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Du willst nur das Beste? Voilà:
Die zentrale Frage beantwortet «Amanda Knox», die neue Netflix-Doku über den Mordfall Meredith Kercher, nicht: Wer hat der damals 21-jährigen britischen Austauschstudentin 2007 in Perugia die Kehle durchgeschnitten?
Dennoch ist der Film sehenswert. So erfährt man interessante Details, etwa dass die Polizei von Perugia zu Beginn des Falls den Namen «Knox» nicht richtig aussprechen konnte. Auf einem Mitschnitt des Polizeifunks wird sie als «Amanda Ka-nox» bezeichnet (im Italienischen ist der Buchstabe K selten).
Vor allem aber kommen viele wichtige Beteiligte zu Wort und schildern ihre Sicht der Dinge: Neben Amanda Knox auch Raffaele Sollecito, Staatsanwalt Giuliano Mignini – und ein Brite namens Nick Pisa, der damals als freischaffender Korrespondent für das Boulevardblatt «Daily Mail» über den Fall berichtete. Er ist der heimliche Star der Doku. Aber nicht im positiven Sinn.
Praktisch in jeder Wortmeldung (VORSICHT SPOILER) verkörpert er das perfekte Klischee des skrupellosen, zynischen und absolut pietätslosen Reporters. Dem Ziel, der erste zu sein und immer wieder mit den abenteuerlichsten Neuigkeiten aufzuwarten, ordnet er alles andere unter. Besonders irritierend erscheint, dass er ständig lacht.
Pisa erinnert sich mit Stolz, dass er als Erster von der möglichen Vergewaltigung Kerchers und möglichen Folterspuren an ihrem Kinn erfuhr. Dies deutete er als Beleg für ein ausser Kontrolle geratenes Sexspiel und bescherte dem «Daily Mail» damit einen grandiosen Primeur. Seine Quellen hätten ihm bereitwillig Auskunft gegeben, weil sie mit einem britischen Journalisten sprechen konnten und sich so «auch ein bisschen wie ein Star» fühlen durften. Für ihn ist indes klar, wer der wahre Star ist:
Die bedenklichsten Aussagen macht Pisa zum Schluss der Doku, als er über den Fall und die Rolle der Medien – seine Rolle – reflektiert:
Und dann dies:
In den Sozialen Medien muss Pisa, der inzwischen für «The Sun» arbeitet, beissende Kritik einstecken. Seinen Account hat er auf privat gestellt.
It's difficult to come across as the worst person in a movie about a murder you didn't commit, but Nick Pisa managed in the Amanda Knox doc.
— Aaron Gleeman (@AaronGleeman) 2. Oktober 2016
Exactly 18 minutes into @netflix's Amanda Knox doc and I already hate Nick Pisa...
— Emer Landers (@EmerLanders) 30. September 2016
You @NickPisa are no journalist & instead of gloating from the attention of the camera should cover your face in shame.. https://t.co/CtEdrZwmT9
— Sebastian Roché (@sebroche) 3. Oktober 2016
Und was sagt Nick Pisa? Gestern schrieb er in «The Sun» über die Netflix-Doku. Eine Stelle lässt aufhorchen:
«Was hast du da bloss gemacht?»
«Hast du nie Skrupel verspürt?»
Nein, er meint Leute, die ihn fragen, wer denn nun der Mörder ist. Schliesslich war er mittendrin und weiss wie kein anderer Bescheid. Und selbstverständlich ist er nicht um eine Experten-Einschätzung verlegen: Amanda Knox und Raffaele Sollecito waren es nicht. Aber sie wissen mehr, als sie sagen.
I don't know if #AmandaKnox is guilty or innocent... but I do know that @NickPisa is a douchebag with no concept of journalistic integrity.
— TRAVIS GARLAND (@TravisGarland) 2. Oktober 2016