Die Welt hat einen neuen Politstar: Emmanuel Macron. Frankreichs jugendlicher Präsident wirkt wie eine Ein-Mann-Revitalisierung für ein verzagtes Land und einen müden Kontinent. Auch Bundespräsidentin Doris Leuthard zeigte sich nach ihrem Besuch am Dienstag in der «Tagesschau» sehr angetan von Macron: «Er ist ein sehr dynamischer Präsident, er hat Charisma.»
Macrons Elan versetzt auch seine Landsleute in Hochstimmung. Die Konsumlaune ist so gross wie seit Jahren nicht mehr. Die Bereitschaft zu grösseren Anschaffungen stieg Ende Juni auf den höchsten Stand seit 2001, hiess es in der am Dienstag veröffentlichten europäischen Konsumklima-Studie. Nach Jahren der Depression herrscht in Frankreich Aufbruchstimmung.
Dieser Effekt schlägt sich auf globaler Ebene nieder. Erstmals liegt die Grande Nation auf Platz eins des Soft Power Index, der von der University of Southern California und der PR-Firma Portland Communications erstellt wird. Er zeigt, wie stark der Einfluss eines Landes auf «weichen» Faktoren wie Kultur, Bildung, Wirtschaft und Sport statt auf politischer und militärischer Stärke basiert.
Im Vorjahr lag Frankreich nur auf dem fünften Rang. Für den Sprung an die Spitze machen die Autoren des Index in erster Linie die Wahl von Emmanuel Macron zum jüngsten Präsidenten der Geschichte verantwortlich. Dies habe er auch seinem cleveren Umgang mit sozialen Medien zu verdanken. Eine weitere Stärke sei Frankreichs diplomatische Vernetzung. Auch sei das Land trotz der Terroranschläge der letzten Zeit immer noch das weltweite Touristenziel Nummer eins.
Grosser Verlierer im Soft-Power-Ranking sind die USA. Vor einem Jahr lagen sie noch an der Spitze, weil sie ihren weltweiten Einfluss nicht nur Politik und Militär, sondern auch ihrer dominanten Populärkultur, der technologischen Vormachtstellung oder den erstklassigen Hochschulen verdanken. Mit Donald Trump und seiner «America First»-Ideologie rutschten die Amerikaner auf den dritten Platz ab.
Dazwischen liegt wie im Vorjahr Grossbritannien, doch die Autoren setzten wegen des Brexit-Votums ein Fragezeichen hinter die Nachhaltigkeit dieser Platzierung. Weit oben, nämlich auf dem siebten Platz, befindet sich auch die neutrale Schweiz, obwohl sie international eher dezent agiert. Ob der Federer-Effekt hier eine Rolle spielt, lässt sich der Studie leider nicht entnehmen.
Weit hinten auf der 30 Länder umfassenden Liste liegen China, Russland und die Türkei. Ein Trost für die Anhänger der unter Druck geratenen liberalen Demokratie. Wirtschaftliche Macht, wie sie China immer stärker ausspielt, genügt offenbar nicht, um als Soft Power anerkannt zu werden. (pbl)