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Karte: So stimmten die Auslandstürken in Europa ab

epa05911551 People with Turkish flags gather during a spontaneously appearing motorcade in front of the Kaiser Wilhelm Memorial Church (Gedaechtniskirche) in Berlin, Germany, 16 April 2017. Turkish st ...
Die mit Abstand grösste türkische Auslandsgemeinde lebt in Deutschland. Von den 1'430'127 türkischen Staatsangehörigen im Land nahm knapp die Hälfte an der Abstimmung teil.  Bild: CLEMENS BILAN/EPA/KEYSTONE

Diese Karte zeigt, wo Erdogan im Ausland punktete – die Schweiz gehört nicht dazu

18.04.2017, 16:3918.04.2017, 16:56
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Knapp anderthalb Millionen im Ausland lebende türkische Staatsangehörige nahmen am Referendum teil, mit dem Präsident Recep Tayyip Erdogan seinem Amt mehr Macht zuschanzen will. 59,1 Prozent von ihnen sagten Ja zur Verfassungsänderung, die die demokratischen Rechte ihrer in der Heimat lebenden Landsleute beschneiden wird.

Fast 60 Prozent Ja-Stimmen in der türkischen Diaspora – das ist deutlich mehr als in der Türkei selber (51,4%). Doch nicht überall siegten die Erdogan-Anhänger: In der Schweiz blieb ihr Anteil klar unter 40 Prozent (38,1%) und in der Tschechischen Republik lag er sogar nur bei 12,5 Prozent.

Auslandtürken in Europa, Teilnahme am Referendum, April 2017
Karte: watson

Die krasse Ablehnung der Verfassungsänderung unter den Auslandstürken in Tschechien hatte allerdings keinerlei spürbaren Einfluss auf den Ausgang des Referendums: Weniger als 600 türkische Staatsangehörige stimmten hier ab – im Gegensatz zu Deutschland, wo es über 650'000 waren, von denen sich 63,1 Prozent für das Erdogan-Lager entschieden. In der Tat sagten fünf der sieben bedeutendsten türkischen Diaspora-Gemeinden in Europa Ja. 

Am deutlichsten war dies in Belgien der Fall: Drei Viertel der 72'127 Auslandstürken, die dort an der Abstimmung teilnahmen, waren für die Verfassungsänderung. In Österreich dasselbe Bild: 73,2 Prozent der 52'187 Teilnehmer sagten hier Ja. Und auch in den Niederlanden wählten über 70 Prozent von 116'543 Abstimmenden das Erdogan-Lager. Etwas geringer, aber immer noch leicht höher als in Deutschland war der Ja-Anteil mit 64,9 Prozent in Frankreich

Auslandtürken in Europa, Teilnahme am Referendum, April 2017
Karte: watson

50'374 Auslandstürken gingen in der Schweiz an die Urne; 35'424 waren es in Grossbritannien. In beiden Ländern lehnte eine Mehrheit Erdogans «Ermächtigungsgesetz» ab – sehr deutlich vor allem in Grossbritannien, wo es vier von fünf Abstimmenden waren.

Das Wahlreservoir der Auslandstürken
2'972'676 stimmberechtigte Türken leben im Ausland. Sie hatten zwei Wochen lang die Möglichkeit, für oder gegen das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem in der Türkei zu stimmen. 
In der Türkei sind rund 55,3 Millionen Menschen wahlberechtigt. Die Auslandstürken machen also etwa 5 Prozent aller Wahlberechtigten aus. Erdogan hatte sie dazu aufgerufen, sich massenhaft zu beteiligen. Knapp die Hälfte von ihnen ging zur Urne. 
(sda)

Das uneinheitliche Bild setzt sich ausserhalb Europas fort: In der Mehrzahl der Staaten – darunter die USA und China – sagte eine zum Teil deutliche Mehrheit Nein. Dagegen kam es – ausser in der Türkei – in nur 18 Staaten zu einem Ja. Woher die offensichtliche Diskrepanz im Abstimmungsverhalten der türkischen Diaspora-Gemeinden kommt, lässt sich ohne eine vertiefte Analyse der Abstimmungsresultate allerdings kaum sagen. 

(dhr)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aussensicht
18.04.2017 19:06registriert Dezember 2015
Sehr, sehr interessante Grafik.
Um richtig Aussagekräftig zu sein, müsste jedoch der Anteil der Kurden an der jeweiligen türkischen Diaspora in die Grafik einfliessen. Irgendwie.
Auftrag angekommen, Watson?! :)
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NWO Schwanzus Longus
18.04.2017 17:16registriert November 2015
3.Zufällig sind die Diaspora Länder in denen Türken mit Ja Stimmten die mit den krassesten Integrationsproblemen mit Türken. Deswegen kann man von Problemen beim Demokratieverständnis reden. In der Schweiz wurde Nein gesagt weil bei den Wahlen die Türken in der Schweiz zur hälfte für HDP stimmten also Prokurdisch sind. Deswegen ist die PKK bei uns auch sehr Aktiv. Anscheinend haben wir mehr Kurden als Türken.
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NWO Schwanzus Longus
18.04.2017 17:12registriert November 2015
2.In den meisten Ländern wo die Türken Ja sagten wurden viele Gastarbeiter beschäftigt und wurden in Massen herreingeholt. NL, F, D, Ö, B sind perfekte Beispiele für Masseneinwanderung von Türken ohne Plan. Es gibt Ausnahmen aber eher weil Kurden wohl die Mehrheit der wählenden stellen wie in der Schweiz. USA, R, C, CZ liessen nur unter strengen Bedingungen Türken rein so das ungebildete Türken kaum Chancen hatten ins Land zu kommen. Deswegen stimmten diese für Nein weil diese aus gebildeten Schichten kommen.
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