Das teilte das Innenministerium am Samstag mit. Bei der Wahl im Iran am Freitag ging es um den künftigen Kurs des Gottesstaates: Rohani steht für die Öffnung, Raeissi, der Spitzenkandidat des Klerus, für die Abschottung des Landes.
Von den insgesamt 56,4 Millionen registrierten Wählern hätten sich mehr als 40 Millionen an der Abstimmung beteiligt, sagte der Leiter der iranischen Wahlkommission, Ali Asghar Ahmadi, dem Staatssender Irib. Das entspricht einer Beteiligung von etwa 70 Prozent – in etwa wie bei der Wahl im Jahr 2013, als Rohani mit einem fulminanten Sieg an die Macht gekommen war.
Am Freitag hatten sich vor vielen Wahllokalen in der Hauptstadt Teheran lange Schlangen gebildet. Wegen des grossen Andrangs war die Öffnung der Wahllokale um zwei Stunden verlängert worden. Raeissi hatte der Regierung bereits während der Abstimmung Unregelmässigkeiten bei der Abhaltung der Wahl vorgeworfen.
Rohani will in einer zweiten Amtszeit seine Politik der Öffnung fortsetzen. Wichtigster Erfolg des 68-Jährigen ist das Atomabkommen, das im Januar 2016 zur Aufhebung der im Atomstreit verhängten Sanktionen gegen den Iran führte.
Raeissi stellt zwar das Abkommen nicht generell in Frage, da es die Billigung von Irans geistlichem Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, hat. Er wirft Rohani jedoch vor, zu wenig daraus gemacht zu haben.
Ausser Rohani und Raeissi traten noch der Konservative Mostafa Mirsalim und der Reformer Mostafa Haschemitaba an, doch beide kamen nur auf wenige Prozent der Stimmen. Zwei andere Kandidaten zogen sich im Vorfeld zurück. Der umstrittene frühere Präsident Mahmud Ahmadinedschad war wie hunderte andere Bewerber nicht zur Wahl zugelassen worden.
Rohani bat im Wahlkampf die Iraner um mehr Zeit, um Nutzen aus dem Atomabkommen zu ziehen. Zudem versprach er eine Stärkung der Bürgerrechte und mehr kulturelle Freiheiten. Sein konservativer Gegner stehe für eine «Logik des Verbots», warnte Rohani, und verstehe nichts von Diplomatie.
Der 56-jährige Geistliche Raeissi, der lange in der Justiz arbeitete und seit vergangenem Jahr eine einflussreiche religiöse Stiftung in Maschhad leitet, warf dem Amtsinhaber vor, Politik für die Reichen zu machen und versprach, mit einem härteren Kurs gegenüber dem Westen «den Scheck» des Atomabkommens einzulösen.
Trotz der Zugeständnisse des Irans beim Atomprogramm bleibt das Verhältnis zu den USA angespannt. US-Präsident Donald Trump hält zwar entgegen früheren Drohungen an dem Deal bisher fest, verhängte am Donnerstag aber weitere Sanktionen gegen das iranische Raketenprogramm. Am Wochenende besucht er zudem Irans Rivalen Saudi-Arabien.
Die Iraner waren am Freitag auch aufgerufen, die Stadt- und Gemeinderäte zu bestimmen, wobei die Reformer besonders hofften, die Konservativen in den grossen Städten Teheran, Maschhad und Isfahan abzulösen. (sda/afp/dpa/reu)