Die britische Premierminister Theresa May hat genügend Probleme. Sie muss den Brexit über die Bühne bringen, den Austritt ihres Landes aus der EU. Am Montag aber fand die konservative Politikerin Zeit, sich einem weiteren weltbewegenden Problem zu widmen. Es geht um Ostern und Eier, also Ostereier. Oder vielmehr Eier ohne Ostern.
Seit zehn Jahren veranstaltet der Süsswarenhersteller Cadbury jeweils am Osterwochenende eine grosse Eiersuche gemeinsam mit dem National Trust, der zahlreiche historische Gebäude, Gartenanlagen und Naturschönheiten im Vereinigten Königreich verwaltet. Bislang wurde der Anlass als «Easter Egg Trail» bezeichnet, als Ostereierpfad. In diesem Jahr wurde er umbenannt in «Cadbury's Great British Egg Hunt» (Cadburys grosse britische Eierjagd).
Wer findet den Unterschied? Genau, der Begriff «Ostern» wurde gestrichen. Das war zu viel für John Sentamu, den Erzbischof von York. Er verwies gegenüber dem «Daily Telegraph» auf Firmengründer John Cadbury, einen gläubigen Quäker. Dessen christlicher Glaube habe sich in seiner Arbeit ausgedrückt. Die Entfernung des Wortes «Ostern» aus der Eierjagd komme ihm vor, «also ob man auf das Grab von Cadbury spuckt», schimpfte der Bischof.
.@theresa_may says not including word Easter in title of @nationaltrust and @CadburyUK egg hunt is 'ridiculous' https://t.co/QZNi1m22OJ pic.twitter.com/UrVqIo5nSi
— ITV News (@itvnews) April 4, 2017
Eine Verbündete in dieser Ansicht fand er in – genau – Theresa May. Sie sei nicht nur die Tochter eines Vikars, sagte die Premierministerin dem Fernsehsender ITV, sondern auch Mitglied des National Trust. Dessen Haltung sei «vollkommen lächerlich». Ostern sei «ein sehr wichtiges Fest des christlichen Glaubens für Millionen in aller Welt», sagte May.
Bei den kritisierten Institutionen versteht man die Welt nicht mehr. Der Vorwurf, man spiele die Bedeutung von Ostern herunter, sei «Unsinn», sagte ein Sprecher des National Trust. Auf der Website der Organisation gebe es Dutzende Verweise auf Ostern. Eine Cadbury-Sprecherin meinte, der Vorwurf sei «einfach nicht wahr». Tatsächlich wird Ostern in der Werbekampagne für die Eierjagd unübersehbar erwähnt.
Theresa May gab das Fernsehinterview übrigens während ihres Besuchs in Saudi-Arabien. Einem Land, in dem es mit der religiösen Toleranz bekanntlich nicht weit her ist und in dem Ostern nicht gefeiert werden darf. (pbl)