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Kellyanne Conway - die Flüsterin Trumps

U.S. President-elect Donald Trump and his campaign manager Kellyanne Conway greet supporters during his election night rally in Manhattan, New York, U.S., November 9, 2016. REUTERS/Mike Segar
Trump und Conway feiern den Sieg.Bild: MIKE SEGAR/REUTERS

Die Trump-Flüsterin – seit Kellyanne Conway an Bord ist, geht es nur bergauf 

12.11.2016, 09:2912.11.2016, 09:37
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Mit Kellyanne Conway kam für Donald Trump der Erfolg. Die Wahlkampfmanagerin und PR-Strategin geleitete den Kandidaten durch die oft selbst verursachten Untiefen des Wahlkampfs.

Donald Trump spricht gern davon, wie viele Menschen er als Unternehmer in seinem Leben schon in Lohn und Brot gebracht hat. An ein Einstellungsgespräch wird sich der künftige US-Präsident besonders gerne erinnern. Am 17. August 2016 holte der damalige Kandidat Trump Kellyanne Conway als Wahlkampfmanagerin in sein Team. Seitdem ging es bergauf.

Trump wird der 45. US-Präsident – sein erster Auftritt in Bildern

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Trump wird der 45. US-Präsident – sein erster Auftritt in Bildern
quelle: x90033 / mike segar
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Conway, einst zur Blaubeerprinzessin in New Jersey gewählt, wurde zum Gesicht des Trump-Wahlkampfes, omnipräsent auf allen TV-Kanälen, zur Erklärerin, zur Besänftigerin, wenn Trump es wieder einmal übertrieben hatte.

Für die Amerikaner stand vor dem 8. November die Frage: «Wollen wir den Wandel, etwas ganz Neues?». Die Antwort hiess häufig: «Ja, aber nicht mit einem wie Trump.» Die PR-Strategin hat das Image Trumps gedreht - vom unzähmbaren Rebellen zum wählbaren Präsidenten mit Ecken und Kanten. Auf ihr Geheiss hielt er sich an vorbereitete Reden, liess sich in ein Wahlkampfkorsett pressen. Wie ein Rennpferd vor dem Start versuchte er immer wieder einmal auszubrechen. Doch Conway hielt die Zügel fest.

Freundliches Gesicht 

Trump und die blonde Powerfrau aus New York kennen sich lange. Im Vorwahlkampf lehnte sie eine Offerte ab - aus Angst um ihr Image als erfolgreiche Unternehmerin, Anwaltsgattin und vierfache Mutter. Stattdessen hat sie zunächst bei Trumps innerparteilichem Kontrahenten Ted Cruz angeheuert. Als Trump dann nach seinem ersten Wahlkampfmanager Corey Lewandowski auch dessen schmierigen Nachfolger Paul Manafort inmitten eines ernsthaften Umfragetiefs den Laufpass gab, war Conway zur Stelle.

Trumps Amerika

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Trumps Amerika
Beginnen wir die Reise durch Trumps Amerika in Oklahoma. In diesem «Sun Belt»-Staat hat Clinton kein einziges County erobert. Weder auf dem Land ...
(bild: flickr)
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Und wie: Mit dem erzkonservativen Medienstrategen Steve Bannon im Hintergrund wurde die blonde Frau zum freundlichen Gesicht des oft als zornig empfundenen Trump. Conway war überall. Sie füllte mit ihrer Wirbelwindnatur exzellent die Lücken, die Trump aufgerissen hatte. Dabei kam ihr zugute, dass sie Mutter, Ehefrau und gläubige Christin ist. Sie verkörpert das Idealbild der erfolgreichen amerikanischen Frau, wurde von den Medien respektiert und Liebling der Comedyshows, die sie genüsslich aber auffallend sanft parodierten.

