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17-jähriger Flüchtling überlebt 9 Stunden im Mittelmeer: «Eine Viertelstunde bevor Hilfe kam, verliessen meine Mutter die Kräfte»

Am Strand von Suwara: Die Hilfe der Mitarbeiter des Roten Halbmonds kam für viele Flüchtlinge zu spät.
Am Strand von Suwara: Die Hilfe der Mitarbeiter des Roten Halbmonds kam für viele Flüchtlinge zu spät.Bild: Mohamed Ben Khalifa/AP/KEYSTONE

17-jähriger Flüchtling überlebt 9 Stunden im Mittelmeer: «Eine Viertelstunde bevor Hilfe kam, verliessen meine Mutter die Kräfte»

29.08.2015, 16:3029.08.2015, 17:27
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Nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots vor der libyschen Küste hat ein geretteter Jugendlicher von seinem dramatischen Überlebenskampf im Mittelmeer berichtet.

«Das Boot brach auseinander.»
Shefaz Hamza, 17, pakistanischer Flüchtling

«Meine Mutter und ich haben neun Stunden im Wasser verbracht, wir hielten uns an einem Stück Holz fest», sagte der 17-jährige Pakistaner Shefaz Hamza in der libyschen Hafenstadt Suwara. «Ich sagte ihr ständig, dass alles gut gehen werde. Aber eine Viertelstunde vor dem Eintreffen der Rettungskräfte verliessen sie ihre Kräfte.»

Bruder, Schwester und Vater überlebten

Auch seine elfjährige Schwester sei ums Leben gekommen. «Jemand kletterte auf ihren Rücken und drückte sie herunter.» Dabei sei das Mädchen ertrunken. 

Hamzas Bruder, seine ältere Schwester sowie sein Vater waren ebenfalls an Bord des Schiffes, das am Donnerstag vor Suwara rund 160 Kilometer westlich der libyschen Hauptstadt Tripolis gesunken war. Sie überlebten das Unglück.

198 Menschen gerettet, 111 Leichen geborgen

Hamza berichtete, etwa 350 Menschen seien an Bord des Holzbootes gewesen, das bereits eineinhalb Stunden nach der Abfahrt leck schlug. Andere Überlebende sprachen von bis zu 400 Insassen. 

«Jemand kletterte auf den Rücken meiner Schwester und drückte sie herunter.» 
Shefaz Hamza, 17, pakistanischer Flüchtling

«Das Boot brach auseinander», sagte der 17-Jährige. Zusammen mit seiner Mutter, seiner kleinen Schwester und seinem Bruder habe er sich dann an Wrackteile geklammert, um nicht unterzugehen. Der Jugendliche wurde zusammen mit seinem Bruder in ein Polizeirevier nahe Suwara gebracht. Sein Vater und seine Schwester mussten in einem Spital behandelt werden.

Dutzende weitere Passagiere wurden am Wochenende weiterhin vermisst. Nach Angaben der Hilfsorganisation Roter Halbmond wurden bislang 111 Leichen geborgen. 198 Menschen konnten gerettet werden. (egg/sda/afp)

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