International
Gesellschaft & Politik

Sea-Eye setzt Rettungsmissionen im Mittelmeer ebenfalls aus

epa05628275 Crew members with the refugee initiative 'Sea Eye' take part in a rescue drill on the Danube river in Regensburg, Germany, 12 November 2016. The organization reports that the Ger ...
Die Crew der Sea-Eye bei einer Rettungs-Übung in Regensburg.Bild: EPA/DPA

Auch Sea-Eye setzt Rettungsmissionen im Mittelmeer aus

13.08.2017, 10:1213.08.2017, 11:53
Mehr «International»

Nach Ärzte ohne Grenzen setzt auch die Organisation Sea-Eye ihre Rettungsmission im Mittelmeer aus. Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer sagte am Sonntag, die Fortsetzung der Rettungsaktionen vor der libyschen Küste sei unter den aktuellen Umständen «nicht möglich».

Sie sei zudem gegenüber den Crews nicht mehr zu verantworten. Die libysche Marine hatte am Donnerstag erklärt, ausländische Schiffe dürften die Küste des Landes ohne eine spezielle Erlaubnis der libyschen Behörden nicht mehr ansteuern.

«Wir hinterlassen eine tödliche Lücke im Mittelmeer»
Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer.

Die Entscheidung zur Aussetzung der Rettungsmission sei «schweren Herzens» getroffen worden, erklärte die private deutsche Hilfsorganisation. Jedoch habe die libysche Regierung eine «unbestimmte und einseitige Ausdehnung ihrer Hoheitsgewässer angekündigt» und dies mit einer «expliziten Drohung» an private Hilfsorganisationen verknüpft. Nun müsse die Organisation «die veränderte Sicherheitslage sorgfältig analysieren» und über das weitere Vorgehen beraten.

12'000 gerettete Menschen seit April 2016

«Wir hinterlassen eine tödliche Lücke im Mittelmeer», erklärte Buschheuer. Er appelliere an die italienische Regierung und die EU-Einsatzkräfte der Mission «Sophia», «jetzt endlich alles zu unternehmen, um das sinnlose Sterben der Flüchtenden zu beenden».

Er wies darauf hin, dass in Libyen hunderttausende Menschen «der Willkür von Banditen, Schleppern und regierungsnahen Milizen ausgesetzt» seien. Mit den Entscheidungen der libyschen Regierung werde den Flüchtlingen «auch die letzte Chance genommen, dieser Zwangslage zu entkommen».

Sea-Eye rettete nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Missionen im April 2016 rund 12'000 Menschen vor dem Ertrinken. Mehrere hundert ehrenamtliche Helfer waren auf den beiden Schiffen «Sea-Eye» und «Seefuchs» im Einsatz.

Umstrittener Kodex

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte am Samstag erklärt, ihr Schiff «Prudence» werde vorläufig nicht mehr im Mittelmeer eingesetzt, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Auch dies wurde mit dem politischen Druck aus Libyen und Italien begründet.

Italien will erreichen, dass alle Flüchtlingshelfer einen neuen Kodex unterschreiben. Dieser sieht unter anderem bewaffnete Polizisten an Bord vor. Die Mehrheit der im Mittelmeer tätigen Organisationen sperrt sich dagegen und verweist auf das international geltende Seerecht. (viw/sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Angelo C.
13.08.2017 13:09registriert Oktober 2014
Das war zu erwarten, nachdem Libyen sein Hoheitsgebiet von ursprünglich 22km auf deren 180km nach oben schraubte, um die bis zum Tod Gaddafis geltende Vorschrift wieder in Kraft zu setzen.

Wie ich schon vor zwei Tagen hier erwähnte:

http://wat.is/qxcvIBAAzo:xUjjA

Sowohl Italien wie auch Libyen (von der EU gar nicht erst zu reden) haben die Nase voll, dass teilweise auch Unversehrten in der 22km-Zone völlig unnötige Taxidienste angeboten wurden, was absolut unverantwortlich war.

Man kann noch immer die im offenen Meer tatsächlich in Seenot Geratenen retten, was ja auch völlig i.O. ist.
648
Melden
Zum Kommentar
avatar
mountaineer
13.08.2017 14:39registriert November 2016
Nun, wenn es wirklich um Rettung und nicht um Schlepperei ginge, dann könnten Sea-Eye & Co. ja einfach ausserhalb der libyschen Hoheitsgewässer patroullieren.

Dass sie dies nicht tun, entlarvt schonungslos den wahren Zweck dieser "Rettungs"-Missionen.
529
Melden
Zum Kommentar
14
Frankreich fliegt 240 Menschen aus Haiti aus – auch Schweizer

Angesichts der desolaten Sicherheitslage in Haiti hat Frankreich 170 seiner Bürger sowie 70 weitere Europäer – darunter auch Personal des Schweizer DEZA-Büros – und andere Staatsangehörige aus dem Karibikstaat ausgeflogen.

Zur Story