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Bei seinem Amtsantritt schwärmte US-Präsident Barack Obama von einer Welt ohne Nuklearwaffen. Mit dem Iran ist es ihm auch gelungen, ein Abkommen auszuhandeln, das bis auf Weiteres verhindert, dass die Ayatollahs in den Besitz von Atomwaffen geraten. Bei Kim Jong Un hingegen beisst Obama auf Granit. Nordkorea hat soeben eine Atombombe getestet, zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Die traditionellen Massnahmen greifen gegen Kim nicht. Anders als mit dem Iran gibt es kaum Handel zwischen den USA und Nordkorea, ein Boykott wäre daher sinnlos. Und es hilft auch nicht wirklich weiter, dass es ausser dem ehemaligen Basketballstar Dennis Rodman keinen Amerikaner gibt, der Kim persönlich kennt.
Dabei ist die Situation wirklich gefährlich geworden. Schon in Frühjahr meldete der «Economist», dass Nordkorea alle sechs Wochen eine neue Atombombe baut – und dass es auch in der Lage ist, diese an strategisch wichtige Orte der Welt zu transportieren. «Nur extreme Optimisten können heute noch daran zweifeln, dass Nordkorea inzwischen Raketen entwickelt hat, die nicht nur seine südlichen Nachbarn bedrohen, sondern auch Japan und bald auch den amerikanischen Militärstützpunkt in Guam», schrieb der «Economist» damals.
Für Kim ist die Atombombe mehr als eine schreckliche Waffe. Sie hätte seinem Land «Würde und nationale Macht» gebracht, prahlte er einst, und er sei nun in der Lage, «Manhattan in Schutt und Asche zu legen».
Die Versuche, Nordkorea zur Vernunft zu bringen, sind mehr als 20 Jahre alt. 1994 versprach der damalige US-Präsident Bill Clinton Kims Vater Kim Jong II zwei Atomreaktoren – die kein waffenfähiges Uran produzieren konnten – und die Lockerung von Sanktionen, wenn er sein Atombomben-Programm auf Eis legen würde. Kim Jong II willigte zwar ein, verstiess jedoch so offensichtlich gegen die vereinbarten Auflagen, dass die Übung abgebrochen wurde.
Der nächste Versuch waren die «Sechs-Parteien-Gespräche». Die USA verhandelten nicht mehr bilateral mit Nordkorea, sondern zusammen mit China, Japan, Russland und Südkorea. 2009 lancierte Nordkorea in kurzer Folge Trägerraketen, was den Gesprächen nicht eben förderlich war. Als Nordkorea 2012 neue Raketentests ankündigte, wurden die Gespräche eingestellt.
Einzig China könnte Druck auf Kim ausüben. Peking ist aber bisher vor harten Sanktionen zurückgeschreckt. Die Chinesen wollen auf keinen Fall, dass es zu einer Wiedervereinigung der beiden Koreas kommt, weil US-Truppen dann direkt an ihrer Grenze stehen würden. Deshalb kaufen sie weiter Kohle und Eisenerz aus Nordkorea und liefern im Gegenzug Erdöl, Nahrungsmittel und Konsumgüter.
Die Chinesen wollen auch nicht, dass die Amerikaner in Südkorea sogenannte THAAD-Raketen aufstellen, Abwehrraketen, die allfällige nordkoreanische Angriffe in der Luft abfangen könnten. Sie haben Angst, dass damit auch ihre eigene nukleare Streitmacht bedroht wäre. Dass Amerikaner und Chinesen gemeinsam gegen Nordkorea vorgehen werden, ist derzeit ohnehin wenig wahrscheinlich. Der Streit um die Inseln im südchinesischen Meer hat dazu geführt, dass die Beziehungen zwischen Washington und Peking ziemlich frostig geworden sind.
Der neueste Atomtest wird einen internationalen Proteststurm auslösen – mehr nicht. Für ein gemeinsames Vorgehen von China, Südkorea und den USA fehlt das politische Fundament. Typisch die Reaktion aus Peking: China verlangt die Wiederaufnahme der moribunden «Sechs-Parteien-Gespräche».