Vor der libyschen Küste sind am Montag an einem einzigen Tag 6055 Bootsflüchtlinge aufgegriffen worden. Sie waren auf 32 Schlauchbooten, fünf Kähnen und zwei Flössen unterwegs. Neun Menschen wurden tot geborgen.
An dem Einsatz waren drei Schiffe der Küstenwache, zwei der italienischen Marine, je eines der EU-Mission Eunavformed und der Grenzschutzagentur Frontex sowie Schiffe diverser Hilfsorganisationen beteiligt, wie die italienische Küstenwache mitteilte, die die Rettungsaktion im Seegebiet rund 55 Kilometer vor Tripolis koordinierte.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte am Dienstag mit, sie allein habe mit ihren drei Rettungsschiffen innerhalb von weniger als sieben Stunden fast 2000 Menschen von elf Booten gerettet. Viele der Rettungseinsätze seien dramatisch verlaufen, und einige Menschen mussten aufgrund ihres kritischen Gesundheitszustandes sofort auf das italienische Festland gebracht werden.
Eine junge Schwangere starb kurz nach ihrer Rettung, noch bevor sie evakuiert werden konnte. «Es ist inakzeptabel, dass die Menschen auch im Jahr 2016 immer noch keine andere Wahl haben, als diese schreckliche, tödliche Reise anzutreten,» kritisierte die NGO am Dienstag in einer Aussendung.
Von Libyen aus hat in diesem Jahr wieder eine grosse Anzahl von Migranten vor allem aus Afrika den gefährlichen Weg übers Mittelmeer nach Europa gesucht. Die Zahlen schwanken stark. Am Sonntag waren es 534 Flüchtlinge an einem Tag. Am 30. August wurden an einem einzigen Tag sogar 6908 Flüchtlinge zwischen der libyschen Küste und Sizilien aus Seenot gerettet.
Die Schliessung der Balkanroute im Frühjahr scheint sich auf die Flüchtlingszahlen auf der zentralen Mittelmeerroute aber nicht auszuwirken. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen 2016 wie 2015 bis Ende September jeweils rund 132'000 Bootsflüchtlinge nach Italien.
(sda/dpa/apa)