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«Äusserst instinktlos»: Netanjahu attackiert Gabriel wegen Treffen mit Menschenrechtlern

«Äusserst instinktlos»: Netanjahu attackiert Gabriel wegen Treffen mit Menschenrechtlern

28.04.2017, 10:2128.04.2017, 17:18
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Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu attends the weekly cabinet meeting in Jerusalem, Sunday, April 23, 2017. (Ronen Zvulun/ Pool via AP)
Benjamin Netanjahu.Bild: AP/Pool REUTERS

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den deutschen Aussenminister Sigmar Gabriel wegen dessen Treffen mit der israelischen Organisation Breaking the Silence heftig kritisiert. Es sei «äusserst instinktlos» gewesen, dass der deutsche Aussenminister die Organisation ausgerechnet zu einer Zeit traf, in der in Israel des Holocaust und der getöteten Soldaten gedacht werde, sagte Netanjahu im Interview mit der «Bild»-Zeitung vom Freitag.

Der konservative Politiker rechtfertigte, dass er bei Gabriels Antrittsbesuch als Aussenminister in Israel deshalb einen Termin mit dem SPD-Politiker platzen liess. Er werde sich nicht mit Diplomaten treffen, die «radikalen Randgruppen Legitimität verleihen, die unseren Soldaten zu Unrecht Kriegsverbrechen vorwerfen und die Sicherheit Israels untergraben», sagte er.

Die Menschenrechtsgruppe Breaking the Silence (Das Schweigen brechen) sammelt Aussagen israelischer Veteranen über den Umgang der Armee mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten.

Er habe Gabriel anrufen wollen, um seinen Standpunkt zu erläutern. «Aber er lehnte ein Telefonat ab», sagte Netanjahu. In deutschen Delegationskreisen hiess es dagegen, das Angebot des israelischen Ministerpräsidenten sei mit Bedingungen verknüpft gewesen, die man auf deutscher Seite nicht habe akzeptieren wollen und können.

epa05926939 German Foreign Minister Sigmar Gabriel joins a press conferance with Palestinian Prime Minister Rami Hamdallah (Not Pictured) in the West Bank city of Ramallah, 25 April 2017. According to ...
Sigmar Gabriel.Bild: ALAA BADARNEH/EPA/KEYSTONE

Im Übrigen habe sich Gabriel fast den ganzen Tag in «Rufweite» von Netanjahus Amtssitz aufgehalten. Ein Gespräch hätte also jederzeit stattfinden können.

Der Vorfall werde die deutsch-israelischen Beziehungen aber nicht gefährden, sagte Netanjahu der «Bild». Er freue sich auf den Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ende kommender Woche. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei «eine wahre Freundin Israels» und werde dies auch bleiben, fügte er hinzu. (sda/reu)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herbert Anneler
28.04.2017 11:46registriert August 2015
Ich finde es ebenso instinktlos, dass Israel Palästina immer mehr Getto-ähnlichen Gebilden macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Martin Buber, ein Erich Fromm oder ein Viktor Frankl oder ein Friedrich Hacker akzeptieren würden, was die Rechte in Israel mit Palästina tut, wie hinterhältig sie das Zweistaaten-Konzept hintertreibt - und nicht realisiert, dass sie Mauern um sich herum baut. Y. Rabin starb von der Hand eines Israeli - einem von denjenigen, die heute in Israel das Sagen haben...
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Alnothur
28.04.2017 16:19registriert April 2014
Bei solchen Politikern sollte es auch den letzten Idealisten nicht verwundern, warum dort seit Jahrzehnten kein Frieden zustande kommt.
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