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Islamischer Staat (IS)

Iraks Armee stösst in Falludschas Zentrum vor

Iraks Armee stösst in Falludschas Zentrum vor

17.06.2016, 18:26
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Irakische Soldaten am 17. Juni in Falludscha.
Irakische Soldaten am 17. Juni in Falludscha.
Bild: THAIER AL-SUDANI/REUTERS

Die IS-Terrormiliz gerät im Irak immer stärker unter Druck. Sie steht kurz davor, mit Falludscha eine ihrer zwei Hochburgen im Land vollständig zu verlieren. Auf dem Sitz des Bezirksgouverneur weht jetzt wieder die irakische Flagge.

Rund vier Wochen nach dem Beginn einer Offensive auf die westirakische Stadt Falludscha stiessen Regierungskräfte in das Zentrum der IS-Hochburg vor. Dort konnten sie unter anderem den Hauptregierungskomplex und das Spital zurückerobern, wie ein hochrangiger Armeekommandant am Freitag erklärte. Rund 70 Prozent der Stadt seien mittlerweile befreit worden, hiess es.

Iraks Armee, Polizeikräfte und Milizen hatten die Offensive auf Falludscha im Mai begonnen. Die US-geführte internationale Koalition unterstützt die Operation gegen den IS mit Luftangriffen.

Die Stadt in der Provinz Al-Anbar rund 70 Kilometer westlich von Bagdad ist neben Mossul wichtigste Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Land und war im Januar 2014 an die sunnitischen Extremisten gefallen. Falludscha liegt an einer wichtigen Verbindungsroute unter anderem nach Syrien und hat deshalb eine hohe strategische Bedeutung.

Diese Frauen rächen sich an den «IS»-Terroristen

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Diese Frauen rächen sich an den «IS»-Terroristen
Diese ungewöhnliche 30-Frau-Einheit, gebildet aus jesidischen und kurdischen Frauen, hat ein Ziel: Sie will sich an den «IS»-Terroristen rächen; für die geschlagenen, vergewaltigten und getöteten Frauen.
quelle: x90013 / ahmed jadallah
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Ein Verlust der vor allem von Sunniten bewohnten Stadt wäre für den IS ein weiterer Rückschlag. Sie hatte bereits die naheliegende Provinzhauptstadt Ramadi und die Stadt Tikrit wieder verloren.

V wie «victory».
V wie «victory».
Bild: THAIER AL-SUDANI/REUTERS

Der Vormarsch der Regierungskräfte auf Falludscha ging zuletzt deutlich langsamer voran, unter anderem weil die Extremisten Strassen und Gebäude mit zahlreichen Sprengfallen versehen haben. Sie benutzen ausserdem Zivilisten als Schutzschilde, wie es aus Militärkreisen hiess.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass sich noch etwas weniger als 40'000 Einwohner in der Stadt aufhalten. Sie erhielten seit über einem Jahr keine Hilfe. Etwa gleich viele Personen flohen seit Mai wegen der Kämpfe.

Impfkampagne

Die WHO möchte nun bei den geflohenen Kindern bis 15 Jahre eine breite Impfkampagne starten. Viele Kinder hätten in ihren ersten Lebensjahren noch keinerlei Impfungen erhalten, teilte WHO-Regionaldirektor Ala Alwan am Freitag aus der umkämpften Gegend per Videoschaltung mit.

Es grassierten diverse Krankheiten, darunter Durchfall- und Hauterkrankungen. Die Gesundheitszentren seien zerstört worden, könnten aber in drei bis vier Wochen wieder instand gesetzt werden, falls die dazu nötigen Mittel vorhanden seien. Zwei Zentren seien mittlerweile wieder im Einsatz.

Die Lage der Zivilbevölkerung ist prekär.
Die Lage der Zivilbevölkerung ist prekär.Bild: AHMED SAAD/REUTERS

Schiiten gegen Sunniten

Die Offensive der Regierungskräfte auf Falludscha verschärfte die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten im Land. An der Operation im sunnitischen Kernland des Iraks sind auch mehrere berüchtigte schiitische Milizen beteiligt. Sunnitische Politiker und Menschenrechtler warfen ihnen in den vergangenen Tagen Vergeltungsakte gegen Sunniten im Umland von Falludscha vor.

Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wurden 17 Männer eines sunnitischen Stammes erschossen. Schiitische Milizen sollen demnach auch Hunderte Sunniten gefangen genommen und schwer misshandelt haben, weil sie angeblich mit dem IS zusammengearbeitet haben.

Die Sunniten sind nach den Schiiten die zweitgrösste religiöse Gruppe im Land. Bis zum Sturz des Regimes von Ex-Diktator Saddam Hussein im Jahr 2003 bildeten sie die Elite in Regierung, Verwaltung, Militär und Geheimdiensten.

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Das Regime von Saddam Hussein unterdrückte Schiiten mit brutaler Gewalt. Heute fühlen sich viele Sunniten von der von Schiiten dominierten Regierung diskriminiert. Eine Folge daraus ist der Zulauf für den IS.

(sda/dpa/afp/reu)

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