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Forscher: Europas Flüchtlingspolitik mehrheitlich Panikmache

Forscher kritisieren: Hinter Europas Flüchtlingspolitik steckt vor allem Panikmache 

25.08.2016, 20:5426.08.2016, 06:52
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Vergleichsweise wenige Flüchtlinge stellen Europa vor eine Zerreissprobe, schreiben zwei Politikforscher in einem Beitrag im Fachjournal «Science». Sie kritisieren Rechtspopulismus, grundlose Ängste und eingemauerte Positionen von Sozialdemokraten sowie Konservativen und erklären, dass die Europäer Zuwanderung ohnehin bräuchten.

Weltweit gibt es 65 Millionen Flüchtlinge, von denen die allermeisten (85 Prozent) auf der Südhalbkugel in armen Ländern Zuflucht suchen, so Shalini Randeria vom Graduate Institute of International and Development Studies in Genf und Randall Hansen von der Universität Toronto (Kanada).

Stimmungsmache allenthalben

Europa sei also mitnichten im Zentrum der Flüchtlingskrise. Dennoch sei die politische und soziale Aufregung auf dem reichen Kontinenten gross wegen rund 1,25 Millionen Flüchtlingen, die 2015 in der EU Asyl gesucht haben.

Äusserst rechts angesiedelte Parteien ernteten Zustimmung mit einer Anti-Flüchtlings- und Anti-Islam-Stimmungsmache und hätten damit in manchen Ländern die höchste Unterstützung in Meinungsumfragen.

Idomeni: Was bleibt, wenn die Flüchtlinge weg sind

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Idomeni: Was bleibt, wenn die Flüchtlinge weg sind.
Idomeni, Ende Mai 2016: Von den Tausenden Flüchtlingen ist nichts mehr zu sehen. Was bleibt, ist das:
quelle: x01390 / marko djurica
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Mit einem liberalen, menschenfreundlichen Ansatz angesichts der Krise hätte Europa zumindest einen fairen Anteil der Flüchtlinge akzeptieren müssen, meinen sie. Aufgrund des Reichtums und der Grösse des Kontinents wären dies ein Viertel bis die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit.

Ikonische Bilder

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Bilder, die zu Ikonen wurden
17. August 2016: Der fünfjährige Omran Daqneesh sitzt verstört in einem Krankenwagen. Er hat soeben einen Bombenangriff in Aleppo überlebt. (Foto: Mahmoud Rslan)
quelle: x80002 / stringer
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Schrumpfende Bevölkerung

Eigentlich sollte die alternde und schrumpfende europäische Bevölkerung zumindest junge Ankömmlinge willkommen heissen. Diese würden nämlich Engpässe im Arbeitsmarkt füllen und staatliche Pensionssysteme sichern. Stattdessen erzeugten konservative europäische Politiker und der Boulevard eine Panik und suggerierten, dass man von einer kleineren Zahl Fremder überrannt werden könnte und die nationale Identität verlöre.

Migration
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Die EU solle nun dafür sorgen, dass sie ihre äusseren Grenzen dichthält, und dies auch kommunizieren. Man müsse Asylanträge schneller abwickeln und die Arbeitsmärkte besser für Flüchtlinge zugänglich machen, erklären Randeria und Hansen. Ausserdem solle man jene Länder auf der Südhalbkugel unterstützen, die tatsächlich die grösste Last der Flüchtlingskrisen tragen.

(sda/apa)

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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peeti
26.08.2016 00:34registriert März 2015
Schon komisch immer dieses Argument mit den benötigten Arbeitskräften. Damit bewegen sich die Autoren auf der gleichen rassistischen Linie wie unsere Rechtspopulisten.
Asyl bekommen nur jene, die unsere Wirtschaft gerade braucht? Und falls man Pech hat und nicht gerade dem gesuchten Profil entspricht wird man zurückgeschickt? Asyl sollen Menschen bekommen, die vor Krieg, politischer Verfolgung, Folter etc flüchten. Und nicht jene, die wir für unseren Wohlstand gerade gebrauchen können.
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Kookaburra
25.08.2016 21:44registriert November 2015
Europa braucht nicht ohnenhin Bevölkerungswachstum (und noch weniger durch Zuwanderung), sondern die Wirtschaft braucht dies. Und eigentlich nicht einmal diese, sondern nur der Gewinndrang und die Gier der Börsen und Reichen. Also die Umverteilungsmaschine...

Europa macht auch nur etwa 7% der Landmasse der Erde aus. Der Kontinent ist nicht einmal reich. (Im Verhältnis weniger Ressourcen und Land) Da wird einfach etwas von einzelnen Individuen auf alle projiziert.

(Heutiges) Liberal und menschenfreundlich geht auch gar nicht zusammen. Das sind quasi Gegensätze in ihrer Grundcharakteristik...
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pamayer
25.08.2016 22:30registriert Januar 2016
Im grunde genommen nichts neues.
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