbieten lassen.
Das zeigt sich, als das Gespräch auf Erdogan-treue Deutsche kommt, die Wurzeln in der Türkei haben und für den Präsidenten in Deutschland auf die Strasse gehen – für eine «Möchtegern-Demokratie», wie der Boxer sagt. «Wir haben hier [in Deutschland] alle Rechte, die wir haben möchten. Wie kann man in so einem schönen Land leben, aber eine Diktatur unterstützen?»
Er sei wegen seiner Meinung schon bedroht, beleidigt, bepöbelt und bespuckt worden, so Arik, doch nun hat er auch Ärger mit der türkischen Justiz: Erdogan hat ihn wegen Beleidigung angezeigt. Der Sportler hat eine Vorladung für den 25. September bekommen und soll sich in der Türkei für seine Worte verantworten, wie das FFS nun öffentlich macht.
Arkin will den Kampf annehmen. «Nicht hinzufliegen, wäre einfach feige. Ich stehe zu dem, das ich gesagt habe», verteidigt sich der Boxer. Eine Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr sei ihm sicher, warnt dagegen ein Sat.1-Experte. Danach drohe ein überlastetes Gericht, das seinen Fall behandelt.
Er müsse das zu Ende bringen, beharrt Arik trotzdem. Er gibt aber auch zu: «Wenn ich sagen würde, es geht spurlos an mir vorbei, wäre das gelogen.»
(phi, via Meedia)