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Macron hat Putin gerade so richtig die Stirn geboten – in 3 Punkten

Russian President Vladimir Putin, right, is welcomed by French President Emmanuel Macron at the Palace of Versailles, near Paris, France, Monday, May 29, 2017. Monday's meeting comes in the wake  ...
Emmanuel Macron und Wladimir Putin am Montag in Versailles: Der frischgewählte französische Präsident gibt von Beginn weg Vollgas. Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/KEYSTONE

Macron hat Putin gerade so richtig die Stirn geboten – in 3 Punkten

Bereits gegenüber Donald Trump gab sich Emmanuel Macron äusserst kämpferisch. Gestern traf der französische Präsident auf Wladimir Putin. Und erneut trat er äusserst selbstbewusst auf.
30.05.2017, 03:5830.05.2017, 13:58
Corsin Manser
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Das Handshake war staatsmännisch, da waren sich die Kommentatoren nach Macrons erstem Treffen mit Putin einig. Kein Gezerre wie in der Woche zuvor mit Donald Trump.

Doch damit war es dann mit den Nettigkeiten zwischen den beiden Staatschefs auch schon fast vorbei. Sie seien keine Kinder mehr, meinte Putin nach dem Treffen, man habe «offen und direkt» miteinander gesprochen. 

Emmanuel Macron nahm an der Pressekonferenz kein Blatt vor den Mund. Der frischgewählte französische Präsident scheute sich nicht davor, heikle Themen anzusprechen und bot Putin die Stirn. 

Erstes Handshake zwischen Emmanuel Macron und Wladimir Putin.Video: streamable

Propagandamaschinen

Der französische Wahlkampf hatte zuletzt für viel Konfliktstoff zwischen Paris und Moskau gesorgt. Putin hegte Sympathien für Macrons Kontrahentin Marine Le Pen und empfing diese im März sogar in Moskau. Der Vorwurf wurde laut, Russland wolle die französischen Wahlen beeinflussen.  

Gestern übte Macron scharfe Kritik an den russischen Staatsmedien. «Russia Today» und «Sputnik» seien Propagandawerkzeuge, sagte der französiche Präsident unverhohlen, während sich Putin nebenan unruhig von Seite zu Seite bewegte. «Wenn die Presseorgane schändliche Unwahrheiten verbreiten, dann hat das nichts mehr mit Journalismus zu tun.»

Während des Wahlkampfes verbreiteten die besagten russischen Medien Gerüchte, dass Emmanuel Macron einen schwulen Lover habe und ein Offshore-Konto besitze. Anstatt über seine Kampagne zu berichten, hätten die zwei vom Kreml finanzierten Medienstationen «Lügenpropaganda» verbreitet, schimpfte Macron. «Da werde ich nicht nachgeben!» 

LGBT-Community

Macron scheute auch nicht davor zurück, die Rechte der LGBT-Community in Russland zu thematisieren. Man habe die Verfolgung Homosexueller in Tschetschenien angesprochen, sagte der französische Präsident. 

Er habe Präsident Putin klar gemacht, was Frankreich erwarte, so Macron, es gehe hier um Kernwerte der französischen Republik. «Wir erwarten Respekt für alle Minderheiten».

Ob die deutlichen Worte Macrons bei seinem Gesprächspartner Gehör gefunden haben, bleibt abzuwarten. Jedenfalls habe Putin angekündigt, den Berichten nachzugehen und die Vorfälle untersuchen zu lassen, sagte Macron.

Giftgasangriffe

Deutlich wurde Macron auch im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt. Bei Giftgasangriffen drohte der französische Präsident mit sofortigen Vergeltungsmassnahmen. Er bezeichnete die Giftgasangriffe als «rote Linie».

«Jeder Einsatz von Chemiewaffen wird Vergeltungsmassnahmen und einen sofortigen Gegenschlag von Seiten der Franzosen zur Folge haben.»

Diese Ankündigung gelte unabhängig davon, wer hinter einem solchen Angriff stehe, meinte Macron. Bisher hat Frankreich jedoch die syrische Regierung für die Giftgasangriffe im syrischen Konflikt verantwortlich gemacht. Russland gilt als Verbündeter der syrischen Regierung. 

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85 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bruce
30.05.2017 06:30registriert März 2016
Was sagt das über die aktuelle Weltlage aus, wenn der neugewählte französische Präsident den grössten Mut hat heikle Themen anzusprechen bei autoritären Staatsmännern? Die Franzosen und ihre vermeintliche Feigheit sind ein beliebtes Witzsujet im englischsprachigen Raum... logisch, westliche Medien verhalten sich zum Teil auch parteiisch beim Thema Russland, aber es scheint fast, als wäre Trump das beste was für uns Europäer passieren konnte, jetzt können vernünftige europäische Politiker von links bis rechts zeigen, dass auch sie Verantwortung übernehmen können wenn andere durchdrehen...
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Dirk Leinher
30.05.2017 05:29registriert Februar 2017
Man bekommt fast den Eindruck dass Putin die Watschen kommentarlos entgegen genommen hat. Oder hat Watson einfach keinen Platz mehr für die von Russlands-Seite angesprochenen Themen?
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Lester
30.05.2017 07:36registriert März 2014
Schön zu sehen, wenn ein französischer Präsident mal wieder richtig Verantwortung übernimmt. Trump kann noch eine Chance für Europa werden.
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