«Wir sind zu 90 Prozent sicher, dass es eine Bombe war», sagte ein Mitglied des Ermittlerteams am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Das habe die Auswertung des Flugschreibers ergeben. Dieser habe als letztes ein Geräusch aufgezeichnet, das höchstwahrscheinlich von der Explosion eines Sprengsatzes stamme.
Die ägyptische Regierung hat sich bislang zur Absturzursache bedeckt gehalten und vor vorschnellen Schlussfolgerungen gewarnt. Offiziell hiess es lediglich, es werde kein Szenario ausgeschlossen.
Westliche Länder allerdings äusserten bereits die Vermutung, dass an Bord der Maschine eine Bombe explodierte. Internationale Geheimdiensthinweise legten zuletzt nahe, dass der Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia durch einen Sprengsatz der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an Bord vom Himmel geholt wurde.
Das Flugzeug war am 31. Oktober im Ferienort Scharm el Scheich auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel gestartet und sollte nach St. Petersburg fliegen. 23 Minuten nach dem Start war es plötzlich abgestürzt.
Ein Ableger der IS-Miliz, der auf dem Sinai aktiv ist, hatte erklärt, einen Anschlag auf die Maschine verübt zu haben – als Vergeltung für die russischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien.
Russland begann am Wochenende damit, die nach dem Absturz in Ägypten festsitzenden rund 80'000 russischen Urlauber nach Hause zu fliegen. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge wurden innert 24 Stunden 11'000 Touristen mit Sonderflügen in die Heimat gebracht.
Den Linienverkehr nach Ägypten hat die Regierung in Moskau vorläufig untersagt. Auch Grossbritannien hat ein Flugverbot verhängt und will innert zehn Tagen alle rund 20'000 in Scharm el Scheich gestrandeten Briten zurückbefördern.
Auf der Suche nach der Absturzursache werteten die ägyptischen Ermittler auch die Aufnahmen der Überwachungskameras am Flughafen Scharm el Scheich aus.
«Wir wollen herausfinden, ob sich zum Beispiel jemand an den Sicherheitskräften oder den Metalldetektoren vorbeigeschlichen hat», sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte zu Reuters. Auch ob es irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten unter den Polizisten oder den Flughafenbeschäftigten gegeben habe, werde überprüft.
Die britische Regierung hält verstärkte Sicherheitskontrollen an Flughäfen im Nahen Osten für notwendig. Wenn der Absturz durch eine Bombe der IS-Miliz verursacht sein sollte, dann müsse das Sicherheitsniveau in Gebieten, wo der IS aktiv sei, überprüft werden, sagte Aussenminister Philip Hammond dem britischen Sender BBC.
Auch auf der Luftfahrtmesse in Dubai, die am Sonntag begann, dürfte der Absturz ein grosses Thema werden. Der Chef der Fluggesellschaft Emirates, Tim Clark, äusserte die Erwartung, dass die Branche nun mit Forderungen nach strengeren Sicherheitsvorkehrungen konfrontiert werde. (wst/sda/reu/dpa)