Bevor das nordkoreanische Regime den Test bestätigte, hatten Erdbebendienste in mehreren Ländern ein Erdbeben der Stärke 5,3 in der Nähe der Testanlage gemessen und daraus auf eine Explosion geschlossen. Der «Ort und die Stärke» der in Nordkorea gemessenen Erderschütterungen deuteten auf eine Atomexplosion hin, sagte ein südkoreanischer Regierungsvertreter der Agentur Yonhap. Die US-Erdbebenwarte USGS sprach am Freitagmorgen von einer «möglichen Explosion».
Das chinesische Erdbebenzentrum CENC meldete, die Erschütterungen seien zweifellos Folge einer Explosion. Demnach wurden die Stösse bei der Anlage Pyunggye-Ri um 08.30 Uhr (Ortszeit) registriert. Das chinesische Umweltministerium liess entlang der Grenze zu Nordkorea nach einem Bericht des Staatsfernsehens messen, ob Strahlung auftrat. Die Börsen in Asien verbuchten Verluste.
Beim Atomtest handle sich um einen klaren Verstoss gegen Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats, erklärte später Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye nach Angaben ihres Büros. Der Test belege die «wahnsinnige Rücksichtslosigkeit» von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un. Experten gingen von einer höheren Sprengkraft aus als bei der letzten Atom-Detonation im Januar.
Präsidentin Park telefonierte einer Meldung der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge mit US-Präsident Barack Obama, dessen Land Tausende Soldaten in Südkorea stationiert hat. Die südkoreanische Regierung berief den Nationalen Sicherheitsrat ein. Das Militär richtete einen Krisenstab ein.
Der US-Präsident seinerseits warnte die Führung in Pjöngjang vor «ernsthaften Konsequenzen». Er werde in den kommenden Tagen «weiter mit unseren Verbündeten und Partnern beraten, um sicherzustellen, dass provokativen Aktionen Nordkoreas mit ernsthaften Konsequenzen begegnet wird».
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, ein solcher Test könne nicht toleriert werden.
LATEST: Shallow earthquake detected near North Korea nuclear test site https://t.co/uwd4QwuFkx
— Bloomberg (@business) September 9, 2016
Auch China verurteilte den Atomwaffentest auf das Schärfste. Nordkorea habe «trotz breiten internationalen Widerspruchs erneut einen Atomtest ausgeführt – die chinesische Regierung lehnt dies entschieden ab», erklärte das Aussenministerium in Peking auf seiner Website.
Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte den fünften Atomwaffentest und rief den UNO-Sicherheitsrat auf, auf «diese Verletzung seiner Resolutionen» zu reagieren. Der UNO-Sicherheitsrat hatte wegen früherer Verstösse bereits harte Sanktionen gegen Nordkorea verhängt.
Experten sagten, es deute daraufhin, dass es sich um den bislang gewaltigsten Atomtest Nordkoreas gehandelt haben könnte. Jeffrey Lewis vom Middlebury Institut Internationaler Studien in Kalifornien schätzte die Sprengkraft auf 20 bis 30 Kilotonnen. Das wäre mehr als die Bombe, die im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima abgeworfen worden war. Südkoreas Militär ging vorerst von zehn Kilotonnen aus.
Auf dem gleichen Testgelände hatte Nordkorea zuletzt im Januar eine Atombombe gezündet. Alle unterirdischen Atomversuche Nordkoreas seit 2006 sind bisher dort vorgenommen worden. Zuvor hatten Satellitenaufnahmen schon Aktivitäten gezeigt, die auf Vorbereitungen eines fünften Atomversuchs hindeuten könnten.
Nach dem Atomtest im Januar und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UNO-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft. Mit den Waffentests setzt sich der isolierte kommunistische Staat über ein internationales Verbot hinweg. Der UNO-Sicherheitsrat hatte wegen früherer Verstösse bereits harte Sanktionen gegen Nordkorea verhängt.
Erst am Montag hatte Nordkorea erneut ballistische Raketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou überschattet. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den jüngsten Raketentest scharf.
(trs/sda/afp/dpa/reu)