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Razzia in Marseille: Festnahmen und drei Kilo Sprengstoff gefunden

A hooded elite police officers pulls a suitcase after searches in Marseille, southern France, Tuesday, April 18, 2017. The French interior minister says police have arrested two suspected radicals who ...
Vermummte Polizisten in Marseille schleppen einen verdächtigen Koffer weg.Bild: Claude Paris/AP/KEYSTONE

Razzia in Marseille: Festnahmen und drei Kilo Sprengstoff gefunden

18.04.2017, 20:1719.04.2017, 06:26
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Wenige Tage vor der französischen Präsidentschaftswahl haben die Sicherheitsbehörden einen islamistisch motivierten Terroranschlag verhindert. Nach der Festnahme von zwei Verdächtigen im Alter von 23 und 29 Jahren in Marseille seien Schusswaffen, über drei Kilogramm Sprengstoff TATP und eine Fahne der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») gefunden worden, sagte Antiterrorstaatsanwalt François Molins am Dienstag in Paris.

Es sei bisher nicht deutlich, welches Ziel die Verdächtigen – beide sind Franzosen – im Blick gehabt hätten. Eine «gewalttätige Aktion» habe unmittelbar gedroht, sagte Molins. Einer der Männer habe versucht, ein Video an den «IS» zu übermitteln. In dem Video sei unter anderem ein Zeitungstitel mit einem Präsidentschaftskandidaten zu sehen – um welchen Anwärter es sich handelt, sagte Molins nicht.

Hooded elite police officers cordon off a street during searches in Marseille, southern France, Tuesday, April 18, 2017. Security concerns shook France's presidential campaign Tuesday as authorit ...
Marseille im Fokus der Terrorermittler.Bild: Claude Paris/AP/KEYSTONE

Der Schlag der Anti-Terrorermittler belastet das ohnehin angespannte Klima in Frankreich. Die Wahlen finden erstmals unter Bedingungen des Ausnahmezustandes statt.

Sprengstoff wie 2015 in Paris

Das Land war in den vergangenen Jahren das Ziel mehrerer schwerer Terroranschläge mit 238 Todesopfern. TATP war auch bei den Pariser Anschlägen vom November 2015 verwendet worden, bei denen 130 Menschen ermordet wurden.

Hooded police officers patrol outside a building during searches in Marseille, southern France, Tuesday, April 18, 2017. Security concerns shook France's presidential campaign Tuesday as authorit ...
Bild: Claude Paris/AP/KEYSTONE

Staatspräsident François Hollande lobte die Ermittler-Arbeit: «Das ist ein bemerkenswerter Fang», sagte er. Innenminister Matthias Fekl will bei beiden Wahlgängen am kommenden Sonntag und am 7. Mai jeweils mehr als 50'000 Polizisten und Soldaten einsetzen, um die Sicherheit von Bürgern und Kandidaten zu gewährleisten.

Laut Molins wurde in der Wohnung der Verdächtigen unter anderem eine Maschinenpistole vom Typ Uzi und Material zur Sprengstoffherstellung sichergestellt. Nach beiden Männern sei bereits gefahndet worden.

Wahlkampf trotz Bedrohung

Die Präsidentschaftskandidaten wollen trotz der Bedrohung den Wahlkampf fortsetzen. Der konservative Anwärter François Fillon erklärte: «Die Demokratie darf vor den Bedrohungen und Einschüchterungen der Terroristen nicht einknicken.»

Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Rechtspopulistin Marine Le Pen mit dem parteilosen Konkurrenten Emmanuel Macron erwartet. Der europafreundliche Macron kommt laut einer Umfrage des Instituts Ifop Fiducial auf 23 Prozent der Stimmen, während Le Pen 22 Prozent erreicht. Sie will die Euro-Währung aufgeben.

Fotos der beiden Terrorverdächtigen waren schon vergangene Woche an die Sicherheitsteams mehrerer Präsidentschaftskandidaten übermittelt worden. Sicherheitsbeamte von Fillon wurde laut Medienberichten über die Gefahren informiert. Auch Le Pens Wahlkampfteam wurde informiert, wie Front-National-Vize Florian Philippot dem Sender BFMTV sagte.

Le Pens Stern sinkt

Le Pen kämpft gegen sinkende Umfragewerte und wirbt vor diesem Hintergrund mit harten Aussagen gegen Einwanderung und gegen die EU bei ihrer Kernklientel. «Die massive Einwanderung ist keine Chance für Frankreich, sie ist ein Drama für Frankreich», sagte die Chefin der Front National (FN) am Montagabend vor tausenden Anhängern in Paris.

Der Linksaussen-Politiker Jean-Luc Mélenchon liegt in der Ifop-Umfrage auf Platz drei mit 19,5 Prozent, gefolgt von Fillon mit 19 Prozent. Der 65-Jährige Mélenchon vertritt ein radikales Programm: Er fordert einen Austritt aus der NATO und eine Neuverhandlung der europäischen Verträge – er droht andernfalls mit einem EU-Austritt. Le Pen will die Franzosen über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen.

Wegen Unsicherheiten bei den Umfragen wird allen vier Bewerbern zugetraut, in das entscheidende Duell am 7. Mai zu gelangen. Selten sei die Lage vor einer Präsidentenwahl so kompliziert gewesen, kommentieren politische Beobachter. (sda/dpa/afp/reu)

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