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Nürnberg: Protest gegen Abschiebung eines Afghanen eskaliert

Nürnberg: Spontane Sitzblockade aus Protest gegen die Abschiebung eines Afghanen.
Nürnberg: Spontane Sitzblockade aus Protest gegen die Abschiebung eines Afghanen.screenhsot: youtube/bayrischer rundfunk

Schüler protestieren gegen die Abschiebung eines Afghanen – plötzlich eskaliert es

01.06.2017, 02:3301.06.2017, 11:32
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Wüste Szenen in Nürnberg: Beim Versuch, einen 20-jährigen Afghanen abzuschieben, ist es zu schweren Tumulten gekommen.

Die Polizei holte den jungen Mann aus dem Klassenraum, dieser zeigte sich kooperativ und liess sich ruhig zum Polizeiauto geleiten. Doch seine Mitschüler wollten das nicht einfach so hinnehmen.

Denn der Afghane war offenbar sehr gut integriert und lebte bereits seit vier Jahren in Deutschland. Gemäss Bayrischen Flüchtlingsrates hatte der junge Mann bereits einen Ausbildungsplatz in Aussicht.

Spontane Sitzblockade wird immer grösser

Aus Protest gegen die Abschiebung setzten sich rund 20 Mitschüler spontan auf den Boden, um den Streifenwagen an der Abfahrt zu hindern. Die Situation spitzte sich nun weiter zu. Immer mehr Leute solidarisierten sich mit dem Afghanen und nahmen ebenfalls an der Sitzblockade teil. Rund 300 Personen sollen es am Ende gewesen sein, berichten diverse deutsche Medien. 

Wüste Szenen vor einer Berufsschule in Nürnberg.Video: YouTube/Bayerischer Rundfunk

Die Nürnberger Polizei reagierte vehement. Mit einem Grossaufgebot wurde die Sitzblockade gewaltsam aufgelöst. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Die Auseinandersetzung dauerte mehrere Stunden. Der Afghane konnte letzten Endes weggefahren werden.

Ursprünglich hätte der junge Mann gestern Mittwoch von Frankfurt nach Afghanistan geflogen werden sollen, doch wegen des gestrigen Bombenanschlages in Kabul wurde die Sammelabschiebung gestoppt, der Flug wurde nicht durchgeführt. 

Die Nürnberger SPD kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. Man könne Schüler nicht aus Klassenzimmer holen, diese müssten sich dort sicher fühlen. «Andernfalls werden sie aus Angst erst gar nicht in den Unterricht gehen. Das wäre fatal für unsere Integrationsbemühungen», sagte der Chef der Nürnberger SPD. Auch auf Twitter äusserten sich die User kritisch zum Einsatz der Polizei. (cma)

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Toerpe Zwerg
01.06.2017 05:56registriert Februar 2014
Dein Freund und Helfer ... überfordert, einfältig und gewalttätig.
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who cares?
01.06.2017 05:08registriert November 2014
Starke Spontanaktion von den Schülern, friedlich, aber mit Wirkung. Schwache Reaktion der Polizei.
Wie kann man mit gutem Gewissen jemanden nach Afgahnistan abschieben, nachdem was gerade in Kabul passiert ist?
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Silas89
01.06.2017 08:56registriert Juni 2014
Die Polizei hat von Anfang an schlecht geplant. Einen gut integrierten Schüler kann man nicht aus dem Schulzimmer holen.

Dass man in einem Rechtsstaat nicht mit Gewalt gegen friedliche Demonstranten vorgeht, sollte eigentlich allen klar sein.
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