Von den Besucherzahlen seiner Amtseinführung über die Geschichte vom Wahlbetrug bis zum Wetter: «Seit er vor 412 Jahren das Amt übernommen hat, macht Trump klar, dass ihm die Realität nicht so wichtig ist», beginnt John Oliver seine erste HBO-Show nach der Pause. «So weit ist es gekommen: Wir haben einen Präsidenten, der im Regen stehen kann und dann sagt: ‹Es war ein sonniger Tag.›»
Dass Politiker lügen, sei ja an sich nichts Neues, gibt der Moderator zu. Auch bei Obama sei ein Viertel der Aussagen falsch gewesen, wie «Politifact» herausgefunden habe. Bei Trump liege der Wert jedoch bei knapp 70 Prozent. Ein Journalist kommentierte das bei CNN so:
Trump lügte so oft und so viel, dass niemand mehr seine Lügen ernst nahm, meint Oliver. Sogar Trumps Berater Peter Thiel nahm es nicht so genau mit Trumps Aussagen und sieht es als Metapher. «Viele Trump-Wähler hören von einer Mauer, glauben aber nicht wirklich, dass sie gebaut wird, sondern hoffen auf eine andere Migrationspolitik», sagt Thiel. Dass es sich bei Trumps Einreiseverbot um keine Metapher handelte, bestätigte sich schnell und auch die Mauer soll gebaut werden. «Viele dachten, dass ich Spass machte wegen der Mauer – ich mache keinen Spass.», verkündete Trump.
Trump nimmt seine Aussagen ernst. Wenn er sagt, er macht's, dann macht er es auch. Man hätte ihn also von Anfang an ernst nehmen sollen, meint Oliver. «Trump sagte die Wahrheit über die Lösung eines Problems, das er erlogen hat», fasst Oliver zusammen. Darin sieht der Moderator eine Gefahr, da Trump nun Politik betreibe, die auf falschen Fakten gestützt ist. Woher er diese Fakten bekommt, weiss Oliver auch. Trump gab selber zu, dass er sehr viel Fernsehen sieht. Oliver geht weiter und vermutet, dass das Fernsehen, die grösste Nachrichtenquelle des Präsidenten ist – allen voran «Fox News». Mehrere Trump-Tweets stimmten im Wortlaut mit Schlagzeilen des Nachrichtensenders überein.
Neben «Fox News» soll sich Trump vor allem auf die umstrittenen Portale «Breitbart» und «Info Wars» stützen. Beide Portale stammen aus dem rechten Lager und veröffentlichen Artikel wie zum Beispiel: «Die Pille macht Frauen unattraktiv und verrückt.» «Trump sieht etwas, das mit seinem Weltbild übereinstimmt, checkt die Fakten nicht, vergisst die Hälfte, bis es für ihn irgendwann zur Wahrheit wird», sagt der Moderator. Diese Ideen-Maschinerie lässt sich deutlich an Trumps Aussagen über Wahlbetrug nachverfolgen. Ein unbekannter Twitter-User behauptet, dass drei Millionen Menschen illegal gewählt haben. Der Tweet wird von «Info Wars» aufgenommen und verbreitet sich wie ein Lauffeuer auf rechten Medien. Wenige Tage später wird die Nachricht als Fake entlarvt, doch Trump spricht trotzdem weiter von Wahlbetrug.
Was macht man nun gegen dieses Problem? Man muss Trump zurück in die Realität bringen und die Presse wird eine Schlüsselrolle darin spielen, meint Oliver. Doch genau diese wurde von Chefstrategen Steve Banon als Opposition der Regierung genannt. Bei einer Pressekonferenz des Weissen Hauses wurde nur ein Sitz für die Presse reserviert – für «Breitbart». Olivers Lösungsvorschlag richtet sich daher nicht nur an die Presse, sondern an jeden Bürger der Vereinigten Staaten. Der Moderator fordert dazu auf, die Fakten zuerst zu checken, bevor ein Artikel auf Facebook geteilt wird und dubiosen Quellen keinen Glauben zu schenken – auch wenn es der Präsident ist. Um Trump zu überzeugen, hat sich der gewitzte Oliver wiedermal etwas besonderes einfallen lassen. Ein spezieller Werbespot, mit richtigen Fakten, wird in allen Morgensendungen ausgestrahlt, die Trump bekanntlich verfolgt. (sem)