Bei einer Massenhinrichtung in Jordanien sind am Samstag 15 Todesurteile vollstreckt worden, die meisten davon wegen Terrorismusvorwürfen. Amnesty International nannte die Hinrichtungen «schockierend», die jordanische Justiz sprach hingegen von einer «klaren Botschaft» an mögliche Unruhestifter.
Die Jordanier wurden am Samstag im Suaga-Gefängnis südlich der Hauptstadt Amman gehängt, wie Regierungssprecher Mahmud al-Momani der amtlichen Nachrichtenagentur Petra sagte. Nach seinen Angaben waren zehn der Hingerichteten Mitglieder einer «Terrorzelle».
Diese sei für Anschläge auf den jordanischen Geheimdienst, auf Sicherheitskräfte, auf Touristen sowie auf die jordanische Botschaft in Bagdad im Jahr 2003 verantwortlich gewesen sei. Der Regierungssprecher verwies konkret auf den Anschlag im Jahr 2006 in einem Amphitheater in Amman hin, bei dem ein Brite getötet wurde, und auf fünf getötete Sicherheitskräfte bei einem Anschlag nördlich von Amman im Juni vergangenen Jahres.
Ausserdem verwies er auf die Ermordung des christlichen Schiftstellers Nahed Hattar vor einem Gericht in Amman im September. Hattar musste sich wegen einer angeblich islamfeindlichen Karikatur vor Gericht verantworten. Die fünf anderen Hingerichteten waren den Angaben zufolge wegen anderer Straftaten zum Tode verurteilt worden, unter anderem wegen Vergewaltigungen.
Jordanien hatte 2006 ein Moratorium für die Todesstrafe verhängt, daher wurden seitdem keine Todesurteile vollstreckt. Das Moratorium endete unter Protesten von Menschenrechtsaktivisten mit einer Massenhinrichtung im Dezember 2014. Damals wurden elf Männer wegen Mordes gehenkt. Nach Angaben aus Justizkreisen warten in den jordanischen Gefängnissen noch 94 Menschen auf ihre Hinrichtung.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Hinrichtungen vom Samstag «schockierend» und das Ausmass der Exekutionen «erschreckend».
«Es handelt sich um einen grossen Rückschritt für Jordanien», erklärte die Vize-Chefin der jordanischen Amnesty-Sektion, Samah Hadid, in Beirut. Das Land sei in den vergangenen Jahren ein Vorbild in der Region gewesen, in der «viel zu häufig» Todesurteile verhängt würden.
Der Generalstaatsanwalt von Amman, Siad al-Dmur, sagte, die Hinrichtungen seien «eine klare Botschaft an alle diejenigen, die die Sicherheit der Nation ins Wanken bringen wollen». Tausende Jordanier stehen im Verdacht, Anhänger der Terrormiliz «IS» oder des Terrornetzwerks Al-Kaida zu sein.
Das vergleichsweise stabile Jordanien kämpft im Rahmen der US-geführten Anti-IS-Koalition, die Luftangriffe in Syrien und im Irak fliegt. Das Königreich fürchtet, von der Welle des Dschihadismus in der Region überrollt zu werden.
Jordanien hat im vergangenen Jahr vier Anschläge erlebt, für einige übernahm der «IS» die Verantwortung. Die Miliz bekannte sich etwa zu den Angriffen in der Touristenstadt Karak im Dezember mit zehn Toten. Unter den Opfern waren sieben Polizisten und eine kanadische Touristin. (sda/afp)