Die Weinstein-Affäre zieht immer weitere Kreise. New Yorks Staatsanwalt Cyrus Vance ist unter Druck geraten, weil sein Büro Weinstein nach Ermittlungen vor zwei Jahren nicht angeklagt hatte. Vance beschuldigte seinerseits die New Yorker Polizei, nicht ausreichend Beweismittel für diesen Schritt geliefert zu haben. Ob im Rahmen der neuen Vorwürfe erneut Ermittlungen gegen Weinstein aufgenommen werden, war am Mittwochabend (Ortszeit) unklar.
Klar scheint. Kommt es zum Prozess, könnte Weinstein für lange Zeit hinter Gitter wandern. Rechtsexperten erklären gegenüber dem Guardian, dass dem Star-Produzenten bis 25 Jahre Knast drohen.
Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang vor allem eine Tonaufnahme der verdeckten Ermittlungen von 2015. Bei denen ist Weinstein beim Versuch zu hören, das Model Ambra Battilana Gutierrez in sein Hotelzimmer zu locken, nachdem er tags zuvor mutmasslich ihren Busen begrapscht hatte. «Warum hast Du gestern meine Brust angefasst?», fragt Gutierrez. «Oh bitte, es tut mir leid, komm' einfach rein. Ich bin das gewohnt», sagt Weinstein. «Du bist das gewohnt?», fragt das damals 22-jährige Model. «Ja, komm' rein», sagt Weinstein.
Öffentlich gemacht hatte die Tonaufnahme das Magazin «New Yorker». Darin behaupten die italienische Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento sowie zwei weitere Frauen, dass Weinstein an ihnen Oralsex verübt oder sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen habe. Insgesamt hätten 13 Frauen behauptet, zwischen den 1990er Jahren und 2015 von ihm sexuell belästigt oder Opfer eines Übergriffs geworden zu sein. Frühere Vorsitzende und Kollegen in Weinsteins Unternehmen beschrieben zudem, dass sie Zeuge seiner sexuellen Annäherungsversuche geworden sein oder davon gewusst hätten.
Immer mehr prominente Schauspieler bezogen Stellung, nachdem Ashley Judd, Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Heather Graham ähnliche Vorwürfe gegen Weinstein erhoben hatten. Die aus London stammende Schauspielerin Cara Delevingne beschrieb auf Instagram einen Vorfall mit Weinstein, bei dem sie sich «machtlos» gefühlt habe, als er sie in sein Zimmer einlud und versucht habe, sie auf den Mund zu küssen.
Neben zahlreichen Filmgrössen wie Leonardo DiCaprio distanzierten sich auch ranghohe Demokraten wie Hillary Clinton und Barack Obama, die Wahlkampf-Spenden von Weinstein erhalten hatten, vom 65-Jährigen. Zudem trennte sich Ehefrau Georgina Chapman von Weinstein. «Ich unterstütze ihre Entscheidung», teilte Weinstein mit. Er habe eine Therapie begonnen und könne die Beziehungen vielleicht wieder aufbauen, wenn es ihm «viel besser» gehe. Er übernahm die Verantwortung für das «viele Leid», das seine Familie über die vergangene Woche erfahren habe. (sda/dpa)