Bei der richtungsweisenden Präsidentschaftswahl in Ecuador beansprucht der linksgerichtete Regierungskandidat Lenin Moreno den Sieg für sich. Nach Angaben des staatlichen Wahlamtes in der Nacht auf Montag liegt er mit 51.07 Prozent der Stimmen vorne.
Der konservative Herausforderer Guillermo Lasso kam demnach auf 48.93 Prozent, wobei erst 94 Prozent der Stimmen ausgezählt waren. Lasso forderte eine Nachzählung der Stimmen. Er sei der wahre Gewinner der Stichwahl, sagte er im ecuadorianischen Fernsehen.
In seiner Heimatstadt Guayaquil marschierten Dutzende seiner Anhänger zum lokalen Wahlamt und riefen «Nein zu Betrug, Ja zur Demokratie». Bei der Befragung von Wählern nach Verlassen des Wahllokals hatte ein Forschungsinstitut Lasso knapp vorne gesehen, ein anderes sah eine Mehrheit für Moreno.
Er werde nicht ruhen, bis alle Ecuadorianer über eine Wohnung verfügten und der Analphabetismus im Andenland vollständig beseitigt worden sei, sagte Moreno am Sonntagabend (Ortszeit) in Quito vor seinen Anhängern. Gleichzeitig rief er zu einem friedlichen Zusammenleben auf: «Wir werden mit weniger Konfrontation und mehr Toleranz regieren».
Rund 12.8 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, den Nachfolger von Staatschef Rafael Correa zu bestimmen, der nach zehn Jahren im Amt abtritt. Die Wähler entschieden in der Stichwahl, ob es zu einer Wende in der Politik des ölreichen Landes kommt.
Moreno will Correas Kurs fortsetzen. Der ehemalige Banker Lasso dagegen fordert, dass sich das Land mehr für private Investoren öffnet.
Die Wahl hat auch internationale Auswirkungen: Lasso hat im Falle seines Wahlsiegs angekündigt, Wikileaks-Gründer Julian Assange keinen Unterschlupf mehr in der ecuadorianischen Botschaft in London zu gewähren. Dorthin hatte sich der Australier vor vier Jahren geflüchtet, um der Auslieferung nach Schweden zu entgehen, wo gegen ihn wegen Vergewaltigungsvorwürfen ermittelt wird. (cma/sda/reu/dpa/afp)