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Londons Ex-Bürgermeister gewinnt Wettbewerb um Erdogan-Satire – wurde da getürkt?

Londons Ex-Bürgermeister gewinnt Wettbewerb um Erdogan-Satire – wurde da getürkt?

19.05.2016, 15:3519.05.2016, 16:16
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Ein Wettbewerb in Grossbritannien um das beste satirische Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat einen überraschenden Gewinner hervorgebracht: Die Auszeichnung holte sich am Donnerstag der frühere Londoner Bürgermeister Boris Johnson.

Die konservative britische Zeitschrift «The Spectator» hatte den Aufruf aus Solidarität mit dem ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann gestartet. Der Sieger bekommt nun tausend Pfund (1400 Franken).

Boris Johnson, falls es Prügel von Erdogan gibt, hat er einen Helm.
Boris Johnson, falls es Prügel von Erdogan gibt, hat er einen Helm.
Bild: WILL OLIVER/EPA/KEYSTONE

Johnson legte sich mit einem reimenden Fünfzeiler, einem sogenannten Limerick, ins Zeug. So sprach er unter anderem von einem «jungen Typen aus Ankara», der sich mit einer Ziege «die Hörner abstiess». Dem Magazin sagte Johnson, wenn jemand einen Witz über die Liebe zwischen dem türkischen Präsidenten und einer Ziege machen wolle, solle er dies in jedem europäischen Land tun dürfen, «auch in der Türkei».

Böhmermann hatte in seiner Sendung ein ausdrücklich als «Schmähkritik» angekündigtes Gedicht über Erdogan vorgetragen und es in den Kontext einer Diskussion über die Grenzen von Satire und Meinungsfreiheit gestellt. Erdogan geht seitdem juristisch gegen Böhmermann vor. Das Hamburger Landgericht hat Teile des Gedichts verboten.

Hat der «Spectator» gemauschelt?

Johnson bezeichnete die Ermittlungen gegen Böhmermann als «Skandal». Die Zeitschrift «The Spectator» bezeichnete es nun als «wunderbar», dass ein britischer politischer Anführer gezeigt habe, dass Grossbritannien nicht vor dem «vermeintlichen Kalifen in Ankara» einknicken werde.

Ob die Entscheidung für den Gewinner unvoreingenommen gefällt wurde, darf allerdings angezweifelt werden – Johnson war früher Chefredakteur beim «Spectator». Mittlerweile steht er an der Spitze der Befürworter eines EU-Austritts Grossbritannien, über den die Bürger am 23. Juni in einem Referendum abstimmen. (sda/afp)

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