Heftig geknallt 

Intern muss es im Trump-Lager dagegen von Beginn an heftig geknallt haben. An einem Punkt soll Trump selbst nicht mehr an den Sinn seines Wahlkampfes geschweige denn an eine Siegchance geglaubt haben. Kellyanne Conway soll es gewesen sein, die Trump zur Ordnung rief. Und als der Kandidat in einem der TV-Duelle mit der nach aussen übermächtig erscheinenden Hillary Clinton die Frage unbeantwortet liess, ob er die Wahl nach einer Niederlage anerkennen werde, konterte Conway am nächsten Morgen Journalistenfragen freundlich aber bestimmt: «Natürlich wird er sie anerkennen, er gewinnt sie ja.»

Die Karikaturisten dieser Welt zu Trumps Wahl

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Die Karikaturisten dieser Welt zu Trumps Wahl
Trump gewinnt die Wahl zum Präsidenten: Seine Gegner rannten bei ihm gegen eine Wand. Bild: Ben Garrison für GRRRGRAPHICS.com
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Conway wuchs als Tochter eines Iren und einer Italienerin in New Jersey auf, die meiste Zeit ihrer Jugend ohne Vater, dafür mit Mutter, Oma und zwei Tanten. Alle sehr katholisch. Am Trinity College im Washingtoner Osten absolvierte sie ihr Jurastudium, Abschluss mit summa cum laude.

Hass auf die Clintons entwickelt 

Eigentlich wollte sie Richterin werden, dann entschied sie sich für die PR-Branche, gründete im Alter von 28 Jahren ihre eigene Firma und heiratete ihren Mann George Conway. Der war als Anwalt in New York einst einer der Vertreter von Paula Jones, die Bill Clinton sexueller Übergriffe bezichtigt hatte. Kellyanne soll damals im Hintergrund kräftig mitgemischt und einen Hass auf die Clintons entwickelt haben.

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quelle: ap/ap / mark lennihan
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Ihr Berufsleben lang hat sie als Meinungsforscherin versucht, das Wahlverhalten von Frauen zu ergründen, vor allem im Auftrag der Republikaner. Hillary Clinton war stets ein rotes Tuch. In den vergangenen Monaten verging kaum ein Interview, in dem sie nicht einen Seitenhieb auf die Frau austeilte, die so gern erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden wollte.

Wie nah sie Trump geworden ist, zeigen zwei Vorfälle, in die jeweils ein Telefon involviert war. Als Trumps Aktivitäten auf Sozialen Netzwerken wieder einmal ausser Kontrolle zu geraten drohten, soll sie ihm kurzerhand das Handy weggenommen haben. Und als Hillary Clinton Trump in der Wahlnacht zum Sieg gratulieren wollte, rief deren Vertraute auf dem Mobiltelefon von Kellyanne Conway an. Schwer vorstellbar, dass Präsident Trump auf die Dienste der streitbaren Blondine verzichten will. Auf Twitter räumte sie bereits ein, einen Job angeboten bekommen zu haben. (sda/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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StefanZaugg
12.11.2016 09:55registriert September 2015
Erstaunlich sanft sind auch die Töne von Watson gegenüber Trump, seit er gewählt wurde.
Eine etwas nüchterne und objektivere Betrachtungsweise hätte den Medien auch vorher schon gut getan.
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Maria B.
12.11.2016 11:57registriert Februar 2015
Bemerkenswert, dass es ausgerechnet eine Frau ist, die Donald Trump zum souveränen Durchbruch verholfen hat ;-)!

Genauso, wie dass 57% der US-Wählerinnen für ihn gestimmt und seine teilweise faulen Sprüche nicht überbewertet haben. Wodurch man diesen abgestandenen Genderismus stark relativieren muss.

Kommt hinzu, dass dem geplagten unteren Mittelstand, der offensichtlich am verarmen ist, die political correctness genauso am Hintern vorbeigeht, wie vielen WählerInnen in Deutschland und Österreich, wo man legitime Ansprüche vieler Menschen nicht ernst nehmen will, bis Korrekturen erfolgen.
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koks
12.11.2016 11:58registriert August 2015
Bezeichnend, dass Watson nie vor der Wahl positiv über Trump oder diese Frau berichtet hat. Passte offenbar nicht zur Propaganda vom "Pussy-Grabscher".
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